03-2020 Frauen im Einsatz

INHALT Frauen im Einsatz

...ganp zersönlich:

EDITORIAL

Wichtige Themen – zu wenig besprochen

Als wir diesen Focus Anfang Jahr planten, war die Corona-Pandemie praktisch noch kein The- ma. Als wir imMärz die ersten Texte von unseren Mitarbeitenden erhielten, ging es gerade los – und auf einmal stand gefühlt die ganze Welt still. Zuerst schnellten die Zahlen der Infizierten in Europa in die Höhe, diverse Gesundheits- systeme waren überlastet. Dann erreichte das Vi- rus unsere Einsatzländer – und damit Länder mit sehr fragilen Gesundheitssystemen und oftmals katastrophalen hygienischen Zuständen. Unsere Arbeit vor Ort veränderte sich innerhalb weniger Tage komplett. Plötzlich standen Sensibilisie- rung und Nothilfe im Zentrum, die Versorgung von Menschen, die wegen der Ausgangssperre keinen Verdienst und kein Essen mehr hatten. Einige Mitarbeitende mussten nach Hause kom- men, Projekte vorübergehend unterbrochen werden. Das Thema «Frauen» bleibt relevant Es war höchst ungewiss, wie sich die Lage entwi- ckeln würde – sowohl in Europa als auch in un- seren Einsatzländern. Wir fragten uns: Können wir in einer solchen Ausnahmesituation über- haupt einen Focus zu einem ganz anderen The- ma produzieren? Schnell waren wir uns einig: Ja, denn unsere Arbeit vor Ort bleibt wichtig und geht weiter, wenn auch vorübergehend etwas anders. Und: Ja, denn das Thema «Frauen» ist und bleibt aktuell und relevant. Eine Momentaufnahme Gleichzeitig entschieden wir uns, auf den nächsten Seiten ein paar Einblicke zu geben, was das Coronavirus in unseren Einsatzlän- dern auslöste und was das für unsere Arbeit bedeutete. Die Berichte in diesem Focus sind eine Momentaufnahme – derzeit verändert sich die Lage in Europa und weltweit von Tag zu Tag. Was für ein Vorrecht, zu wissen, dass Gott in all dieser Unsicherheit mit uns unter- wegs ist – und wir sind enorm dankbar, dass Sie diese Zeit mit uns durchstehen und mit uns weiterhin einen Unterschied vor Ort machen!

Während unseres dreimonatigen Einsatzes im Lighthouse merkte ich, dass die Mädchen in Kambodscha oft nicht darüber aufgeklärt werden, was mit ihnen in der Pubertät geschieht. Sie schämen sich, wenn sie das erste Mal ihre Tage bekommen, und nicht selten erschrecken sie, weil sie gar nicht darauf vorbereitet sind. Es war mir ein Anlie- gen, die Jugendlichen im Lighthouse zu informieren und Klartext zu reden. Zusammen mit anderen Volontärinnen sowie Somaly, der Frau von Lukas Bernhardt, der das Pro- jekt leitet, machte ich mich an die Vorbereitungen. Es war uns wichtig, dass wir mit Somaly eine Kambodschanerin dazugewinnen konnten, die genau wusste, wie wir ein so sensibles Thema in einer Schamkultur angehen können. Darüber reden und einen guten Umgang finden Mit Erklärungen, was biologisch im Körper während der Pubertät vorgeht, bereiteten wir die Studentinnen auf das Thema vor. Ein lebhaftes Theater sorgte für herzhaf- te Lacher: Eine Volontärin stellte ein Mädchen dar, das ihre Tage bekommt und nicht weiss, was zu tun ist. Wir gaben ihr mit Augenzwinkern gutgemeinte Ratschläge: viel Grünzeug essen, Maxi-Windeln anziehen, oder viel- leicht doch lieber einen Handstand machen? Leider half ihr dies nicht weiter und sie verzweifelte immer mehr. Wir sprachen dann mit den jungen Frauen darüber und auch über die Möglichkeiten, die Regelschmerzen mit- tels Wärmebeutel oder Tees zu lindern. Zudem themati- sierten wir die Hygieneartikel. Wir stellten fest, dass trotz der Verfügbarkeit von modernen Hygieneartikeln doch einige Studentinnen auf Stofffetzen zurückgreifen, da die in der Schweiz bekannten Artikel verhältnismässig teuer sind – für viele zu teuer. Wir konzentrierten uns daher vorerst auf die grundlegenden Hygienemassnah- men wie Händewaschen, das Verwenden sauberer Tü- cher und so weiter. Dadurch ergab sich ein entspannter und offener Austausch über Themen, die alle Frauen auf der Welt betreffen. Mir wurde auch bewusst, dass wir Schweizer oft das Gefühl haben, wir hätten die ideale Lösung für alle parat. Doch letztlich kam in mir doch der leise Zweifel auf, ob sie nicht besser mit ihren eigenen Mitteln bedient sind – denn bei vielen unserer Artikel ist die richtige Hygiene letzten Endes das A und O, was in Kambodscha leider nicht immer gewährleistet werden kann.

Sarah Brühwiler, Co-Leiterin Kommunikation

Xenia Krähenbühl war als Kurzzeiterin im Lighthouse Battambang, Kambodscha

PS: Aktuelle Informationen und Geschichten fin- den Sie jederzeit unter www.sam-global.org/blog

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