P.M. History

AUSGEGRABEN

A uf einem Friedhof eines mittelalterlichen Klosters im heutigen Sudan entdeckten die Bioarchäologen Robert Stark von der Universität Warschau und Kari Guilbault von der US-amerikanischen Purdue University bei einem der Toten eine besondere Tätowierung: ein als Christogramm bekanntes Symbol sowie zwei griechische Buchstaben. Vermutlich wollte der Tote seine Religiosität ausdrücken: Zu seinen Lebzeiten zwischen 667 und 774 n. Chr. war das Leben am oberen Nil vom Christentum geprägt. Herr Dr. Stark, wie hat Ihr Team das mit bloßem Auge kaum erkennbare Tattoo aufgespürt? Meine Kollegin Kari Anne Guilbault von der Purdue Univer- sity hat das Tattoo entdeckt, als sie die Toten aus Ghazali untersuchte. Sie arbeitet als Anthropologin bei dem Projekt. Kari verfügt glücklicherweise über fundierte Kenntnisse in der Tattoo-Forschung und Fotografie, insbesondere ist sie auf natürlich erhaltene antike nubische Tätowierungen spezialisiert. So fiel ihr an einem der Toten eine Hautstelle auf, an der sie eine Tätowierung vermutete. Der betreffende Bereich wurde dann mit Vollspektrumfotografie fotografiert und nachbearbeitet, um den idealen Kontrast für das Bild zu erzielen. Dabei zeigte sich deutlich, dass an der Stelle – dem rechten Fuß – tatsächlich eine Tätowierung vorhanden war. Jesus unter der Haut

BEKENNTNIS Der Tote mit dem frühen Christus-Tattoo (l.) wurde nahe den Ruinen des Ghazali-Klosters im Sudan entdeckt

Mit welcher Technik wurde das Tattoo gestochen? Das ist noch unklar. Die Person lebte im Mittelalter im heuti- gen Sudan, und es gibt leider noch keinen Nachweis, wie Tätowierungen zu dieser Zeit angefertigt wurden. Wir könn- ten zwar über wahrscheinliche Ansätze spekulieren, aber noch nichts mit Sicherheit sagen. Was bedeutet das Symbol? Die Tätowierung besteht aus einem Kombinationssymbol der griechischen Buchstaben „Chi“ und „Rho“ sowie den eigen- ständigen griechischen Buchstaben „Alpha“ und „Omega“. Das kombinierte „Chi-Rho“ ist ein klassisches christliches Symbol, das als „Christogramm“ bekannt ist. „Chi“ und „Rho“ sind die ersten beiden griechischen Buchstaben des

DER ERSTE SCHOKORIEGEL der Welt lief 1847 in Bristol vom Band, als in einer Fabrik der Firma J. S. Fry & Sons (r.) erstmals flüssige Schokolade in eine Blockform gegossen wurde. KANDIERTE VEILCHENBLÜTEN sollen die Lieblingsnascherei von Kai- serin Sisi gewesen sein. Laut Legende gab es dafür sogar einen Geheimgang vom Hofzuckerbäcker Demel in die Hofburg in Wien. MARZIPAN durfte in Europa anfangs nur in Apotheken hergestellt und KURIOS XXL

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