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Ewig aktuell: „Die Gedanken sind frei“

DIE IDEE IST ECHT ANTIK und der Satz „Frei sind unsere Gedanken“ schon vom römischen Philosophen Cicero aus dem Jahr 52 v. Chr. über­ liefert. Walther von der Vogelweide sang um 1200 „Joch sint iedoch gedan­ ke frî“, also: „Sind doch Gedanken frei“. Und bei seinem Zeitgenossen Freidank, einem süddeutschen Verfasser von Sinnsprüchen, heißt es, in heutiges Deutsch übertragen: „Das Band kann niemand finden, das meine Gedanken bindet.“ Wer schließlich den Text von „Die Gedanken sind frei“ dichtete, ist un­ bekannt. Er tauchte zwischen 1780 und 1800 anonym in sogenannten Lied­ flugschriften auf, als Kind seiner Zeit: „Sire, geben Sie Gedankenfreiheit!“, heißt es etwa gegenüber dem absolutistischen König Philipp von Spanien

WAS WÄRE, WENN…

…die Azteken Cortés sofort ange- griffen hätten?

WAS IST WIRKLICH PASSIERT?

Als Hernán Cortés am 21. April 1519 mit seiner Flotte nahe dem heutigen Vera Cruz in Mexiko landet, wird er friedlich empfangen. Der Azteken- herrscher Montezuma II. schickt Gesandte mit Geschenken. Bald darauf erreicht Cortés, unterstützt von Soldaten indigener Feinde der Azteken, die Hauptstadt Tenochtitlan und nimmt Montezuma gefangen.

WARUM IST DAS WICHTIG?

Mit Cortés Sieg über den Aztekenkö- nig beginnt die grausame Eroberung Mittel- und Südamerikas vor allem durch spanische Konquistadoren. Auf ihrer Suche nach neuen Reichtümern gehen die Eroberer rücksichtslos vor, im 16. Jahrhundert sterben viele Millionen Indigene in Kriegen, an Hungersnöten, in Zwangsarbeit und an eingeschleppten Seuchen.

FREIE DENKER Die Burschenschaftler sangen das Lied 1832 auf dem Hambacher Fest, Hoffmann von Fallerleben (l.) nahm es in eine Liedersammlung auf

1787 in Friedrich Schillers „Don Carlos“. Ein ebenfalls unbekannter Komponist vertonte „Die Gedanken sind frei“ dann zwischen 1810 und 1820, und das Lied machte Karriere: Deutsche Burschenschaften sangen es 1832 auf dem Hambacher Fest. Es fand Einzug in die Sammlung „Lieder der Brienzer Mädchen“ in Bern, 1842 nahmen es Hoffmann von Fallers­ leben und Ernst Richter in ihre „Schlesischen Volkslieder“ auf. Sophie Scholl spielte es im August 1942 abends vor dem Ulmer Gefängnis für ihren inhaftierten Vater auf der Blockflöte. Kurioserweise stand „Die Gedanken sind frei“ sogar in den Liederbüchern der Deutschen Wehrmacht und des Arbeitsdienstes. Auch diverse DDR-Liederbücher verzeichneten es. Am 9. November 1948 stimmten 300 000 Menschen das Lied vor der Ruine des Berliner Reichstags an, nachdem Bürgermeister Ernst Reuter seine berühmte Rede („Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!“) gehalten hatte. Das Lied ist aktuell geblieben, denn noch immer verbieten autoritäre Herrscher den Menschen, ihre Gedanken frei zu äußern. Thomas Röbke

WAS WÄRE WENN?

Dem Angriff eines großen Heeres hätten Cortés Männer unmittelbar nach der Landung nicht standhalten können. Womöglich hätte ein Sieg Montezuma motiviert, sich besser gegen weitere Eroberungsversuche zu rüsten. Gefallen wäre sein Reich wohl trotzdem: Die Azteken waren bei vielen indigenen Völkern so verhasst, dass auch spätere Invasoren vermut- lich Verbündete gefunden hätten.

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