Schweiz
weiteren Aufstieg zu finden. Euphorisch kehren sie zurück: Keine Schwierigkei- ten seien vorhanden. Bequem hätten sie den Gipfel noch am selben Tag errei- chen und zu ihrem Lager zurückkehren können. Sie sind selbst erstaunt darü- ber, dass noch niemand die Besteigung über diese Route versucht hat. Am nächsten Morgen brechen sie auf. Auch Peter Taugwalder junior geht weiter mit, der jüngere Bruder kehrt nach Zermatt zurück. Kurz hinter ih- rem Lager biegen die sieben Bergstei- ger um einen Vorsprung. Die gewaltige Ostseite des Matterhorns liegt nun vor ihnen. Wie eine riesige Treppe ragt die Flanke vor ihnen auf, tausend Meter hoch. Ohne Schwierigkeiten gelangen die Männer bis kurz vor zehn Uhr auf eine Höhe von über 4200 Metern. In dem Stück, das nun vor ihnen liegt, ist das Vorankommen schwierig, an einigen Stellen gibt es kaum Halt. Auch der psychische Druck steigt: Links und rechts geht es Tausende Meter in die Tiefe. Und über allem die bange Fra- ge: Werden sie oben Fußabdrücke der Italiener finden? Whymper hat sein Ziel fest vor Au- gen. Als die Männer die heikle Passage hinter sich gelassen haben und sie nur noch ein Schneefeld vom Gipfel trennt, lösen sie sich vom Seil. Whymper rennt los, Croz folgt ihm auf den Fersen, ge- meinsam erreichen sie die Spitze – so berichtet es der Engländer später. Sein Triumph ist vollkommen, der Schnee am Gipfel unberührt. Ein Eng- länder hat das Matterhorn bezwungen. D och die Italiener wären ihm bei- nahe zuvorgekommen. Whym- per und Croz können die Riva- len von oben noch bei deren Abstieg sehen. Denn Carrels Gruppe ist nur gut 200 Meter unter dem Gipfel umgekehrt: Die Italiener waren sich uneins über die Route und fürchteten wohl, es nicht vor Einbruch der Dunkelheit zurück in ihr Lager zu schaen. Außerdem ahnten sie nicht, dass es Konkurrenz gab. Oben ist die Luft still. Fast 3000 Meter unter den Erstbesteigern liegen die grünen Weiden und die Hütten von Zermatt, blauer Rauch steigt aus ihren
ABSTURZ Als Douglas Hadow ausrutscht, reißt er drei Männer mit in die Tiefe. Die übri- gen überleben nur, weil das Seil reißt
P.M. HISTORY – FEBRUAR 2024 52
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