Zeitreise
Der französische Entdecker und Seefahrer Jacques Cartier erkundet den Sankt-Lorenz-Golf und belügt die Ureinwohner K apitän Jacques Cartier (1491–1557) leitet im Abstand weniger Jahre drei Expeditionen mit unseren Beibooten gesehen hatten. Und wegen des schlechten Wetters […] blieben wir in diesem Hafen und Fluss bis zum fünfundzwanzigsten des Mo- nats, ohne ihn verlassen zu können. In der Wildnis Kanadas 1534
Am Tag der heiligen Magdalena wa- ren wir mit unseren Beibooten an dem Ort, wo sie sich aufhielten, am Anfang des Wassers, und wir stiegen offen zu ihnen aus den Beibooten. Das machte ihnen große Freude, und alle Menschen nahmen sich bei der Hand, um […] zu singen und zu tanzen; […] Doch sie hatten alle jungen Frauen in den Wald fliehen lassen, außer zwei oder drei,
mit dem Ziel, eine Passage durch Nord- amerika zu finden. 1535 erreicht er das Irokesendorf Stadaconda, in der Nähe wird 1608 Québec gegründet. Als er über den Sankt-Lorenz-Strom ins Landes-
Während dieser Zeit kam eine gro- ße Anzahl von Wilden zu uns […]. Es waren mehr als zweihundert Männer, Frauen und Kinder, die etwa vierzig Kähne bei sich hatten. Diese kamen, nachdem wir ein wenig Zeit mit ihnen an Land verbracht hatten, mit ihren Booten ganz offen zu uns […]. Wir ga- ben ihnen Messer, Rosenkränze aus Glas, Kämme und andere Dinge von we- nig Wert. Sie zeigten große Freude da- rüber, hoben die Hände zum Himmel, sangen und tanzten in ihren Booten. Diese Leute kann man Wilde nen- nen, denn sie sind die ärmsten Men- schen, die es auf der Welt nur geben kann; alles, was sie haben, ist zusam- men keine fünf Sous wert, ausgenom- men ihre Boote und Fischernetze. Sie sind vollkommen nackt außer einem kleinen Fell, mit dem sie ihre Scham bedecken, und einigen alten Tierfel- len, die sie sich über die Schulter wer- fen. […] Sie haben den Kopf ganz he- rum rasiert, außer einem Büschel ganz oben am Kopf, den sie lang lassen wie einen Pferdeschwanz. Diesen legen sie am Kopf an und befestigen ihn in ei- nem Stück mit Lederriemen. Sie haben keinen anderen Schlafplatz als auf der Erde unter ihren Booten, die sie umdre- hen, bevor sie schlafen gehen. […]
innere eindringt, benennt er einen Berg „Mont Royal“, Namens- geber von Mont- real. Von den Irokesen über- nimmt er den Begriff „kanata“ für „Siedlung“
Entnommen aus: Jacques Cartier: Die Entdeckung Kanadas Aus dem Französischen VOEdž&OHMJTDIFO¸CFSTFU[U WPOdž"MFYBOESB.BSJB-JOEFS VOEdž/JFMT"SOF.¸ODI Edition Erdmann 2020, 4 &VSP
und verwendet es fortan für das ge- samte Gebiet, das von ihrem Häuptling Donnacona beherrscht wird. Donnacona und seinen Stamm hatte Cartier bereits bei seiner Reise 1534 beim Fischen im Sankt-Lorenz-Golf kennengelernt. Er gibt sich ihnen gegenüber freundlich, hält sie jedoch für zu zähmende „Wilde“. Er macht sie mit billigen Ringen und Glasschmuck zu Freunden, während er als Zeichen seiner Besitznahme des Lan- des ein riesiges Kreuz aufstellen lässt. Am Donnerstag, dem sechzehnten, wurde der Wind so stark, dass eines unserer Schiffe einen Anker verlor, und wir mussten noch weiterfahren, sieben oder acht Meilen den Fluss hinauf, in ei- nen guten und sicheren Hafen, den wir
die blieben und denen wir jeder einen Kamm und einen kleinen Zinnring ga- ben, worüber sie sich sehr freuten und dem Kapitän mit ihren Händen die Arme und die Brust rieben. Und als sie sahen, was er denen, die geblieben waren, gegeben hatte, ließen sie diejenigen kommen, die in den Wald geflohen waren, damit sie dasselbe be- kamen wie die anderen; es waren gut zwanzig, die sich um den Kapitän he- rum versammelten, ihn mit ihren Hän- den reibend, was ihre Art ist, jeman- dem ihre Zuneigung zu zeigen, und er gab einer jeden von ihnen ihren kleinen Zinnring von geringem Wert. […] Wir fanden eine große Menge an Makrelen, die sie nahe am Ufer gefischt
P.M. HISTORY – OKTOBER 2025 64
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