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DEFINITIONSSACHE D efinitionssache sich, zur Ehre der Familie beizutragen und ist stolz darauf. Ohne Familie zu sein ist das Schlimmste, was passieren kann.

en oder Heimataufenthalte verbringe, umso öfter habe ich wieder das Gefühl, dass in der Schweiz meine Heimat ist. Eine Heimat unabhängig der Landesgrenzen Bei den Nomaden, unter denen ich hier in der Oase lebe, bedeutet Heimat wohl für die meisten das Eingebundensein in die Grossfamilie/ Sippe. Man bemüht

Was Heimat für mich ist, und wann ich empfinde, «daheim» zu sein, das ist gar nicht so einfach zu sa- gen. Die Faktoren, welche mir die- ses Gefühl vermitteln, sind sehr vielfältig. Ich fühle mich zuhause, wenn ich mich verstanden und zu- gehörig fühle durch gute Bezie- hungen, oder in bestimmten Situ- ationen, bei speziellen Gerüchen, Geräuschen, weiter Landschaft und Natur – jedenfalls immer, und oft unbewusst, kombiniert mit schönen Erinnerungen. Gelebt habe ich schon an vielen Orten – doch wo ist meine Heimat? In der Schweiz, in Kamerun oder im Tschad? Das hängt bei mir sehr stark von mei- nen Beziehungen ab. Je intensiver und enger diese sind, umso stärker ist das Heimatgefühl. So kann es vorkommen, dass sich in Afrika Heimweh nach der Schweiz und in der Schweiz Heimweh nach Kamerun einstellt. Nach vielen Jahren im Einsatz bin ich froh, dass ich nicht allzu sehr unter Heimweh leide. Durch die Digitalisierung ist es einfa- cher geworden, über die Distanz hin- weg den Kontakt zu behalten. Sie hat aber auch negative Seiten: So fördert bei mir WhatsApp das Heimweh, da man öfters den Eindruck hat, etwas zu ver- passen. Vor Jahren, als ich nur alle drei Jahre einen Heimataufenthalt in der Schweiz machte, konnte ich mir nicht vorstellen, nach der Pensionierung in der Schweiz zu leben. Das hat sich in der Zwischenzeit geändert. Manchmal frage ich mich, ob ich be- quemer geworden bin. Jedenfalls scheint mir das Leben in der Schweiz um ein Vielfaches einfacher und leich- ter. Je nach Ort kann es in Afrika müh- sam und sehr belastend sein, beispiels- weise aufgrund des Klimas. Und hier in der Oase ist nichts selbstverständlich, so wie ich es aus der Schweiz kenne. Je mehr Zeit ich in der Schweiz für Feri-

Bei ihnen gehört auch das freiheitliche Leben in der Natur und der Umgang mit den Tieren dazu – auch wenn es sehr hart ist. Dort fühlen sie sich wohl. Für sie gibt es keine Landesgrenzen – das Wohl der Tiere bestimmt ihr Le- ben . In der modernen Umgebung einer Stadt sind sie oft verloren und über- fordert. Viele hatten keine Gelegen- heit, eine Schule zu besuchen, und sie können daher weder lesen noch schrei- ben. Dazu kommt, dass sie durch ihre Unwissenheit oft betrogen werden. Bei sesshaften Volksgruppen kann die Verbundenheit mit der Erde die Heimat sein. Dies kommt beispielsweise bei den Kotokos in Nordkamerun sehr stark zumAusdruck. Ein Kotoko vergisst nie, woher er kommt. Wenn man sich bei einem Dorfchef über die Einwohner- zahl erkundigt, zählt er auch diejeni- gen dazu, die an einem anderen Ort wohnen, aber im Dorf ihre Ursprungs- familie haben. Viele Menschen in Afrika, die wegen der Arbeit in einer anderen Region le- ben, bauen ein Haus am Ort, wo sie aufgewachsen sind, um sich nach der Pensionierung dorthin zurückziehen zu können. Bis es soweit ist, wohnen An- gehörige darin. Viele erreichen aber das Pensionsalter gar nicht. Oder sie haben sich schliesslich so ans städtische Leben gewöhnt, dass sie nur noch besuchswei- se ins Dorf gehen.

Helen M. Hebamme und Gesundheitsprävention Tschad

Bilder 1 und 3: Die Nomaden (Araber) Bild 2: Die sesshaften Kotokos

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