davon in synthetisches Erdöl umgewandelt, weil die Testanla- ge nur eine begrenzte Zahl an Fischer-Tropsch-Elementen be- sitzt. Die ließe sich rasch erweitern, doch Philipp Furler legt das Augenmerk zunächst einmal auf den Solarteil der An- lage. Er will vor allem Betriebs- erfahrung mit dem Reaktor, dem Wärmespeicher und den Helio- staten sammeln. Nach und nach werden die Betriebszeiten ver- längert. Im kommenden Jahr soll Dawn dann dauerhaft in den Sieben-Tage-Betrieb gehen. D iese Strategie geht auf. Der Testbetrieb seit Juni 2024 war so erfolgreich, dass Synhelion bereits größere Anlagen plant. Im kommenden Jahr sollen die Bauarbeiten für eine Solarfabrik mit einer zehn- fachen Kapazität starten. 2027 wird sie laut Plan den ersten So- lartreibstoff liefern. Das Projekt war zunächst im sonnenver- wöhnten Spanien geplant, aber die guten Rahmenbedingungen sprachen am Ende doch für eine Erweiterung des Komplexes durch den Bau von »Rise«, einer zusätzlichen Anlage in Jülich. Zum einen ist in der ländli- chen Umgebung viel Biogas als Rohstoff vorhanden. Zum ande- ren wird im neuen Industriege- biet und auf großen Flächen am Rande des auslaufenden Braun- kohletagebaus viel Solarstrom produziert, den Synhelion zu- sätzlich zur Kraftstoffgewinnung nutzen könnte. »Es gibt zwei Wege, um die Hitze für den Reak- tor zu erzeugen«, sagt Furler. Durch Fokussierung des Lichts mit Spiegeln oder durch elektri- sches Heizen mit Strom aus Pho- tovoltaik. Die Firma testet in Jü- lich beide Varianten parallel.
In einem Container neben dem Reaktor- turm lagert Synhelion Fässer mit dem synthetischen Rohöl aus der Fabrik
lysator und Synthesegas optimal reagieren können. Die kompakte Bauweise kommt auch mit der Abwärme der Reaktion besser klar. »Herkömmliche Reaktoren sind so groß, weil sie viel Platz für massive Wärmetauscher brau- chen«, sagt Böltken. Sein Appa- rat nutzt Verdampfungskühlung und passt so in einen Container. Dawn produziert bereits so viel Synthesegas, dass die Inera- tec-Reaktoren daraus etwa 150 000 Liter Treibstoff pro Jahr herstellen könnten. Tatsächlich wird aber höchstens ein Zehntel
herstellen, ohne Erdöl-Vorkom- men zu besitzen. Wirtschaftlich rentabel wurde das alternative Verfahren jedoch nie. Ineratec ist dieser Schritt ge- lungen. Die junge Karlsruher Firma hat die Fischer-Tropsch- Methode erheblich praktikabler gemacht: Was früher einen zwölf Meter hohen Reaktor benötigte, gelingt jetzt in einem 50-Zenti- meter-Würfel. Dessen Geheim- nis liegt im Inneren: Mehrere Schichten dünner, mikrostruk- turierter Bleche schaffen eine große Oberfläche, auf der Kata-
Der Receiver – hier eine Ansicht aus dem Inneren des Turms – empfängt die Sonnen- strahlen und wandelt sie in Prozesswärme um
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