Schweiz
dertschweizer“, andere ziehen nach. Dem Papst ist vor allem wichtig, dass seine Elitetruppe die des französischen Königs an Zahl übertrifft: Im Januar 1506 findet sich eine Schweizergarde von 150 Mann in Rom ein. Doch Julius II. hat noch weiter rei- chende Pläne. Mithilfe von Söldnern aus der Eidgenossenschaft will er die Franzosen aus Norditalien vertreiben und die Macht des Kirchenstaates aus- dehnen. Über die Vermittlung eines Schweizer Bischofs gelingt es ihm, ein Soldbündnis mit der Tagsatzung zu schließen: Das Gremium stellt ihm Soldaten in Aussicht, außerdem ver- pflichtet sich die Eidgenossenschaft, kein Bündnis mit einer anderen Macht einzugehen. Im Jahr 1511 schmiedet der Papst ein militärisches Bündnis, dem neben Venedig und Spanien auch der engli- sche König und der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches angehören. An- fangs kann das Bündnis nichts gegen die Franzosen ausrichten. Erst als die Schweizer über die Alpenpässe nach Norditalien einmarschieren, gelingt ih-
nen, was die Großmächte bisher nicht vermocht haben. In Verlauf von nur drei Wochen er- obern sie das gesamte Herzogtum Mai- land und vertreiben die Franzosen aus Italien. Der Papst verleiht ihnen den Ti- tel „Beschützer der Freiheit der Kirche“, der sonst nur an Könige vergeben wird. Nun plötzlich wandelt sich die Hal- tung der Eidgenossen zu Kampf und Krieg. Zum ersten Mal entschließt sich der Bund zur Großmachtpolitik in eige- ner Sache: Die Schweizer erklären Mai- land zu ihrem Protektorat. Als Herzog setzen sie einen ihnen genehmen Herr- scher ein und stationieren Besatzungs- truppen im Mailänder Schloss. D och dann wird Anfang 1515 in Frankreich ein neuer König ge- krönt. Und der junge Franz I. ist entschlossen, die verlorenen Gebiete zurückzugewinnen.
Bereits im Frühjahr 1515 zieht sein riesiges Heer über die Alpen, zunächst ohne auf Widerstand zu stoßen. Nun nimmt Franz I. Verhandlungen mit Ver- tretern der Eidgenossen auf. Der König kennt den wunden Punkt der Schweizer – die Liebe zum Geld – und bietet kaum vorstellbare Summen für den Verzicht auf Mailand. Zwar stimmt anfangs eine Mehrheit für das Angebot Frankreichs, doch nach Abschluss des Abkommens handeln die Beteiligten auf eigene Faust: Bern, Freiburg, Solothurn, Biel und das Wal- lis ziehen ihre 10000 Mann umgehend ab. Andere, Zürich und Zug etwa, ver- harren zögerlich in Mailand, die Inner- schweizer Orte Uri und Schwyz dage- gen sind entschlossen, den Vertrag zu ignorieren und zu kämpfen. Im Spätsommer 1515 erreicht das französische Heer die Ebene von Mai- land und schlägt sein Lager an einem
BEGEHRT Schweizer Söldner dienen unter- schiedlichen Königen und – wie hier – dem Papst in Rom
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