P.M. Magazin

VISIONEN | MEERESBIOLOGIE

rot Wirbeltiere, wie Menschen, Katzen hämoglobin Das im Hämoglobin eines durchschnitt- lichen erwachse- nen Menschen ent- haltene Eisen wiegt ungefähr so viel

violett div. Meereswürmer und Muscheln hämerythrin Da Hämerythrin Sauerstoff stärker bindet als Hämo- globin, kommt es bei Tieren vor, die in einer sauer- stoffarmen Umge- bung leben

farblos Eisfische der Antarktis

blau Krebse, Spinnen , Kopffüßer hämocyanin Oktopusse und Krebstiere haben blaues Blut, nicht wegen ihrer aristo- kratischen Her- kunft, sondern weil ihr Blut Kupfer- ionen enthält

grün Eegel, einige Eidechsenarten chorocruorin Manche Eidechsen haben grünes Blut aufgrund einer großen Menge an Biliverdin, ein Abbauprodukt des Hämoglobins

farbloses blut Blut von Eisfischen ist farblos, da es kein Hämoglobin enthält – sie haben sich daran ange- passt, den im Blut gelösten Sauerstoff direkt zu nutzen

wie eine Ein- Cent-Münze

Warum hat Blut unterschiedliche Farben? TRANSPORT-MOLEKÜL Blut hat unterschiedliche Farben, weil Lebewesen verschiedene Moleküle für den Sauerstoff- transport nutzen. Beim Menschen sorgt eisenhaltiges

Hämoglobin für das charakteristische Rot. Andere Tiere, wie Pfeilschwanzkrebse, verwenden stattdessen kupferhaltiges Hämocyanin . Ihr Blut erscheint bei Sauerstoffbindung blau.

Anders als bei höher entwickelten Lebewesen, de- ren komplexes Immunsystem Eindringlinge auf ih- rer Reise durch die Blutgefäße bekämpft, reagiert das Pfeilschwanzkrebs-Lysat LAL sofort: Es kapselt Bakterien durch rasche Gerinnung in einer gelie- renden Schicht ein. Bang und Levin entwickelten eine Methode, um LAL aus den Blutzellen zu extrahieren, und veröf- fentlichten ihre Erkenntnisse ohne Patent. Diese wissenschaftliche Großzügigkeit hatte weitreichen- de Folgen. Während die Forscher primär am Im- munsystem interessiert waren, erkannte ihr Kollege Stanley Watson von der Woods Hole Oceanographic Institution das kommerzielle Po- tenzial. Ab 1960 stellte er das Lysat nach der publi- zierten Anleitung her: beugen des Krebses am Übergang zwischen Vorder- und Hinterkörper, Desinfektion mit Alkohol, Einstechen der Nadel. Das austretende Blut verfärbte sich sofort blau. Watson verkaufte seinen Überschuss für 15 000 US-Dollar pro Quart (0,94 Liter). 1976 kam dann der Durchbruch für LAL durch eine medizinische Katastrophe: Nach einer von US-Präsident Gerald Ford beworbenen Grippeimp- fung erkrankten viele Menschen schwer, 52 starben.

Das Blut der Pfeil- schwanzkrebse enthält Kupfer, weil es das Sauerstoff-transpor- tierende Protein Hämocyanin enthält. Es bindet Sauerstoff- moleküle mithilfe von Kupferionen

Der Impfstoff war bakteriell verunreinigt gewesen, und die gängigen Methoden zur Prüfung hatten versagt. Da erlaubten die Behörden den Einsatz von LAL. Der Test war erfolgreich, obendrein schnell und günstig. Mit der offiziellen Zulassung 1978 wur- de Stanley Watson zum wohlhabenden Mann. Heu- te ist LAL ein Millionengeschäft; in den USA stellen es drei Unternehmen her. Allerdings mit schwer- wiegenden Folgen für die Pfeilschwanzkrebse.

08/2025 P.M. 87

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