Lehrstunde in Metal: Run to the Hills
MIT DONNERNDEN GITARRENRIFFS und der markanten Stimme von Bruce Dickinson verleiht die britische Heavy-Metal-Band Iron Maiden 1982 einem für das Genre ungewöhnlichen Thema Gehör. Denn hinter „Run to the Hills“, veröffentlicht auf ihrem dritten Studioalbum „The Num- ber of the Beast“, steckt ein ernster Hintergrund: die gewaltsame Inbesitz- nahme Nordamerikas und die Leidensgeschichte der indigenen Völker. Aus der Feder von Bassist Steve Harris erzählt der Song aus zwei Perspektiven. Die erste Strophe beklagt aus Sicht eines indigenen Erzählers die Vertrei- bung, das Leid und die Auslöschung seiner Kultur durch die weißen Siedler, denen man nur durch Flucht in die Berge entkommen kann. Obwohl sich der Stamm der Cree nach Kräften wehrt („We fought him hard, we fought
WAS WÄRE, WENN … ... es keinen Marshallplan gegeben hätte?
WAS IST WIRKLICH PASSIERT?
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Europa in Trümmern. Städte, Fabri- ken, Verkehrsinfrastruktur waren zerstört. Um den wirtschaftlichen und politischen Zusammenbruch zu verhindern, riefen die USA 1948 den Marshallplan ins Leben. Mit rund 13 Milliarden US-Dollar halfen sie West- europa, Hunger und Not zu lindern und die Industrie wieder aufzubauen.
WARUM IST DAS WICHTIG?
Der Marshallplan war weit mehr als ein Hilfsprogramm. Er stabilisierte Demokratien, schwächte kommunis- tische Parteien und schuf ein westli- ches Bündnis gegen die Sowjetunion. So wurde der Grundstein für die spä- tere EU und die NATO gelegt. Ohne diese Hilfen hätte Europa länger unter Hunger, politischer Radikalisierung und wirtschaftlichem Chaos gelitten.
KOMPLEXES THEMA In „Run to the Hills“ von Iron Maiden geht es um den Kampf zwischen den Indigenen Amerikas und den europäischen Siedlern
him well / Out of the plains, we gave him hell“), ist der weiße Mann sieg- reich, weil in der Überzahl („But many came, too much for Cree / Oh, will we ever be set free?“). Im zweiten Teil steht einer der Soldaten aus Europa im Fokus. Über ihn wird gesagt, dass er die Frauen vergewaltigt, die Män- ner verstümmelt und den aus seiner Sicht „gezähmten“, den „good Indians“ Whiskey verkauft und ihr Gold raubt, die Jungen versklavt und die Alten zerstört. Harte Worte. „Run to the Hills“ wird ein kommerzieller Erfolg, von Fans als Meilenstein des Metal-Genres gefeiert. Auch wenn kritische Stim- men Bedenken äußern, dass das Thema zu komplex sei für einen einfachen Rocksong. Bis heute wird das Lied auf Konzerten lautstark mitgesungen, was man durchaus als Beweis dafür werten kann, dass Iron Maiden damit historisches Bewusstsein in den Mainstream des Metal getragen hat. In das Video zum Song sind Szenen aus dem Stummfilm „The Uncovered Wagon“ von 1923 geschnitten, eine Parodie auf den Western „The Covered Wagon“ („Die Karawane“) aus demselben Jahr. Thomas Röbke
WAS WÄRE, WENN?
Ohne Marshallplan wären in vielen Staaten kommunistische Bewegungen stärker geworden, etwa in Frankreich oder Italien. Die Sowjetunion hätte leichter Satellitenstaaten etablieren können, der Eiserne Vorhang wäre womöglich weiter nach Westen gerückt. Deutschland und Europa wären länger wirtschaftlich schwach geblieben – mit weitreichenden Folgen für den Wohlstand bis heute.
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P.M. HISTORY – OKTOBER 2025
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