Ehrenamt und Herzenssache: Türkei und Deutschland

Jugendfreiwilligenarbeit und Ehren - amt in der Altenpflege entwickelt. In diesen Aufgabenbereichen überneh - men Freiwillige verschiedene Aufga - ben und Rollen. In der Türkei gibt es noch keinen gesonderten rechtlichen Rahmen. Ehrenamtliches Engagement erfolgt hauptsächlich auf traditionelle Wei - se über Nachbarschaftshilfe, Zusam - menhalt und Unterstützung inner - halb der Großfamilie, über soziale Verantwortung für die Gemeinde, Mitgefühl und Verantwortungsge - fühl für Bedürftige, Spenden und Ab - gaben an religiösen Feiertagen für Menschen in Not oder über Stipen - dien und Studierendenunterkünften von Stiftungen oder gemeinnützigen zivilgesellschaftlichen Organisati - onen. In der Türkei beruht das Eh - renamt also eher auf individuellem Engagement als auf professionell organisierter Arbeit. Durch dieses persönliche Engage - ment verfügen die Menschen in der Türkei zwar über große Erfahrungen zum Thema Ehrenarbeit. Ehrenamt wird in der Türkei jedoch aus einem sehr engen Blickwinkel betrachtet. Mit Ehrenamt oder freiwilligem En - gagement assoziieren die meisten Menschen eine „Freizeitbeschäfti - gung“. Jugendliche betrachten dies als eine kleine Beschäftigung, die sie während der Schulzeit oder Ausbil - dung nebenbei machen. Um diese Einstellung zu ändern, um ein Ver - ständnis für die wahre Bedeutung des Ehrenamtes zu etablieren, muss versucht werden, den Jugendlichen den Gedanken der sozialen Verant - wortung und der gesellschaftlichen Teilhabe verständlich zu machen. In diesem Sinne hat das Ministerium für Jugend und Sport eine führende Rolle übernommen und verschiede - ne Veranstaltungen umgesetzt, um

Jugendlichen ein Bewusst - sein für das Ehrenamt zu vermitteln. Um Jugend - lichen besseren Zugang zum Ehrenamt zu ermögli - chen, hat das Ministerium das Jahr 2019 zum „Jahr des Ehrenamtes“ erklärt. In diesem Rahmen wurden verschiedene Eröffnungs - programme umgesetzt und ein „Strategiepapier 2019 Jahr des Ehrenam -

Abschließend kann gesagt werden, dass es nicht vorrangig wichtig ist, in unterschiedlichen Ländern eine ein - heitliche Definition des Ehrenamtes festzulegen, sondern eine gemein - same Sicht- und Vorgehensweise zu bestimmen. Es ist nicht wichtig, wie Ehrenamt früher betrachtet oder ausgeübt wurde, sondern wie das Ehrenamt heute einen Beitrag für die gesellschaftliche Arbeit leisten kann. Mit der sich ständig ändern - den und globalisierten Welt rücken neue Methoden wie beispielswei - se digitale Möglichkeiten der Frei - willigenarbeit in den Vordergrund. Gleichzeitig müssen Pflichten und Rechte der Ehrenamtlichen, deren Schutz und Sicherheit neu definiert und in dieser neuen Welt umgesetzt werden.

tes“ veröffentlicht. Das Strategiepa - pier dient zur Stärkung des Bewusst - seins zum Thema Ehrenamt in der Gesellschaft und besonders unter Jugendlichen, deren Interesse und Teilnahme damit vermehrt geweckt werden soll. Unter diesen Gesichtspunkten ist es von besonderer Bedeutung, die Motivation der Freiwilligen zu för - dern, um eine stärkere Beteiligung und Nachhaltigkeit gewährleisten zu können, da jeder Mensch sich aus sehr unterschiedlichen Motiven ehrenamtlich engagiert. Eine stan - dardisierte Gratifikation oder Zerti - fizierung wäre nicht umsetzbar oder effektiv, da sich nicht jeder für eine Anerkennung über Geschenke oder eine Plakette begeistern lässt. Es müssen individuell an die jeweiligen Personen gerichtete Auszeichnun - gen verwendet werden. Hierzu müs - sen die ehrenamtlich Tätigen genau gekannt, ihre persönlichen Beson - derheiten beachtet und individuell Danksagungen überreicht werden. Das können auch besondere Rechte oder andere angemessene Zeichen der Anerkennung sein. Dabei müs - sen auch die Persönlichkeit, die spe - zifischen Fähigkeiten und / oder die Ausbildung berücksichtigt werden. Einige Ehrenamtliche sind beispiels - weise erfolgsorientiert, andere wie - derum durch soziale Anerkennung und Lob zu motivieren.

Quellen: 1. https://bit.ly/3GHgyFq 2. https://bit.ly/3HRgwvV 3. 2019 Gönüllülük Yılı Stratejisi Belgesi

Erkan Şamiloğlu ist stellvertretender Generaldirektor des Generaldirektorats für Bildung, Forschung und Koordination im Ministerium für Jugend und Sport.

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