Aus Leidenschaft Manchmal ist die Leidenschaft stärker als die Vernunft – und führt dazu, dass Menschen Entscheidungen treffen, die nicht alle nachvollziehen kön- nen. Zwei Beispiele von leidenschaftlichen und mutigen Mitarbeitenden, die entgegen aller vernünftigen Stimmen entschieden haben, zu bleiben, als Krisen ihre Einsatzländer erschütterten.
Wie stehe ich heute zu meiner damaligen Entscheidung? Ich freue mich sehr, dass Gott mich vor bald fünfzig Jahren nach Angola berufen hat. Er hat mir eine Leidenschaft für die- ses Volk und vor allem für invalide Men- schen geschenkt. Diese Leidenschaft hat damals meinen Entscheid mitbestimmt. Ich wollte bereit sein, mit diesem Volk unterwegs zu sein und seine Leiden und Freuden zu teilen. Auch dann, wenn es schwierig und leidvoll werden sollte. Meine Entscheidung von damals habe ich nie bereut. Für die einheimische Kir- che ist es bis heute bedeutungsvoll, dass ich zusammen mit ihnen in Kalukembe geblieben bin. Dennoch weiss ich, dass Gott Mitmenschen oder mich selber zu einem anderen Zeitpunkt anders führen kann. Die Leidenschaft bleibt Ich möchte auch jetzt, in meinem aktiven Ruhestand, in und für Angola mit Lei- denschaft unterwegs sein und vor allem Menschen, welche auf der Schattenseite des Lebens stehen, unterstützen. Diese Leidenschaft soll ansteckend sein und sich auf unsere Mitarbeitenden über- tragen. Ohne Leidenschaft erscheint mir das Leben farblos. Mit Leidenschaft im Dienst von Jesus zu stehen, ist etwas vom Schönsten überhaupt im irdischen Leben!
Elisabeth Gafner Angola:
Immer wieder gehen meine Gedanken zurück zu einem einschneidenden Erlebnis in mei- nem Leben: 1993 lag ich mit Hepatitis im Bett, als alle interkulturellen Mitarbeitenden die Aufforderung erhielten, Angola wegen des Krieges sofort zu verlassen. Da die Strassen zu diesem Zeitpunkt wegen Überfällen nicht passierbar waren, wurden Evakuationsflüge organisiert. In meinem Herzen entstand ein grosser Widerstreit. Ist mein Leben wertvoller als das meiner angolanischen Mitarbeiten- den? Hat uns Gott versprochen, uns im Dienst für ihn vor allen Gefahren zu bewahren? Sol- len wir diesen Gefahren entfliehen? Diese Fragen musste ich mit einem klaren «Nein» beantworten. So entschied ich mich, trotz der Anweisung von SAM global in Angola zu blei- ben. Meine Mutter sagte dazu: «Ich wusste, dass Elisabeth bleiben würde!» Auch meine Heimatgemeinde konnte meinen Entscheid nachvollziehen und unterstützte mich weiter- hin im Gebet und finanziell. Eine Entscheidung mit Folgen Genau ein Jahr später musste ich zusammen mit der Kirchenleitung, dem medizinischen Personal und der Bevölkerung aus Kalukem- be flüchten. Nochmals zweieinhalb Monate später kam ich, auf vielen Umwegen, kurz vor Weihnachten in der Schweiz an. Für mich per- sönlich war die Zeit in der Schweiz eine Her- ausforderung – fast schwieriger als das Blei- ben in den Kriegswirren und die Flucht selber mit allen Ungewissheiten.
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