P.M. History

Helme und Köpfe spalten. Da sie mit zwei Händen geführt wird, kann ihr Be- sitzer keinen Schild tragen. Aber das ist den Eidgenossen nur recht, die ohnehin bloß an die Offensive denken und meist auf Helm und Harnisch verzichten. Diese Gleichgültigkeit gegenüber der eigenen Sicherheit irritiert die Geg- ner nur noch mehr. Zeugen schildern den kollektiven Wahnsinn, in den die Schweizer verfallen, wenn sie sich auf ihre Gegner stürzen. Ein Chronist be- obachtet 1422, wie die Eidgenossen ein Ritterheer angreifen. Zu dieser Zeit ha- ben sie die Taktik des Langspießes noch nicht erfunden. Deshalb ducken die Krieger sich „mit ihren Leibern unter die Pferde, stoßen ihnen das Schwert zwischen die Rippen und erschlagen die heruntergleitenden Ritter“. Gefangene machen die Eidgenossen grundsätzlich nicht, jeder wird getötet. Die Leichen plündern sie bis zu Hemd und Hose und lassen sie nackt liegen. Beuteverzeichnisse belegen, dass die Schweizer nach einem Sieg oder einer Eroberung mitnehmen, was sie tragen

aber gleichzeitig zu schwach, um sich wirksam zu verteidigen. Z umal gegen Frankreich, dessen König über die beste Armee der Zeit verfügt: modernste Kanonen, Ritter und eine Infanterie, deren Kern 10 000 eidgenössische Söldner bilden. Mit diesem Heer zerschmettert der Feld-

können: Türschlösser, Wagenräder, Kinderwindeln, Rosenkränze, Fenster- scheiben. Frauen hacken sie die Finger ab, um an die Eheringe zu gelangen. Auf Kämpfer dieser Art also vertraut der König von Frankreich, als er 1494 in Italien einmarschiert und damit einen Konflikt auslöst, den Historiker später die „Italienischen Kriege“ taufen wer-

Gefangene machen die Eidgenossen grundsätzlich nicht. Jeder wird getötet

herr auf seinem Weg nach Süden allen Widerstand und zieht am 31. Dezember 1494 im Triumph in Rom ein. Ein Chronist zeigt sich besonders beeindruckt vom Anblick der Schwei- zer: „Alle trugen buntfarbige, kurze Tracht, welche jedes Glied hervortreten ließ. Die Stärksten ragten, durch Feder- büsche auf den Hüten ausgezeichnet, über die Übrigen empor.“

den. 65 Jahre, in denen sich mehrere europäische Mächte in einer verwirren- den Auseinandersetzung mit ständig wechselnden Allianzen um die Vorherr- schaft über das in zahlreiche Kleinstaa- ten zersplitterte Land im Süden streiten: Italien, das dank seiner Handelszentren wie Venedig und Mailand, seiner Hand- werkskunst und seiner fruchtbaren Ackerböden zwar unendlich reich ist,

BEHERZT Ohne Helm werfen sich die todesmutigen Schweizer der französischen Reiterei entgegen. Jeder kennt seinen Platz im Kampf, Disziplin ist oberstes Gebot

P.M. HISTORY – 34

Made with FlippingBook flipbook maker