P.M. Magazin

IDEEN | SOLARTECHNIK

DAS SYNTHETISCHE ERDÖL WIRD ZU KEROSIN, DIESEL UND NAPHTA VERARBEITET

>400 Millionen Tonnen nachhaltiger Treib- stoff werden nach Schätzung des Dachverbands der Fluggesellschaften, IATA, 2050 nachge- fragt werden, vor allem für den Flugverkehr

Spiegelfeld

der Eidgenössischen Techni- schen Hochschule Zürich (ETH) bewiesen, dass Sonnenlicht als Energiequelle für nachhaltige Treibstoffe ausreicht. 2020 tat Furler sich mit den Ingenieuren von Heliokon zusammen, die in einem Spin-off des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) in Köln präzise Steuerun- gen für Heliostaten zur Bünde- lung von Sonnenlicht bauten. Gemeinsam schafften sie es, den Brennfleck des Lichts zu nutzen, um damit Prozesswärme von 1500 Grad Celsius zu erzeugen – Weltrekord. Danach verschmol- zen beide Firmen zu einem ge- meinsamen Unternehmen. Synhelion hat langfristige Abnahmeverträge mit der Flug- linie Swiss, dem Schweizer Flug- zeughersteller Pilatus und ande- ren kleineren eidgenössischen Unternehmen wie den Bergbah-

nen Lenzerheide geschlossen. Die synthetischen Treibstoffe sollen dort zum Einsatz kom- men, wo eine Elektrifizierung von Antrieben kaum möglich ist: bei Flugzeugen, Schiffen und großen Lkw. Aber bisher haben erst wenige Fässer Solartreibstoff das Firmengelände verlassen, für symbolische Betankungen als Marketing. So waren das histori- sche Dampfschiff »Gallia« auf dem Vierwaldstättersee und die Harley Davidson eines ETH-Pro- fessors im Mai mit dem nachhal- tigen Sprit unterwegs. Hitze zu erzeugen, das ist die zentrale Aufgabe der Treibstoff- köche. Mit ihrer Hilfe wandelt der Reaktor das aus der Land- wirtschaft stammende Biogas, das überwiegend aus Methan und Kohlendioxid besteht, in so- genanntes Synthesegas um, ein Gemisch aus Kohlenmonoxid

PV-Feld

Die Sonnenstrahlung wird von einem Spiegelfeld reflektiert und auf den Receiver konzentriert

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Die Solarfabrik Dawn in Jülich mit den Sonnenspiegeln und dem Reaktorturm. Sie soll bis 2027 erweitert werden

und Wasserstoff. Das war schon im fossilen Zeitalter ein wichti- ges Zwischenprodukt für die chemische Industrie und Aus- gangspunkt für Treibstoffe. Traditionell wird das Gemisch allerdings meist aus Erdgas her- gestellt. Gleichzeitig wird der immense Energiebedarf des Prozesses durch Verbrennen von Erdgas gedeckt. Zwei fossile Treibhausgasquellen, die Synhe- lion in seiner Solarfabrik ausge- tauscht hat. Die Energie stammt nun aus Solarwärme. Und für den Koh- lenstoff, aus dem das erdölfreie Kerosin hergestellt wird, kom- men unterschiedliche Quellen infrage. So kann Kohlendioxid direkt aus der Luft gewonnen

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