03-2020 Frauen im Einsatz

Unsere Projekte speziell für Mädchen und Frauen – eine Auswahl

Frauen in unseren Einsatzländern: Worüber man lieber nicht spricht

Guinea Primar- und Oberstufenschule im ActionVIVRE Nord Zielgruppe: Jungen und Mädchen zwi- schen 6 und 16 Jahren Angebot: Die Schule steht Jungen wie Mädchen genau gleich offen. Es ist der Schulleitung ein grosses Anliegen, beide Geschlechter gleich zu behandeln und ihnen die gleichen Ausbildungsmöglich- keiten zu bieten. Auswirkung: Dank der klaren Gleichstel- lung der Geschlechter schafft es die Schu- le, einen Mädchenanteil von knapp 50% zu erreichen – eine Seltenheit in Guinea! Die Eltern sind auf die Wichtigkeit der Schulbildung auch für Mädchen sensibili- siert. Nur wenige Mädchen werden früh- zeitig für Haushaltsarbeiten von der Schu- le genommen oder als Kinder verheiratet. Kambodscha Lighthouse Battambang Zielgruppe: Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren Angebot: Jungen Frauen und Männern aus ländlichen Gebieten wird durch die Wohnmöglichkeit im Lighthouse ermög- licht, die Oberstufe oder das Gymnasium in der Stadt zu besuchen. Studierende, die Leiterschaftspotenzial aufweisen, werden in einemNachwuchsprogramm spezifisch gefördert – momentan befinden sich aus- schliesslich Frauen in diesem Programm. Auswirkung: Dank der guten Ausbildung schaffen junge Frauen die Matura und erhalten eine gute Basis für ein Studium.

Einige davon übernehmen trotz ihres jun- gen Alters Verantwortung in Familie, Kir- che und Gesellschaft.

Ein wichtiges Thema der Sustainable Development Goals (Nachhaltige Ent- wicklungsziele) ist die Gleichstellung von Mann und Frau, zudem sollen alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestim- mung befähigt werden. Für SAM global ist schon lange klar, dass wir Mädchen und Frauen ebenso fördern möchten wie Jungen und Männer – insbeson- dere, da sie in unseren Einsatzländern häufig benachteiligt und diskriminiert werden. In einigen Projekten liegt da- bei ein besonderer Fokus auf ihnen: Kamerun CEFM (Centre Evangélique de Formation Ménagère et Artisanale) Zielgruppe: Junge Frauen zwischen 14 und 20 Jahren, die die Schule nie besucht haben oder früh abbrechen mussten, um zu Hause zu arbeiten. Angebot: Während zwei Jahren vertiefen die jungen Frauen ihre Kenntnisse in Le- sen, Schreiben und Mathematik. Zudem gibt es ein breites Angebot an Zusatzfä- chern wie Gartenbau, Nähen, Informatik- anwendung, Budgetplanung, Hygiene und Ernährung. Auswirkung: Als das CEFM gegründet wurde, war das Ziel, die «Mädchen» auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter vorzu- bereiten. Heute werden die Frauen zu verantwortungsvollen Vertreterinnen der Gesellschaft und zu ebenbürtigen Partne- rinnen ihrer Männer ausgebildet. Einige holen im CEFM ihren Schulabschluss nach und bilden sich anschliessend in einer technischen Schule fort, andere haben ihr eigenes Nähatelier eröffnet oder einen kleinen Handelsbetrieb aufgebaut.

Nepal ProUDYAMI

Südamerika – Brasilien: Häusliche Gewalt und Femizide

noch immer stark verbreitet. Dabei fällt auf, dass es zwar oftmals gesetzliche Bestimmungen gibt, die solche Praktiken verbieten, diese in der Realität jedoch leider nicht eingehalten und durchgesetzt werden. Die Nichteinhaltung der Gesetze spiegelt sich auch in Angola wieder, wo Polygamie eigent- lich verboten wäre: Kürzlich berichteten die Medi- en von einer Familie, die ein ganzes Dorf füllt: Ein Mann mit 42 Frauen und 166 Kindern. In Angola und im Tschad gehören die Sterblichkeitsraten von Kindern unter fünf Jahren zu den höchsten der Welt. Aufgrund der mangelnden medizinischen Versorgung ist auch die Zahl der Frauen, die wäh- rend den Geburten sterben, extremhoch. Vor allem für alleinstehende Frauen in ländlichen Gebieten zeigen sich weitere Herausforderungen, da kein staatliches Sozialversicherungssystem besteht. In einigen Regionen ist es Frauen beispielsweise auch traditionell untersagt, Land zu besitzen und dieses zu kultivieren. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns Von Gleichberechtigung sind wir in unseren meis- ten Einsatzländern noch weit entfernt und die Stel- lung der Frau in einigen Ländern macht mich sehr betroffen: im Speziellen die Genitalverstümmelung in Guinea, welche zu bis zu 96% noch immer statt- findet. Obwohl es eine gesetzliche Grundlage gibt, haben die Mädchen oftmals keine Chance, sich gegen solche Traditionen zu wehren, geschweige denn aktiven rechtlichen Schutz davor zu erhal- ten. Hier lohnt es sich, dass wir gemeinsam wei- terkämpfen – denn es gibt noch viel zu tun. Es ist aber auch extrem schön zu hören, dass jahrelange Sensibilisierungsmassnahmen nun beginnen, ihre Wirkung zeigen. Das ermutigt mich!

