FOCUS 42020 deutsch_web

Herzen

Praktische Unterstützung und das Weitergeben von Gottes Liebe – beides gehört untrennbar zu unserer Arbeit. Vier Mit- arbeitende erzählen, wie sie das imAlltag leben und umsetzen:

«Wir möchten Nächstenliebe leben» Bereits vor unserer ersten Ausreise nach Kamerun war klar, dass wir mit unseren beruflichen Fähigkeiten im Einsatzland nicht nur fachlich und praktisch helfen wollen, sondern mit der Leidenschaft, die Jesus in unser Herz gelegt hat, anderen dienen möchten. Im Buch «Das Buch der Mitte» beschreibt V. Mangalwadi unter anderem, dass Armutsbekämpfung nur tiefergreifend und nachhaltig funktionieren kann, wenn die Weltanschauung und Sichtweise verändert und biblische Grundsätze und Werte wie Liebe und Mitgefühl verinnerlicht werden. In vielen anderen Religionen herrscht Fatalismus, und Grundwerte wie Nächsten- liebe oder das Geben und Annehmen von Hilfe sind nicht oder nur kärglich vorhanden. Auch in unserer westlichen Kultur fanden Begriffe wie Menschenrechte undMenschenwürde erst durch christliche Bildung überhaupt Eingang. Dass Jesus Mensch geworden ist, macht es möglich, dass wir Gottes Kinder werden können. Gott selbst hat sich erniedrigt, umuns zu erhöhen. DiesemVorbild folgen wir: Wir möchten Nächs- tenliebe leben, die sich selbst für andere bedingungslos hingibt. Inzwischen sind wir in Sri Lanka im Einsatz und haben uns dafür den Vers aus Psalm 127,1 zu Herzen genommen: «Wenn der Herr das Haus nicht baut, dann arbeiten umsonst, die daran bauen.» Für uns bedeutet das, dass wir jungen Sri Lankern die Chance geben, einen Beruf zu erlernen und qualitativ hochwertige Arbeit zu erbringen. Gleichzeitig möchten wir in ihnen eine Leidenschaft wecken, dies zur Ehre Gottes zu tun. Er hat sie geschaffen und mit Gaben befä- higt. Wir möchten ihnen dabei ein Vorbild sein, ihnen neben dem fachlichen Unterricht eine biblisch orien- tierte Ethik vermitteln und ihnen die Chance geben, in ihrer Persönlichkeit zu wachsen. Wir wünschen uns, dass sie der Umwelt und den Mitmenschen Sorge tragen und einen respektvollen Umgang untereinander pflegen. Schlussendlich möchten wir sie in eine Zukunft in Selbständigkeit, mit Verdienstmöglichkeiten und einem gesundem Selbstwert entlassen können.

Rahel Ringger, CCS, Sri Lanka

Heilsame Spuren hinterlassen Eine mir unbekannte Stimme bittet um Einlass in unseren Hof. Ich ahne, dass ein Verbren- nungspatient Hilfe sucht. Das geschieht hier leider häufig – Kinder verbrennen sich beispiels- weise an den offenen Feuerstellen. Manchmal sind die Verbrennungen sehr schwer und gross- flächig. Ich bitte die Frau mit dem weinenden Kind herein und biete ihr einen Stuhl an. Nach der üblichen Begrüssung erkundige ichmich nach demUnfallhergang. Ich höre zu, besehe die Wunden und versuche, den Verbrennungsgrad einzuschätzen. Jedes Mal, wenn ich einen Menschen so leiden sehe, erbarmt es mich. Ich möchte dem Patien- ten und seiner Familie helfen und mein Möglichstes tun, damit alles gut heilt. Diese praktische Hilfe ist für mich eine Möglichkeit, Nächstenliebe zu leben und weiterzugeben. Es ist hart, dieWunden ohne lokale Betäubung zu säubern. Ich erkläre, was ich tue, umdas Ver- trauen der Patienten zu gewinnen. Wenn die Kinder weinen und schreien vor Schmerz oder Angst, habe ich auch Mühe. Aber ich weiss, dass es nötig ist, damit es schön heilt. Wenn ich feststelle, dass der Heilungsprozess ungewöhnlich schlecht verläuft, frage ich die Angehörigen, ob ich für das Kind beten darf. Meist sind sie offen für Gebet, da es üblich ist, einander zu segnen. Mit der Zeit und der richtigen Behandlung wachsen die Wunden lang- sam zu, doch die neue Haut ist hell. Die Menschen versuchen oft, mit irgendwelchen Mitteln zu bewirken, dass sie dunkel wird. Ich wasche das jeweils wieder ab und erkläre, dass Gott uns genial geschaffen hat. Wir müssen geduldig warten und werden dann sehen, wie die Haut ohne unser Zutun dunkel wird. Diese Behandlungen lassen Beziehungen entstehen. Ich bin mir sicher, dass dies in den Leben der Betroffenen und ihrer Familien Spuren hinterlässt.

Michelle Vögeli, ActionVIVRE Nord, Guinea

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