P.M. History

Schweiz

ropa importiert, dort von Heimarbei- tern gesponnen und verwebt und in Ma- nufakturen bedruckt, danach weltweit exportiert. Ende des 18. Jahrhunderts arbeiten in der Schweiz bis zu 10000 Menschen in Indiennes-Druckereien. Auch die Kaufmannsdynastie der Burckhardts besitzt Textilfabriken vor den Toren Basels. Bereits um 1770 be-

punkt erreicht, ist die Eidgenossen- schaft weder eine Seefahrernation noch eine Kolonialmacht. Doch mit ihrer Textilproduktion sind die Städte und Manufakturen des Alpenlandes fest eingebunden in den Welthandel. Schweizer stehen als Beamte und Söldner in Diensten der Kolonialmäch- te. Sie investieren in Schiffe und Plan- tagen. Und kaum ein Geschäft lockt die eidgenössischen Kaufleute und Fa- brikanten mit derart großen Gewinnen wie der Handel mit Menschen. Einige der Hauptprofiteure leben in Basel. Die Textilhochburg wirkt Ende des 18. Jahrhunderts noch immer wie ein mittelalterliches Städtchen: Hinter dem Mauerring mit 52 Türmen und sie- ben Toren ragen Spitzdächer und Kirch- türme empor, in den Gräben rundher- um weiden Hirsche und Rehe. Basel ist die zweitgrößte Gemein- de der Schweiz. Die Macht liegt in der Hand einiger weniger Familien, die den Stadtrat dominieren. Es sind vor allem Kaufleute, die Basel beherrschen, Han- delsdynastien wie die Familien Burck- hardt, Faesch, Merian oder Weis. Mit

ihren Textilmanufakturen haben sie die Herrschaft der alten Handwerkerzünfte gebrochen. Mithilfe des Bandwebstuhls stellen sie Stoffe im großen Stil her, um sie anschließend zu bedrucken. Vor allem Indiennes. Diese Baum- wollgewebe, häufig verziert mit exoti- schen Motiven, sind leicht, aber robust – und eine begehrte Tauschware, nicht

Die kleine Schweiz ist keine See- fahrernation – und verdient den- noch prächtig am Welthandel

nur in Afrika. In Indien werden solche Textilien seit Jahrhunderten gefertigt, darunter kunstvoll bemalte, später auch bedruckte Gewebe. Portugiesische Kauf- leute haben sie nach Europa eingeführt, wo sie rasch an Beliebtheit gewinnen. Bald gelingt es europäischen Fabri- kanten, die Textilien selbst herzustel- len. Die Indiennes werden so zu einem globalisierten Massengut: Baumwolle wird aus Asien oder Amerika nach Eu-

ginnt sie wie andere Schweizer Kaufleu- te, Aktien an Schiffen zu zeichnen, die nach Indien und China, nach Westafri- ka und in die Karibik segeln. Damit er- werben sie auch das Recht, ihnen Stoffe aus ihren Warenlagern mitzugeben und Rückfracht wie Baumwolle oder Färbe- mittel aufzukaufen. Vorfinanzierung und Tauschwaren sind der Treibstoff für den Dreiecks- handel zwischen Europa, Afrika und

LUXUS Mit kostbaren Möbeln hat sich der Basler Seidenbandfabrikant Peter Burck- hardt mit seiner Familie eingerichtet. Der Händler, der auch in das Sklavengeschäft verstrickt ist, zählt zu den prominentesten Bürgern der Stadt

TRANSPORT Dicht an dicht werden die Verschleppten in die Schiffe gezwängt – im Schnitt sterben 15 von 100 bei der Überfahrt

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