Spitzmarke
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im Land bekannt sind“, sagt Christian Perzlmeier, der bis Frühjahr 2023 Gra- bungsleiter in Naqa war. Seitdem – mit Ausbruch des Bürgerkriegs im Sudan – ruhen die Grabungsarbeiten. So ist es dem SMÄK, nach der Premiere von 2023, ein großes Anliegen, die Schau „Naqa – Die verschüttete Königsstadt“, die seit 2011 zum UNESCO-Weltkultur- erbe zählt, nochmals zu zeigen. Wann die archäologischen Arbei- ten vor Ort im Sudan wieder starten können, ist laut Perzlmeier derzeit völlig ungewiss. Aber für ihn ist klar: Sobald sich die Lage beruhigt und das Auswärtige Amt seine Reisewarnung für den Sudan aufgehoben hat, sind er und sein Team wieder da – trotz bis zu 50 Grad im Schatten und Schlangen, gegen deren tödliches Gift es kein Mit- tel gibt. Perzlmeier sagt: „Naqa als eine der größten meroitischen Städte ist so reichhaltig, dort kann man noch viele Jahre graben.“ Und beweist damit, dass die Archäologen der 1960er-Jahre un- recht hatten, als sie zu Charles Bonnet sagten: „Was willst du denn im Sudan? Hier ist doch nichts, geh’ doch lieber nach Ägypten.“
tekt Friedrich Wilhelm Hinkel kommt in den 1960er-Jahren etwa zeitgleich mit dem Schweizer in den Sudan. Un- ter seiner Regie entstehen mehr als 70000 Fotos, Karten und Dokumen- te zu Tausenden von archäologischen Stätten. Die Zeit drängt, denn mit dem Bau des Assuan-Staudamms unter dem ägyptischen Staatspräsidenten Gamal Abdel Nasser laufen auch suda- nesische antike Stätten Gefahr, von den Wassermassen überflutet zu werden. Hinkel und sein Team dokumentieren sie eilig, bauen sie teils sogar ab und bringen sie nach Khartum in Sicherheit. Anfang 1995 ist es Dietrich Her- mann Wildung, Direktor des Ägypti- schen Museums in Berlin, der mit wei- teren Forschern in den Sudan aufbricht, um in der 135 Kilometer nordöstlich von Khartum gelegenen Kusch-Stadt Naqa archäologisch erstmals tätig zu werden. Bis 2009 liegt das Projekt bei den Berlinern, nach Wildungs Pensio- nierung gelangt es zum Staatlichen Mu- seum Ägyptischer Kunst in München. 14 Jahre lang gelingt es, schon frei ste- hende Gebäude zu dokumentieren und neue freizulegen. Sie sind mit Baujahr 250 v. bis 50 n. Chr. noch vergleichs- weise jüngeren Datums. Dazu gehört der berühmte, dem Lö- wengott Apedemak geweihte Tempel. „Sie sind vielfach mit Kalk verputzt, obwohl gar keine Lagerstätten für Kalk
zungen sind jetzt keine mehr dokumen- tiert. Eher sind es innere Spannungen, die das Reich schwächen. Die Römer machen den Kuschiten ihren Rang im Warenhandel streitig. Klimatische Ver- schiebungen spielen zudem eine Rolle. Und mit dem Königreich von Aksum – später nimmt es das Christentum als Staatsreligion an – entsteht ab dem 3. Jahrhundert ein großer Konkurrent. Mit einem Staatsgebiet, das heute in Äthiopien und Eritrea liegt, erhöht sich der Siedlungsdruck auch auf Kusch. Me- roe zerfällt in kleinere Königreiche und kollabiert im 6. Jahrhundert schließlich komplett. Nichts unter der gleißenden Sonne Nubiens hat Bestand. Ungewisse Zukunft Neben Charles Bonnet machen sich auch deutsche Forscher um das Reich von Kusch verdient. Und dabei hat die DDR die Nase vorn. Der Berliner Archi-
Hans Christof Wagner ist )JTUPSJLFSVOE;FJUVOHTSF EBLUFVS&SCFSFJUFUHFTDIJDIU - liche Themen fundiert und KPVSOBMJTUJTDIBVG
57 P.M. HISTORY – OKTOBER 2025
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