FOCUS 42020 deutsch_web

geblieben Renate und Emanuel Wieland ProTIM 2-2-2 Kissidougou, Guinea:

Lieferungen nicht mehr möglich waren. Wir investierten viel in die Landwirtschaft und konnten auch andere ermutigen, sich beson- ders im Kulturanbau zu engagieren, um sel- ber Nahrungsmittel zu produzieren und ein Einkommen zu sichern. Wir haben den Mais- anbau unterstützt und Kleinkredite vergeben, um den Gemüse- und Reisanbau zu fördern. Inzwischen konnte der erste Mais geerntet werden. Wir werden hier sein Das Landesinnere von Guinea, wo wir leben, wurde von der Pandemie bisher Gott sei Dank grösstenteils verschont – und wir sind froh, dass wir durch unsere Sensibilisierungsmass- nahmen dazu beitragen konnten. Es ist aber noch nicht absehbar, wie gross die wirtschaft- lichen Folgen sein werden – Experten gehen davon aus, dass weltweit Millionen von Men- schen wegen der Pandemie in die Armut ab- rutschen werden. Auch für das das ohnehin fragile Gesundheitssystem ist und bleibt die Pandemie eine grosse Herausforderung. Ein trauriges Beispiel: Ein junges Paar ging ins Spital, weil die Frau in den Geburtswehen war. Ausgerechnet an diesemMorgen war dort ein Mann, der positiv auf Corona getestet wurde – das Personal war in Panik, alles war blockiert. Als die Frau schliesslich um 13 Uhr behandelt wurde, stellte man fest, dass ein Kaiserschnitt nötig war – doch es war zu spät, das Baby war bereits tot. Für uns ist klar: Es gibt noch viel zu tun – und wir werden hier sein, um Leben zu teilen und um echte Hoffnung zu vermitteln.

Die Anfangszeit der Coronakrise war sehr turbulent in Kissidougou. Die Ereignisse überstürzten sich. Schnell begannen wir mit der Aufklärungs- und Sen- sibilisierungsarbeit. Zuerst informierten wir unsere Mitarbeitenden, dann die Bibelschule in Telekoro und die Lernenden in der Mechanikerausbildung. Dann setzten wir uns mit Schlüsselpersonen der Kirche zusammen, um ihnen die Wichtigkeit eines klugen Umgangs mit den vorhandenen Nahrungs- mitteln und dem Anpflanzen von Mais, Reis und Ge- müse aufzuzeigen. Schliesslich wurden alle Pastoren der ganzen Präfektur nach Kissidougou eingeladen, damit wir auch ihnen diese Informationen weiterge- ben konnten. Hierbleiben oder gehen? Dann kam die Frage an uns: Hierbleiben oder zurück in die Schweiz reisen? Für uns war sofort klar, dass wir bleiben wollten. Hier in Guinea wurden wir nun gebraucht, und wir gehören nicht direkt einer Risiko- gruppe an. Hier sind wir zuhause. Auch ohne Corona könnte uns in Guinea vieles zustossen, bei dem wir nicht die Möglichkeit hätten, Hilfe oder Behandlung zu bekommen, wie das in der Schweiz möglich wäre. Damit lebt man grundsätzlich in einem Land wie Guinea. Ist das Teil der Berufung, Gottvertrauen oder Leichtfertigkeit? Auf alle Fälle war es für uns gar keine Frage, wir sahen die Dringlichkeit des Hierbleibens und Helfens gerade in dieser Situation. «Merci, dass ihr geblieben seid, dass ihr ganz praktisch helft, mit uns Leben teilt und für uns betet!», durften wir in den letzten Monaten immer wieder hören. Vielschichtige Probleme Neben der Gefahr durch das Coronavirus selber sa- hen wir uns vor allem mit zwei grossen Problemen konfrontiert: Einerseits verloren viele durch die Aus- gangssperre ihr ganzes Einkommen, und anderer- seits stiegen die Preise für Lebensmittel stark an, da

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