P.M. History

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SELBSTBEWUSST Die junge Adlige for- derte die Eheschließung vom König – ein unge- wöhnlicher Schritt

Fossiler Schmuck

N ormalerweise wird Schönheit mit Jugend gleich- gesetzt, nicht mit Alter. Das hielt die Bewoh- ner der römischen Provinz Hispania jedoch nicht davon ab, ein Hunderte Millionen Jahre altes Fossil zu einem Schmuckstück zu verarbeiten. Archäo- logen fanden einen vier Zentimeter langen versteiner- ten Trilobiten des Genus colpocoryphe am Fundplatz A Cibdá de Armea bei Ourense in Galicien. Laut einer neuen Studie aus dem Jahr 2025 wurde der Trilobit zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert n. Chr. gezielt be- arbeitet, um als Amulett zu dienen – der erste Fund dieser Art in der römischen Welt. Weltweit sind nur zehn wei- tere Beispiele bekannt. Fossilien galten damals als magisch. Die Römer hielten Dinosaurierknochen für die Überreste von mythischen Wesen oder Helden. Versteinerte Insekten wie dieser Tri- lobit sollten vor bösen Mächten schützen. Abriebspuren zeigen: Er hing vermutlich an einem Lederband oder war in Silber gefasst. Vielleicht schmückte er einen Hausaltar. Durch wie viele Hände der Trilobit ging, ist nicht be- kannt. Seine rötliche Färbung und die Versteinerung in Eisenoxid lassen die Forscher darauf schließen, dass das Fossil aus dem Süden der Iberischen Halbinsel stammt, 430 Kilometer von seinem Fundort entfernt. Für den letzten Besitzer verlor das steinerne Schutzwesen jedoch seinen Zauber – und landete im Müll. Merlin Wassermann

„Der Fund ist außergewöhnlich: Die Grablege liefert uns wertvolle Einblicke in eine herausragende Frauenbestat- tung am Ende des 18. Jahrhunderts“, sagt Sebastian Heber vom Landesdenkmalamt. „Die Beschaffenheit und Lage des Grabes passen zu allen bekannten Quellen.“ Absolute Gewissheit über die Identität des Leichnams könnte nur eine DNA-Analyse bringen, wofür der Sarg ge- öffnet werden müsste. Um die Totenruhe zu wahren und den fragilen Zustand – der Sarg weist bereits Schäden auf – nicht zu gefährden, soll darauf jedoch vezichtet werden. Vielmehr möchte man die Gruft nun dokumentieren und sichern. Künftig soll sie zugänglich bleiben, als Erinnerung an eine Frau, deren Existenz fast im Dunkel der Geschichte verschwunden wäre. Merlin Wassermann

TOILETTENSYSTEME DER GESCHICHTE

BOURDALOUS Ihrer Zeit voraus wa- ren die feinen Damen im Frankreich des 18. und 19. Jahrhunderts. Angeb- lich, um den langen Predigten des Pfarrers Louis Bourdaloue ungestört lauschen zu können, nahmen einige von ihnen Saucenschüsseln mit in die Kirche – als Nachttopf für unterwegs. 1PS[FMMBONBOVGBLUVSFOHSJŢFOEBTBVG und entwickelten die Bourdalous – deren Name jedoch vermutlich eher auf die Worte für „Bach“ und „verrich- ten“ zurückgeht – die zu kostbaren -VYVTBSUJLFMOBWBODJFSUFO d a t -

SCHWEIN GEHABT Im alten China war die Toilette oft auch Schweine- stall: Bei den Zhu Juan Mao Keng befand sich der Abort direkt über dem Gehege, die Schweine fraßen den Kot der Menschen, bevor sie selbst auf deren Teller landeten – Krankheitsrisiken inklusive. Teilweise hielten sich diese Toilettenarten bis ins 21. Jahrhundert. UNGEAHNTE GEFAHR Die Abort- erker waren zentrale Bestandteile von Festungen im Mittelalter. Von der "V›FONBVFSţFMFOEJF&YLSFNFOUFJO

den Burggraben. In der Dompropstei des Marienstiftes in Erfurt befand sich die Kloake jedoch unter dem Gebäu- de. Das wurde etwa 60 Anwesenden, die den königlichen Hoftag 1184 be- suchten, zum Verhängnis. Beim „Er- furter Latrinensturz“ brach der Boden von zwei Stockwerken. Die Adligen landeten in der Toilettengrube, die meisten von ihnen ertranken.

P.M. HISTORY – OKTOBER 2025 11

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