Ehrenamt und Herzenssache: Türkei und Deutschland

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Hindernisse abbauen. So kann niemand mehr sagen: Ich weiß nicht, wo ich mich freiwillig engagieren kann. « Erkan Şamiloğlu, Ministerium für Jugend und Sport

Gab es noch weitere Aktivitäten von Seiten Ihres Ministeriums, Herr Şamiloğlu?

Erkan Şamiloğlu: Ja, ebenfalls 2019 haben wir den Aktionsplan für Freiwilligenarbeit erstellt und er ist auch in Kraft getreten. Der Aktionsplan für 2020 konnte aufgrund der Pandemie nicht aktualisiert werden, wurde allerdings 2021 erweitert und als Ak - tionsplan für Freiwilligenarbeit 2021 veröffentlicht. Im selben Jahr wurde in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum für Soziologie an der Philosophi - schen Fakultät der Istanbul Universität eine Studie zum Thema Ehrenamt und freiwilliges Engagement in der Türkei durchgeführt. Ziel dieser Studie ist es, die Ist-Situation und das Potential von Ehrenamt und freiwilligem Engagement darzustellen sowie neue Modelle zur Auswertung wissenschaftlicher Daten und Analysen zu entwickeln. Geplant ist, diese tür - keiweite Studie in eine Längsschnittstudie zu ver - wandeln. Die Digital Natives sind in aller Munde. Herr Şamiloğlu, nutzen Sie digitale Medien, um junge Menschen für ein freiwilliges Engagement zu gewinnen? Erkan Şamiloğlu: Ja, wir haben hier wirklich inves - tiert. Unter dem Motto „Sei dabei!“ möchte das Mi - nisterium für Jugend und Sport das Bewusstsein für Ehrenamt und freiwilliges Engagement in der Gesell - schaft stärken und hat hierfür vor sechs Jahren die Plattform www.gencgonulluler.gov.tr geschaffen. Hier treffen Organisationen des Ehrenamtes mit Freiwil - ligen zusammen, die sich engagieren möchten. Die Plattform stützt sich auf wichtige Werte wie Gleichbe - rechtigung, Transparenz, Rechenschaft und Nachhal - tigkeit und bietet Jugendlichen zu sechs Themenbe - reichen zahlreiche Möglichkeiten, sich ehrenamtlich und freiwillig zu engagieren. Organisationen, die nach Freiwilligen suchen, oder Freiwillige, die eine Organi - sation suchen, in der sie sich im Bereich Sport, Kul - tur, Tourismus, Umwelt, Katastrophenschutz, Bildung, Gesundheit oder Sozialdienste ehrenamtlich engagie -

ren können, finden auf der Plattform zusammen und können alle Anzeigen gleichzeitig einsehen und sich direkt bewerben.

Welchen Mehrwert bietet die Plattform den Jugend­ lichen?

Ümran Dilek Toprak: Die Plattform bietet einen wechselseitigen Nutzen. Organisationen auf der ei - nen und Freiwillige auf der anderen Seite können sich gegenseitig bewerten und Punkte sammeln. So kön - nen zum Beispiel junge Menschen, die in eine neue Stadt ziehen und sich engagieren wollen, auf der Plattform schauen, welche der lokalen Organisation von anderen Freiwilligen gut bewertet wurde. Das System registriert die ehrenamtliche Arbeit der en - gagierten Jugendlichen und ermöglicht für zukünftige Bewerbungen oder beruflich notwendige Nachweise eine Referenzangabe. Somit haben Jugendliche einer - seits die Möglichkeit, sich unentgeltlich im Dienst der Gesellschaft zu engagieren, sich dabei persönlich wie fachlich weiterzubilden, und gleichzeitig für ihre be - rufliche Zukunft wichtige Erfahrungen und Referen - zen zu sammeln. Erkan Şamiloğlu ist stellvertretender Generaldirektor des Generaldirektorats für Bildung, Forschung und Koor­ dination im Ministerium für Jugend und Sport. Ümran Dilek Toprak arbeitet im Generaldirektorat für Bildung, Forschungund Koordination im Ministerium für Jugend und Sport.

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