Zielgruppe: Frauen Angebot: ProUDYAMI bildet Frauen be- triebswirtschaftlich und praktisch zu Unternehmerinnen aus. Der Fokus von ProUDYAMI liegt auf den Frauen, da jeden Tag zahlreiche Männer Nepal verlassen, um im Ausland Arbeit zu finden – und die Frauen oft mit ihren Kindern, Eltern und Schwiegereltern alleine zurückbleiben. Da jeweils unsicher ist, ob und wie viel Geld die Ehemänner aus dem Ausland überweisen (können), liegt die Hauptlast für das Einkommen der Familie auf ihnen. Frauen gehen zudem erfahrungsgemäss oft sehr verantwortungsbewusst mit Geld um und setzen es für das Wohl ihrer Fami- lie ein. Auswirkung: Durch das Projekt werden Frauen in ihrer Geschäftstätigkeit ge- stärkt. Sie verfügen über einen fundierten Businessplan, gehen mit ihren Finanzen haushälterisch um, verstehen die wirt- schaftlichen Zusammenhänge und kön- nen damit ihre Familie ernähren. Einige schaffen auch Arbeitsplätze und stärken die lokale Wirtschaft.

Brasilien liegt beim «Global Gender Gap Report» (Bericht über weltweite Gleichstellung) auf Rang 92 – insbesondere in den BereichenWirtschaft und Politik sind Frauen stark benachteiligt. Auch Krimi- nalität und Polizeigewalt, insbesondere gegenüber afro-brasilianischen Favela-Bewohnerinnen, sind ein grosses Problem. Dazu kommt die weit ver- breitete häusliche Gewalt und eine erschreckende Anzahl an Femiziden – Morden an Frauen. 2015 wurde ein «Gesetz gegen den Femizid» verabschie- det, doch inzwischen wird eine Liberalisierung des Waffengesetzes angestrebt, wodurch auch Frauen wieder stärker gefährdet sind. Asien – Nepal, Sri Lanka, Kambodscha, Indien und China: Frauen brauchen Glück, um zu überleben In Asien gibt es bezüglich der Stellung der Frau in der Gesellschaft je nach Land beträchtliche Unter- schiede. Während in Nepal, Kambodscha, Sri Lanka und Indien die Problematiken von Zwangs- und Kinderheirat, Vergewaltigungen, Prostitution und Frauenhandel weit verbreitet sind, gab es in China noch ein weitaus schockierendes Phänomen: die systematische Tötung weiblicher Föten und Babys. Der Männerüberschuss in China lässt sich heute auf 34 Millionen beziffern. Das Ausmass von Tötungen weiblicher Babys zeigt, wie stark der Glaube, Mäd- chen seien weniger wert als Jungen, in der Gesell- schaft noch immer verbreitet ist. Paradoxerweise konnten Mädchen in den Jahrzehnten der Ein- Kind-Politik zwischen 1979 und 2015 – wenn sie das Glück hatten, Geburt und Kindheit zu überleben – stark von einem modernen Erziehungssystem und von einer relativ offenen Marktwirtschaft mit vielen Arbeitsmöglichkeiten für Frauen profitieren. Afrika – Angola, Burkina Faso, Kamerun, Tschad, Guinea: Schreiende Ungerechtigkeiten In afrikanischen Ländern mit überwiegend islami- scher oder animistischer Prägung sind Problema- tiken wie Mädchenbeschneidung, Zwangs- und Kinderheirat sowie Benachteiligung in der Bildung

Andreas Zurbrügg, Länderverantwortlicher Sahel

Davon träume ich: «Ich träume von einer gesunden Familie – mein Mann ist Diabetiker und hat einige Spitalaufenthalte hinter sich – und dass meine fünf Kinder Jesus nachfolgen, irgendwann selbst eine eigene Familie gründen können und beruflich gut vorwärtskommen. Es ist meinWunsch, dass ich den Menschen inner- und ausserhalb der evangelischen Gemeinde mein Wissen, vor allem was medizinische Aspekte anbelangt, weitergeben kann. Mit Vorträgen und meinemVorbild möchte ich mithelfen, dass in der Gesellschaft Krankheiten, welche verhindert werden können, eingedämmt werden.»

Michelle Pfister, Co-Leiterin Kommunikation SAM global

Quellen: Amnesty International / Gender Gap Report / Wikipedia

Suzana Tiago, 46, aus Angola. Suzana ist die zweite Frau innerhalb unseres Partner-Gemeindebundes IESA, die einen Masterkurs abgeschlossen hat. Sie ist die Verantwortliche des medizinischen Zentrums Mapunda.

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