Meisterwerk
Zhang Zeduan, um 1100
KOLLISIONSKURS Die Gesten der Bootsleute des treibenden Bootes vermitteln Dramatik. Auf dem Dach des Schiffes schauen eine Frau und ein Kind (vermutlich die Familie des Kapitäns) dabei zu, wie sich die Männer mühen, den Mast zu senken
nisch fortschrittlichste Zivilisation der Welt. Und so handelt es sich bei der Stadt wohl um die Kapitale der nördlichen Song-Dynastie, Bianliang (heute Kaifeng) am Fluss Bian. Der Name „Qingming“ wiederum bezieht sich laut einer Theorie auf ein Fest, bei dem die Chinesen ihrer Toten gedenken und das auch in Bianliang Tausen- de Menschen auf die Straßen treibt. Die komplexen Darstellungen der „Qingming-Rolle“ sind so außergewöhnlich, dass Kopisten sie über die Jahrhunderte etliche Male nachahmen – zum Teil ohne das Kunstwerk je selbst gesehen zu haben. Heute ist das Gemälde besonders in Asien berühmt, und wird von manchen sogar als Chinas „Mona Lisa“ gefeiert. (kms)
spielt sich eine dramatische Szene ab: Auf dem Wasser versuchen Schiffer, die Kontrolle über ein großes Boot wiederzuerlangen. Es hat ein gerissenes Schlepptau, treibt nun mit der Strömung auf die Brücke zu. Einige der Männer sind dabei, den Mast umzulegen, ob sie die Kollision noch verhindern können, bleibt ungewiss. Und auch sonst gibt das Kunstwerk Rätsel auf: Über den Künstler, Zhang Zeduan, ist wenig bekannt, sei- ne Auftraggeber sind nicht überliefert. Lediglich das Kolophon, die Schlussschrift am linken Ende der Rolle, lässt vermuten, dass der Maler Szenen aus der Zeit der Song-Dynastie in China einfangen wollte – um 1000 nach Christus die wohlhabendste, kulturell und tech-
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