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Was macht eigentlich Vreni Kohli?

Die Entscheidung stand und Vreni ging die nächsten Schritte und bereite sich mit weiteren Ausbildungen drei Jahre lang vor. Doch dann die Enttäuschung: Es funktionierte nicht mit dem prakti- schen Auslandseinsatz, da die motivier- te junge Frau von einer in Asien tätigen Organisatin abgewiesen wurde.

Vreni kam am 12.01.1952 in Hin- terhomburg TG zur Welt, wo sie mit ihren fünf Geschwistern in einem Elternhaus aufwuchs, wo der christliche Glaube eine wichti- ge Rolle spielte. Die heute 71-Jäh- rige erinnert sich: «Als ich acht Jahre alt war, bekamen wir Besuch von Vatis Cousine. Sie war in Süd- afrika im Einsatz. Von diesem Zeit- punkt an hatte sich der Gedanke tief in meinem Herzen festgesetzt, dass auch ich eines Tages in Afri- ka oder Asien im Einsatz sein würde!» Eine solche Entscheidung trifft wohl kaum ein Mädchen in diesem jungen Alter. Und der Weg dorthin war keines- wegs beständig und immer klar, denn als Teenagerin wollte Vreni «davon nichts mehr wissen».

Vreni Kohlis Sprachstudium mit ihrem Fulfulde-Sprachlehrer S. im Jahr 1996

1996 reiste ich dann zum ersten Mal nach Maroua in Nordkamerun aus.» Der Thurgauerin fiel es nicht leicht, die dort gesprochene Sprache Fulful- de zu lernen, denn sie war selbst in der französischen Sprache noch nicht sat- telfest. Aber die warmherzige Art der Menschen ermutigte sie. «Durch mei- nen Sprachlehrer Moodibbo S. und des- sen Familie kam ich in Kontakt zu den muslimischen Fulbe. Ein einheimischer Mitarbeiter, Sanda A., der sich berufen sah, unter dieser Ethnie zu arbeiten, wurde mir zu einer ganz besonderen Hilfe und Stütze.» In Sandas Familie hat Vreni, wie sie sagt, «ein afrikani- sches Zuhause gefunden»: «Wir haben zusammen gelacht, getrau- ert, gearbeitet und selten mal gestritten, uns aber jedes Mal wieder versöhnt!» Nach Jahren des Lebens im Busch und der Mitarbeit im Filmteam folgte der Aufbau von Kinder-Clubs sowie Schu- lungen für Mitarbeitende. An Abwechs- lung fehlte es also nicht (Vgl. Seite 5). Nun hätte an dieser Stelle ein harmo- nisches Ende stehen können, doch es kam anders. Im Februar 2013 begann die Terrorgruppe Boko Haram aus Ni- geria in Kamerun Menschen zu entfüh-

«Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt, und eure Frucht bleibt, auf dass, worum ihr den Vater bittet in meinem Namen,

Dafür erreichte sie eine Anfrage vom damaligen Leiter des Seminars für bib- lische Theologie in Beatenberg, ob sie als Betriebskrankenschwester einsteigen wolle. Vreni sagte zu und meint heu- te im Rückblick auf die folgende Zeit: «Während der 15 Jahre in Beatenberg erlebte ich viel Schönes und Wertvolles. Vor allem die Jungschararbeit und Teen- agerlager machten mir Freude. Es ent- standen Freundschaften, die bis heute bestehen. Es gab auch schwere Zeiten, doch an diesen wächst man!» Im Sommer 1995 wurde Vreni auf die Arbeit der VIA (vision africa) in Nord- kamerun aufmerksam. Sie meldete sich und wurde angenommen. Damit be- gann ein neuer Lebensabschnitt: «Zu- erst ging ich nach Neuchâtel, um mein wirklich eingerostetes Französisch auf Vordermann zu bringen. Im November Vreni Kohli heute mit zwei Mädchen einer befreundeten, albanischen Familie

er’s euch gebe.» (Johannes 15.16) Lieblings-Bibelvers von Vreni Kohli

Im Alter von 18 Jahren begann Vreni eine dreijährige Ausbildung zur Pfle- gefachfrau, damals noch «Kranken- schwester» genannt, in Zürich. Wäh- rend ihrem Pflichtjahr im Spital Thusis GR wurde sie von einer Kollegin dazu animiert, öfters in der Bibel zu lesen. Dabei wurde Vreni daran erinnert, dass sie Gott im Gebet versprochen hatte, ei- nen Auslandseinsatz zu wagen: «Ich er- lebte eine grosse innere Befreiung und Freude und die Gewissheit, dass Gott mich liebt und mich angenommen, ja berufen hat.»

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