P.M. History

AFGHANISTAN

Meter unterhalb des heutigen Grund- wasserspiegels liegt. Das macht die Aus- grabungsarbeiten denkbar schwierig. Doch der Aufbau und die Struk- turen der Stadt sind ebenso wie die von Harappa bekannt. Beide Städte bestehen aus einer Akropolis im Wes- ten und einer Unterstadt im Osten, die über getrennte Befestigungen ver- fügen. Um die Akropolis zu erhöhen, wurden Hügel aufgeschüttet und mit Ziegelsteinen befestigt. Die Akropolis von Mohenjo-Daro verfügt über gro- ße Versammlungshallen und kultische Bauten. Den Mittelpunkt stellt das Große Bad dar, das mit seinen Aus- maßen von 13 mal 8 mal 3 Metern vermutlich eine rituelle Bedeutung hat und an eine ausgefeilte Kanalisation angeschlossen ist. Ostwärts fügt sich ein großer Komplex (77 mal 11 Meter) an, der vermutlich geistlichen oder weltlichen Würdenträgern als Wohn- raum und Residenz dient. Auffällig sind sowohl in Mohenjo-Daro als auch in Harappa große Bauten, bei denen es sich vermutlich um Kornspeicher han- delt. In Mohenjo-Daro sind noch heute die fünf Meter hohen Grundmauern dieses etwa 50 mal 25 Meter großen Komplexes erhalten. Bemerkenswert ist, dass fast alle Städte der Indus-Kultur während der Hochzeit eine sehr ähnliche Struktur mit einer strengen geometrischen Auf- teilung haben. Die Stadt ist im Westen, wo die Bevölkerung lebt, wie ein Pa- rallelogramm angeordnet, wobei die Form rechteckig oder quadratisch sein kann. Es gibt in vielen Städten eine qua- litativ hochwertige Wasserversorgung und Kanalisation. Expansion Historiker glauben, dass die Städte über eine hoch entwickelte Verwaltung verfügt haben. Die Zitadelle im Osten erhebt sich über der Wohnstadt, große sakrale oder sonstige Monumental- bauten finden sich nicht. Die Häuser sind vorwiegend aus luftgetrockneten Lehmziegeln gebaut, da es kaum Natur- stein gibt. Die Größe der Wohnhäuser ist sehr vielfältig, was auf soziale Unter-

Ropar

Harappa

Vainiwal

Mehrgarh

Kalibangan

INDUS- KULTUR

PAKISTAN

IRAN

Mohenjo-Daro

Kot Diji

Chanhu-Daro

Amri

Sutkagen Dor

Balakot

Sotka Koh

INDIEN

Alladino

Lothal

Arabisches Meer

Indus-Kultur Heutiger Staatenname IRAN Heutige Staatsgrenze Riesiges Reich

0 km 200

Die Indus- oder Harappa-Kultur liegt im Tal des Flusses Indus in den heutigen Staaten Pakistan und Indien. Sie entsteht um 2600 v. Chr. und umfasst ein Gebiet von etwa 1,25 Millionen Quadratkilometern. Damit gehört die Indus-Kultur zu den größten frühen Hochkulturen der Welt. Ihre wichtigsten Städte sind Harappa und Mohenjo-Daro, die durch eine geometrische Stadtplanung, weitverzweigte Handels- netze und ausgeklügelte Wasserversorgung beeindrucken.

men ist. Dafür gibt es einige Hinweise. Dafür spricht etwa, dass Kalinbangan um 2350 v. Chr. plötzlich aufgegeben wird, nur um dann 50 bis 100 Jahre spä- ter neu besiedelt und sogar planmäßig erweitert zu werden. Diese Besiedlung erfolgt nach genau demselben Prinzip, nach dem auch andere große Städte strukturiert sind, sodass sich die Be- wohner offenbar nach ihnen richten. Es gibt weitere Indizien: Archäo- logen können nachweisen, dass in Ha- rappa zu dieser Zeit eine Befestigung errichtet wird, um die Stadt vor An- griffen zu schützen. Sogar einige der Stadttore werden zugemauert. Kot Diji, eine blühende Stadt in der Nähe von Mohenjo-Daro, wird von einer schlim- men Brandkatastrophe heimgesucht, die zu ihrem Untergang führt und ver- mutlich auf einen militärischen Angriff

schiede deutet. Vermutlich als erste Kul- tur in der Geschichte nutzt die Indus- Kultur runde Brunneneinfassungen. Etwa in der Mitte des 3. Jahrtau- sends vollzieht sich etwas Entscheiden- des: Es scheint sich eine Art Staatsge- bilde im Industal zu entwickeln. Das beginnt im südlichen Teil mit Mohen- jo-Daro als Mittelpunkt. Das mittlere In- dustal und seine Seitentäler im Punjab und in Rajasthan kommen etwas später hinzu. Seine Zentren sind Harappa und Kalibangan. Wahrscheinlich bilden sich auch in diesen Regionen zunächst eige- ne Staatsgebilde aus. Doch in der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. kommt es zu einer Vereinheitlichung der Kultur. Archäologen und Historiker nehmen an, dass es zu dieser Zeit zu einer Reihe großer politischer Umwälzungen und einer gleichzeitigen Expansion gekom-

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