len Kundschafterin für einen Angriff erklärt, den Colonel James Montgomery am 2. Juni 1863 von Port Royal aus auf dem Combahee River in South Caroli- na unternimmt. Tubman steht auf dem Führungsboot der Expedition, die es weniger zum Ziel hat, gegen Soldaten zu kämpfen, als das erreichte Land zu plündern und zu verbrennen und die Sklavenhalter zu vertreiben. Und möglichst viele der herbeigeeilten Skla- ven auf die Schiffe zu retten. 730 Men- schen sind es insgesamt – „die Kinder Israels, aus Ägypten kommend“, wie Tubman später sagen wird. Und was eine Zeitung als ihren ganz eigenen Er- folg feiern wird, als das Ergebnis ihrer „Kühnheit“ und ihres „Scharfsinns“. Im „Boston Commonwealth“ erscheint eine erste Biografie von ihr, verbunden mit einem Spendenaufruf für sie. Blutiger wird es bald in Charleston Harbor, ebenfalls South Carolina. Auch dorthin begleitet Tubman die Truppen der Unionisten – und dort erlebt sie alle Grauen des Krieges. „Blitze“ sieht sie da, und „es waren die Gewehre“. Gewitter hört sie da, „und es waren die Kanonen“. Und Regen hört sie da fallen, „und es waren die Blutstropfen“. Und als sie „die Ernte“ sah, erinnert sie sich, „war es der Tod“. Tubman versucht, die Fliegen von den Sterbenden zu verscheuchen, schuf- tet als Krankenschwester und Köchin. Er-
die Militanz. Auch wenn sie zunächst noch zwei friedlichere Jahre vor sich haben wird. Einem Sklaverei-Gegner und US-Senator verdankt sie ein klei- nes Grundstück und ein Holzhaus in Auburn, Bundesstaat New York. Sie muss ihm das Heim, in dem sie fortan immer mehr Verwandte, aber auch entflohene Sklaven zumindest auf Zeit aufnimmt, in Raten abbezahlen. 1860 unternimmt Tubman einen letz- ten Versuch, eine dort noch verbliebene Schwester und deren zwei Kinder aus Maryland in den Norden zu holen. Doch die Schwester ist verstorben, die Kinder sind bereits verkauft. Geld, um sie aus- zulösen, hat Tubman nicht. Und so kehrt sie ebenso erfolglos zurück wie bei ih- rem Versuch, ihren Ehemann nachzu- holen. Er hat sich von ihr abgewandt. D er zweite große Kampf der Harri- et Tubman beginnt 1861 mit dem Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkriegs. Er wird Tubman den Beinamen General einbringen. Dabei betreut sie zunächst nur als Kranken- schwester in South Carolina Flüchtlinge aus der Umgebung. Und wird zur glü- henden Anhängerin des Generals David Hunter, der den Kampf der „Unionisten“ gegen die Konföderierten im Süden zum Kampf gegen die Sklaverei erklärt. Ei- nem Zweifler an der bevorstehenden Be-
GEPRÄGT In diesem Jahr wird die US-Notenbank eine Dollarmünze mit Tubmans Konterfei herausbringen
freiung der Sklaven sagt sie: „Sie werden es sehen. Und Sie werden es bald sehen.“ Bald laufen tatsächlich Tausende Sklaven von den Plantagen in Maryland weg, hinter die Linien der Unionisten, die darangehen, schwarze Regimenter zu bilden. Tubman hilft dabei. Noch hat sie es mit kranken und sterbenden Sol- daten zu tun, mit Typhus und Malaria, mit fehlender Hygiene, mit Hunger und Siechtum jenseits der Schlachtfelder. Dann aber wird sie zur Speerspitze einer militärischen Operation. Wird aufgrund ihrer Kenntnisse in den Was- serlandschaften des Südens zur offiziel
WEHRHAFT Während des Bürger- kriegs in Amerika stellen die Nord- staaten Regimenter auf, die nur aus schwarzen Soldaten bestehen
P.M. HISTORY – 20
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