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Bohren gegen Bakterien BIOCHEMIE Eine Alternative zur Bekämpfung von antibio- tikaresistenten Bakterien entwickelten Forscher der Rice University in Houston, Texas, weiter: molekulare Bohrer . Diese aus Makromolekülen zusammengesetzten Gebilde durchbohren die Membran der Bakterien und zerstören sie so. Bislang wurden die Bohrer mit ultraviolettem Licht angetrieben, doch dieses ist potenziell schädlich für die Haut. Durch das Hinzufügen einer Stickstoffgruppe gelang es den Forschern, das Molekül dazu zu bringen, unbedenkliches blaues Licht für die Rotation zu nutzen – und testen den Boh- rer nun erfolgreich gegen entzündungsauslösende Bakterien in Brandwunden. Ihr nächstes Ziel: den molekularen Bohrer auch außerhalb von Laborbedingungen nutzbar zu machen.
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einzelnen Patienten in individu- ellen Heilversuchen zum Einsatz, zugelassen ist die Therapie in Deutschland nicht, zumal der Phagencocktail stets auf die In- fektionserreger des jeweils Be- troffenen zugeschnitten werden muss. Daher ist es nur schwer möglich, eine Phagenbehand- lung in großen klinischen Stu- dien zu prüfen – eine Vorausset- zung für die Zulassung als Arzneimittel. Und die Kranken- kassen übernehmen auch nicht die Kosten der Therapie. Doch fragen sich manche Ärzte inzwischen, ob sie sich am Vorgehen ihres Brüsseler Kolle- gen Pirnay orientieren sollen. Seit 2017 nämlich darf der belgi- sche Biotechnologe in der eige- nen Klinikapotheke Phagencock-
Frage der Zeit«, sagt Christine Rohde, Mikrobiologin und ehe- malige Leiterin der Phagen- sammlung am Leibniz-Institut in Braunschweig. Auch gentech- nisch veränderte Phagen kom- men inzwischen zum Einsatz. In England zum Beispiel erhielt ein Mädchen, das an Mukoviszidose litt, gentechnisch veränderte Phagen gegen ihre Lungenent- zündung. Und in Dänemark ha- ben erste klinische Studien mit Phagen begonnen, deren Erbgut Forschende mit der Genschere CRISPR/Cas verändert haben. G leichzeitig suchen Medizi- ner nach Wegen, die Pha- gentherapie in Deutsch- land breiter einzusetzen. Bislang kommt die Behandlung nur an
verändern, an denen die Bakte- rienfresser andocken wollen. Was aber wiederum zur Folge ha- ben kann, dass die Bakterienzelle Antibiotika nicht mehr so schnell aus dem Zellinneren hinaus- pumpen kann wie bisher. D ieses Zusammenspiel von Bakterien, Antibioti- ka und Phagen sieht sich Green im Labor an. Bei unzähli- gen Bakterien. Antibiotika. Pha- gen. »Das ist sehr zeitaufwen- dig«, sagt die Forscherin. Sie sequenziert zum Beispiel das Erbgut von Bakterien und Pha- gen, versucht, darin Muster zu finden, die für ein gutes Zusam- menspiel der beiden Gegenspie- ler und der Antibiotika wichtig sind. Um zu erkennen, wann und wie Bakterien gegen Phagen re- sistent werden, welche Folgen das hat – und auch, welche alter- nativen Winzlinge aus der Natur dann zur Verfügung stehen. Bald sollen Methoden der künstlichen Intelligenz dabei helfen, solche Muster noch bes- ser zu erkennen. »Das ist nur eine
Seit mindestens 100 Jahren
ist die Phagenthera- pie bekannt. Beson- ders in vielen Ländern der ehemaligen Sowjetunion wurden sie erfolgreich eingesetzt. Vorreiter: das Georgi-Eliava- Institut in Tiflis in Geogien
» Phagen können helfen, die
Schlagkraft von Antibiotika gegen
resistente Bakterien zu erhöhen «
Sabrina Green, Mikrobiologin
64 P.M. 08/2025
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