Ehrenamt und Herzenssache: Türkei und Deutschland

»» Bildungswochen werden von Freiwilligen als bereichernd empfunden. Sie stellen einen Kontrast zu schulischem Lernen dar. Es gibt die Möglichkeit, eigene Seminarinhalte einzubringen und man kann neue Erfahrungen mit gleichaltrigen Freiwilligen machen. « Hanno Fietz, BMFSFJ

Türkei

In der Türkei gibt es keine Qualifizie - rungs- und Anerkennungssysteme für ehrenamtliche und freiwillige Arbeit wie in Deutschland. Das heißt aber keineswegs, dass es keinerlei Ausbildungsmaßnahmen gibt und freiwilliges Engagement nicht gewür - digt würde. In den 81 Provinzen der Türkei gibt es mehr als 390 Jugendzentren, die 14-29-jährige unentgeltlich nutzen können. Dort arbeiten zurzeit 1400 Jugendleiter*innen, die durch die Zentren selber koordiniert werden. Zusätzlich zu den festangestellten Jugendleiter*innen gibt es in den Zentren viele Jugendleiter*innen, die sich unentgeltlich engagieren. Das Jugendministerium bietet eine modulartige Ausbildung für die Jugendleiter*innen an, die Themen umfasst wie Zeit-Management, Ent - wicklungspsychologie, Kommunikati - on und vieles andere. Die Ausbildung wird mit einer Prüfung abgeschlos - sen, die nur als bestanden gilt, wenn 70 Punkte erreicht werden. Danach folgt noch eine praktische Prüfung als eine Art Praktikum. Das ab - schließend erworbene Zertifikat als Jugendleiter*in erlaubt es, in allen Ju - gendzentren der Türkei zu arbeiten. Zweimal im Jahr werden Auswer - tungstreffen als Fortbildung für die Jugendleiter*innen angeboten. Daneben gibt es sogenannte freiwil - lige Jugendleiter*innen, die in Frei - willigenclubs zu bestimmten The - men arbeiten. Es existiert ein Pool mit 17.000 aktiven freiwilligen Ju - gendlichen. Voraussetzung für eine

men des Qualifizierungsprogramms. Es ist ein Bildungsangebot und zu - gleich Anerkennung des wertvollen Einsatzes freiwillig Engagierter und in seiner Art bislang einmalig in der Bundesrepublik. Das Programm hat zum Ziel, Menschen im Ehrenamt zu unterstützen und für ihr weite - res Engagement zu ermutigen. Das hessische Qualifizierungsprogramm fördert Qualifizierungsmaßnahmen und vernetzt Ehrenamtliche in den Vereinen und Initiativen vor Ort. Das Qualifizierungsprogramm bietet allgemeine Qualifizierungsmaßnah - men an, die sich auf vereinsübergrei - fende Themen und Fragen beziehen, zum Beispiel die Vorstandsarbeit, Freiwilligen- und Vereinsmanage - ment, Gruppenleitung u.a. Es sind aber auch spezifische Qualifizierun - gen möglich, die konkret auf die Aufgaben bestimmter Vereine und Initiativen ausgerichtet sind, zum Beispiel in der Hospizarbeit. Die Qualifizierung und Vernetzung Ehrenamtlicher in den kommuna - len Vereinen und Initiativen ist Ziel dieser Förderung. Deshalb erfolgt die Förderung auch über 30 lokale Anlaufstellen für bürgerschaftliches Engagement. Das können Freiwilli - genagenturen sein, aber auch Kom - munen und Landkreise.

Diese Anlaufstellen bringen die Qua - lifizierungsprojekte für ehrenamt - liches / bürgerschaftliches Engage - ment an den Start und koordinieren sie. Gemeinsam mit den örtlichen Vereinen und Initiativen ermitteln sie den Bedarf und erstellen ein lo- kales Qualifizierungsprogramm.

Übersicht der lokalen Anlaufstellen: https://bit.ly/3GNph97

Niedersachsen Um das Thema Qualifizierungen von Ehrenamtlichen auf systematische Weise zu erforschen, haben das Nie - dersächsische Ministerium für Sozia - les, Gesundheit und Gleichstellung, die Klosterkammer Hannover und die Niedersächsische Staatskanzlei das Forschungsprojekt „Qualifizie - rung von Ehrenamtlichen. Eine empi - rische Studie im Land Niedersachsen“ angestoßen. Mehr als 3.500 Ehren - amtliche nahmen teil. Die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen finden sich in der Studie zur Qualifizierung von Ehrenamtlichen, Ergebnisse und Empfehlungen für die Praxis, Univer -

sität Oldenburg 2017. https://bit.ly/3JqpIHZ

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