Ehrenamt und Herzenssache: Türkei und Deutschland

„Wir sind gar nicht so weit auseinander“

Gemeinsam leben und arbeiten: Bildungsprogramm zur Inklusion junger geflüchteter Menschen in die berufliche Bildung Das Programm konzentrierte sich geografisch auf das Grenzgebiet zu Syrien im Süden der Türkei. Derzeit absolvieren rund 450 junge Menschen eine Ausbildung im Rahmen des Projekts. Damit alle Schüler*innen ohne Hindernisse in die Schule kommen können, musste zunächst eine funktio­ nierende Infrastruktur etabliert werden: Über das Programm wurden Material, Kleidung, Verpflegung und Transport finanziert. Während der Corona- Pandemie erhielten Schüler*innen auch Tablets, um virtuell an der Ausbildung teilnehmen zu können. Ein zentrales Element des Programms ist zudem die Bewusstseinsbildung und das Bekenntnis zum Wert einer beruflichen Ausbildung. Hier galt es, vor allem bei den syrischen Familien in intensiven persönli­ chen Gesprächen für eine berufliche Ausbildung zu werben. Die soziale Integration ist ein weiterer, besonders wichtiger Faktor des Programms. Ganz bewusst sind die Ausbildungspläne so verfasst, dass türkische und syrische Jugendliche gemeinsam an den gleichen Lernangeboten teilnehmen. Neben den berufsbildenden Inhalten sind Sport, Kunst und Musik sehr gefragt: die Jugendlichen veranstalten gemeinsam Konzerte, gestalten Räume kreativ und organisieren Wettkämpfe.

Interview mit Şükran Yalçın vom türki ­ schen Ministerium für Jugend und Sport und Hans Steimle von der BAG Evangeli­ sche Jugendsozialarbeit Millionen von Menschen sind vor dem Krieg in Syrien ins Nachbarland Türkei geflohen. Viele von ihnen wer - den bleiben. Das wirft die Frage auf, wie sie ein selbst - verständlicher Teil der türkischen Gesellschaft werden können. Auch hier spielen das Thema Ehrenamt und freiwilliges Engagement eine große Rolle. Deutsche und türkische Fachkräfte haben sich in der Grenzstadt Gaziantep ein Bild davon gemacht. Şükran Yalçın vom türkischen Ministerium für Jugend und Sport und Hans Steimle von der BAG Evangelische Jugendsozialarbeit be - richten von ihren Erfahrungen. Şükran, Hans, ihr habt gemeinsam ein deutsch-tür ­ kisches Fachprogramm in Gaziantep und Nürnberg zum Thema Integration bzw. Inklusion durchgeführt. Könnt ihr ein paar Worte zum Hintergrund sagen? Şükran Yalçın: Das Fachprogramm ist im deutsch- türkischen Fachausschuss entstanden, den es seit 1994 gibt. Dort werden gemeinsame Aktivitäten im Jugendbereich vereinbart. Im November waren wir in Nürnberg und bis vor ein paar Tagen in Gaziantep. 8 Personen aus Deutschland und 9 aus der Türkei ha - ben teilgenommen. Aufgrund der unterschiedlichen Strukturen unterschied sich die Zusammensetzung

der Delegationen. Auf der türkischen Seite waren zum Beispiel das Jugend- und das Bildungsminis- terium beteiligt und auch unser noch relativ junges Migrationsamt. Auf der deutschen Seite waren es vor allem NGOs. →

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