Schweiz
pe Mazzini bei einer bewaffneten Expe- dition gegen das damals noch zu Sardi- nien-Piemont gehörende Savoyen. Die Genfer weigern sich, Mazzinis Truppe zu entwaffnen, und als diese scheitert, gewähren sie ihr Unterschlupf. 1848 schließlich überschreiten Bewaffnete aus dem Tessin die Grenze, um der ita lienischen Einigungsbewegung dabei zu helfen, die Österreicher aus der Lom- bardei zu vertreiben. Die Schweiz büßt solche Attacken von ihrem Gebiet aus mit Drohungen der sie umgebenden Mächte. Der Ös- terreicher Klemens Wenzel von Metter- nich wettert 1845, dass „alles, was in Europa an unklaren, verirrten Geistern, an Abenteurern und Unternehmern in Sachen Umsturz zu finden war, in dem unglücklichen Land Zuflucht gefunden hatte“.
darauf gegründeten Universität in Bern machen sie rund 50 Prozent des Lehr- körpers aus. B ei aller Liberalität begleiten je- doch auch immer wieder Dispute die Schweizer Aufnahmepolitik. Das liegt vor allem an der Verschie- denheit der Kantone und deren Be- völkerung: Noch vor Inkrafttreten der Bundesverfassung 1848 gibt es in der Eidgenossenschaft Bestrebungen, Flüchtlingen ein politisches Engage- ment zu untersagen. Andererseits gibt es Sympathien für Aufständische, die vom Schweizer Boden zu Angriffen auf die althergebrachte Ordnung in ihren Heimatländern blasen. So unterstützen etwa die Genfer den italienischen Freiheitskämpfer Giusep-
Militärische Interventionen wer- den der Schweiz mehr als einmal an- gedroht. In ihrer Verfassung von 1848 reagiert sie mit dem Artikel 57 darauf, wonach der Bund „Fremde, welche die innere und äußere Sicherheit der Eid- genossenschaft gefährden“, ausweisen kann – eine Beschwichtigungsgeste auch nach außen. Zugleich behalten die 22 Kantone das Recht, eigene Maßstäbe für die Asylgewährung anzulegen und über Internierungen zu entscheiden. So bleibt die Schweiz ein Land mit einer großen Bandbreite im Verhältnis zu Flüchtlingen: Während sich etwa die Kantone Schwyz, Obwalden und Zug strikt allen Asylsuchenden verweigern, erfahren diese in anderen Kantonen fast alles von Duldung über Sympathie bis zu stürmischem Willkommen. Um 1850 sind die meisten der Revo- lutionsflüchtlinge von 1848 repatriiert,
RESSENTIMENT Nicht überall herrscht Offenheit gegenüber Fremden – zum Beispiel in der französisch- sprachigen Region um Genf
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