P.M. History

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Siedlungsgebiet vorleben. Instrumente wurden bisher wenig entdeckt. Was die Hethiter nutzen, wissen wir von Relief- darstellungen und Bildern auf Kultge- fäßen: Rasseln, Leiern, Lauten, Trom- meln und Holzblasinstrumente. Schon zu Lebzeiten von König Anit- ta ist weiches, nicht härtbares Eisen bekannt. Vermutlich gewinnt man es aus Eisenmeteoriten. Die Hethiter fin- den heraus, wie sich Eisenerz verhütten und zu stabilen Gegenständen formen lässt – lange bevor in Europa die Eisen- zeit anbricht. Figuren, Sonnenscheiben, Nägel, Prunkbeile, Werkzeuge und Waffen entstehen. Letztere sind den bronzenen der Ägypter zunächst oft überlegen. Wer Eisenobjekte besitzt, ist vermögend und einflussreich, denn die Herstellung ist aufwendig. König Anitta residiert auf einem eisernen Thron und schwingt ein eisernes Zepter – beides als Inbegriff der Macht. Den Hethitern gelingt es auch, prak- tische Bauten zu errichten wie den Stau- damm von Alaca Höyük. Die Anlage ist der Frau des Wettergottes gewidmet. Das Becken ist 2,5 Meter tief und hat ein Fassungsvermögen von 27500 Kubik- metern. Das darin gesammelte Wasser wird zur Bewässerung der Felder und wahrscheinlich auch als Trinkwasser für Alaca Höyük verwendet. Damit das wertvolle Nass nicht versickert, sind die von Bruchsteinmauern umgebenen

ren anständig ehrt, erfährt Wohlstand und Segen. Unreine Seelen müssen sich im trostlosen Teil der Unterwelt von Brackwasser und Dreck ernähren. Gute Seelen leben auf einer Viehweide, der hethitischen Version des Paradieses. Musik wird vor allem im religiösen Kontext verwendet, Instrumentalklän- ge mit Gesang und Klatschen kombi- niert. Wie in ihrer Götterwelt überneh- men die Hethiter bereitwillig das, was ihnen andere Stämme in ihrem riesigen

Erwischt ein Mann seine Ehefrau mit einem anderen in flagranti, darf er die beiden Ehebrecher umbringen, ohne selbst eine Strafe fürchten zu müssen. Komplexe Kultur Die Hethiter denken, der Himmel beste- he aus Eisen, das sie für wertvoller als Gold erachten. Berggötter oder Stier- menschen, die wir aus Mesopotamien kennen, halten das Firmament. Durch Quellen und Höhlen ist die Unterwelt mit der Erde verbunden. Dort hat die Sonnengöttin ihren Sitz. Achtung, Ver- wechslungsgefahr! Das ist eine andere Sonnengöttin als die vorher erwähnte. Wer jung stirbt, hat sich in einem früheren Leben etwas zuschulden kommen lassen. Die Rituale nach dem Tod dienen dazu, den Zorn der Götter zu mildern. Je eher ein Toter bestattet wird, desto besser. Denn nicht bestat- tete Leichen wandeln als Totengeister zwischen dem Diesseits und Jenseits umher. Solche unerlösten Seelen fürch- ten die Hethiter. Stirbt ein König, ist erst recht Vorsicht geboten, denn nun ist die Verbindung zwischen der Göt- terwelt und den Sterblichen, die ihres Schutzes bedürfen, gekappt. Ein span- nender Aspekt, wenn man bedenkt, wie häufig Könige ermordet werden. Grab- beigaben sind üblich, die Verehrung der Ahnen ebenso. Wer seine Vorfah-

MISSVERSTÄNDNIS Lange glaubt man, das Relief von Karabel zeige FJOFO1IBSBP EBCFJTUFMMUFTXPIM EFO)FUIJUFSL²OJH5BSLBTOBXBEBS

48 P.M. HISTORY – OKTOBER 2025

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