WELTREISE Die Christies gehen 1922 auf Tour, um für die Britische Kolonialaus- stellung 1924 in London zu werben. Links: der Kanada-Pavillon in Wembley Park
Auflage verkauft etwa 2000 Exempla- re, für die bis dato unbekannte Autorin ein solider Start. Die Verbreitung über Leihbibliotheken und Magazine trägt dazu bei, dass die Schriftstellerin zu- nehmend bekannter wird. Fremde Kulturen Auch die Kritiken fallen überwiegend positiv aus; so lobt die renommierte Literaturzeitschrift Times Literary Sup- plement die Logik des raffinierten Plots und die Fähigkeit der Autorin, den Le- ser mit ihrer spannenden Handlung zu fesseln. Ihr Stil ist geprägt durch eine klare Sprache, die auch ein Jugendli- cher versteht, aber gleichzeitig intellek- tuell herausfordert, weil die Lösung des Rätsels nicht einfach ist. Christie liefert zudem eine psychologische Betrach- tung der Figuren und hat einen feinen Sinn für Ironie. Im selben Jahr bekommt Archie das Angebot, für mehrere Monate durch das englische Kolonialreich zu reisen und bei Landwirten, Händlern und Viehzüchtern für deren Teilnahme an
einer der bestbezahlten Autoren seiner Zeit. Auch die Kriminalgeschichten von Doyles Schwager Ernest William Hor- nung, dem Schöpfer des Meisterdiebs A. J. Raffles („Gentleman Einbrecher“), G. K. Chestertons „Father Brown“-Ge- schichten, ab 1910 veröffentlicht, und die Krimis von Edgar Wallace, der mit seinem Debütroman „Die vier Gerech- ten“ 1905 populär wurde, erfreuen sich einer großen Leserschaft. Kriminalromane sind auch damals schon keine reine Männerdomäne. So ist die US-amerikanische Schriftstellerin Mary Roberts Rinehart, die 1908 mit ihrem Roman „Die Wendeltreppe“ be- kannt wurde, 1916 auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs. Doch als Agatha Christie ihr Manuskript an sechs englische Ver- lage schickt, bekommt sie nur Absagen. Also besinnt sie sich zunächst auf ihr Privatleben; am 5. August 1919 kommt ihre Tochter Rosalind zur Welt. Sie bleibt ihr einziges Kind. Im Oktober 1920 erscheint „Das fehlende Glied in der Kette“ dann in den USA, im Januar 1921 beim Londo- ner Verlag The Bodley Head. Die erste
der British Empire Exhibition in London 1924 zu werben. Zusammen mit seiner Frau bricht er 1922 zu dieser Weltreise auf; sie führt die beiden unter anderem nach Südafrika, Australien, auf die Fid- schi-Inseln und nach Kanada. Während ihrer Aufenthalte zeigt Agatha viel In- teresse für die anderen Kulturen. Das Paar macht auch einen Abstecher nach New York und reist dann zurück nach England. Die Erlebnisse während dieser Weltreise werden Agatha Christie ein Leben lang inspirieren. Nach ihrer Rückkehr kann sie sich vom Erfolg ihrer schriftstellerischen Arbeit einen lang gehegten Wunsch er- füllen: Sie kauft sich ein eigenes Auto. 1926 ist ihr Horrorjahr: Erst stirbt im April die Mutter, dann offenbart ihr Archie, dass er sich nicht nur aus Inte- resse am Sport so oft im Sunningdale Golfclub aufhalte, sondern dort auch eine andere Frau kennengelernt habe. Agatha konnte diesem Sport nie etwas abgewinnen, und Archie interessierte sich nicht sonderlich für Literatur. Das konnte nicht lange gutgehen, das Schei- tern schmerzt aber dennoch sehr.
21 P.M. HISTORY – OKTOBER 2025
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