IHK-Global Business Ausgabe 1/2024

EUROPA/ZENTRALASIEN

ITALIEN E-Autos nehmen Fahrt auf

Bei italienischen Käufern sind vor allem Hybridautos ohne Plug-in-Technik sehr be- liebt. Mit diesem Antrieb wur- den in den ersten drei Quarta- len des Jahres 2023 insgesamt 419.841 Autos zugelassen. Das waren 26,6 Prozent mehr als in den ersten neun Monaten 2022, und nach Deutschland die meisten in der EU. Bei reinen Batteriemodellen lag Italien zwischen Januar und September 2023 mit 45.758 Pkw EU-weit auf Rang 6. Das Wachstum betrug 27,6 Prozent gegenüber Jahresfrist. Bei Plug-in-Hybriden entsprachen 53.001 Neuwagen Platz vier (+11,6 Prozent). Insgesamt hatten fossilfreie Antriebe in den ersten drei Quartalen einen Anteil von 44,1 Prozent an allen italienischen Neuwa- genzulassungen. Ein Problem stellt aller- dings noch die Ladeinfra- struktur dar. Ende Juni 2023 existierten in Italien 45.210

Der italienische Automo- bilmarkt verzeichnete in den ersten drei Quartalen ein starkes Wachstum, nachdem die Neuzulassungen 2022 stark eingebrochen waren. Bei den Pkws lag der Zuwachs bei 20,5 Prozent, bei den Nutz- fahrzeugen bei 17 Prozent und bei den Bussen wuchs die Zahl der Neuzulassungen sogar um 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Wachstrumstreiber sind vor allem Zulassungen von Hybrid- und Elektromodellen. Das liegt zum einen an den staatlichen Förderungen für fossilfreie Antriebe und zum anderen an den Einschrän- kungen im Straßenverkehr. In vielen Städte wird der Verkehr und das Parken durch soge- nannte „Zone a traffico limit- ato“ – vergleichbar mit den Umweltzonen in Deutschland – eingeschränkt. Für Elektro- und Hybridfahrzeuge gelten jedoch Ausnahmeregelungen.

öffentliche Ladestationen für E-Autos. Die Dichte ist im internationalen Vergleich noch gering. Ende 2022 ka- men 1.627 Einwohner auf eine öffentliche Stromzapfsäule. In Deutschland und Frank- reich waren es zum selben Zeitpunkt 935 beziehungs- weise 916 Menschen. Deshalb setzt Italien Gelder aus der EU-Aufbau- und Resilienz- fazilität auch zum Ausbau des öffentlichen Ladenetzes ein. Bis Ende 2024 sollen so 4.000 Ladepunkte in Ortschaften und 2.500 Schnellladesäulen an sehr gut ausgebauten Fern- straßen entstehen. Hierfür stehen 277 Millionen Euro bereit. Bis Ende Juni 2026 sollen 21.000 weitere Lade- stationen hinzukommen. Ins- gesamt sieht der europäische Wiederaufbaufonds dafür 740 Millionen Euro vor. Neben den öffentlichen existierten in Italien Ende 2022 auch 370.000 private Ladeanlagen. Die Installation wird durch das Programm Superbonus ge- fördert, indem die Investition auf die Steuer angerechnet werden kann. Auch bei der Entwicklung von Batteriezellen kommt Italien voran. In der molisi- schen Hafenstadt Termoli und in Palermo auf Sizilien sind zwei große Batteriewerke von Stelantis und Italvolt geplant, die 2025 an den Start gehen sollen. In Süditalien sind die Bedingungen zur Erzeugung von günstigem Strom aus Offshore-Windparks und Photovoltaik besonders gut. Daher entstehen dort große Erzeugungskapazitäten, auch in Verbindung mit Wasserstoff. Zudem ist die Verfügbarkeit von Fachkräften besser als in Norditalien. GTAI/IHK

2.329 UNTERNEHMEN zählte Italiens Kfz-Industrie im Jahr 2021. QUELLE: GTAI

Nachfrage unter Strom: Knapp die Hälfte aller Neu - wagenzulassungen 2023 in Italien waren Hybrid- oder Elektromodelle. Die Regierung fördert deren Kauf, wie auch den Ausbau der lückenhaften Ladeinfrastruktur.

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IHK Global Business 01/2024

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