IHK-Magazin Ausgabe 4/2024

TITELTHEMA | DIGITALISIERUNG

AZO-UNTERNEHMENSGRUPPE „Bei manchen Schritten auch Lehrgeld zahlen“

Für den Maschinenbau bieten digitale Transformation und künstliche Intelligenz große Chancen, stellen aber auch neue Anforderungen an die Unternehmenskultur.

A lles begann 1949: Adolf Zimmermann nahm in Osterburken den Bau von Maschinen für Mühlen und Bäckereibetriebe auf. In den nächsten Jahrzehnten entwi- ckelte sich die AZO GmbH zu einem Hidden Champion für die Automatisierung von Roh- stoffen und Prozessen in den Bereichen Nahrung, Pharma, Kunststoff und Chemie. „Da war viel Mut im Spiel und der Wille, Themen voranzutreiben“, berichtet Geschäftsführer Da- niel Auerhammer. Heute ist die AZO-Unternehmensgruppe glo- bal aufgestellt, mit über 1.000 Mitarbeitern an Standorten in Asien, Europa und den USA. „Die Harmonisierung der welt- weiten Prozesse setzt nicht nur eine leistungsfähige IT und geschicktes Datenmanagement voraus, sondern auch den ge- zielten Einsatz digitaler Tech- nologien“, betont Auerhammer. Er verweist auf einen digitalen Ersatzteilkatalog, digitale Projekttagebücher oder ein digitales Werker-Cockpit, über das unter anderem die Stun- denmeldungen verzeichnet werden können. Bei Messen und weiteren Veranstaltungen kommen VR-Technologien und -Content zum Einsatz, um Ma- schinen und Mitarbeiter nicht zwischen den Kontinenten verschiffen zu müssen. Die AZO-Maschinen sind welt- weit begehrt, etwa die neueste Depalettierungsanlage, die

Säcke mit Schüttgut automati- siert entleert. Die neue Anlage erkennt die einzelnen Säcke, ein Roboterarm greift gezielt zu, schneidet das Gebinde auf und bringt das Schütt- gut in den Einfülltrichter ein. Die neue Maschine läuft 24/7 und lässt sich mit einem fahrerlosen Transportsystem kombinieren, das die Paletten richtig platziert. Eine KI-ge- stützte Bilderkennung lerne, so Auerhammer, aus Trainings- datensätzen und könne im An- schluss Lage und Größe einer Vielzahl von Gebinden identi- fizieren – auch handgestapelte Paletten und Mischpaletten würden erkannt. Entwickelt wurde die Anlage durch die hauseigene For- schungs- und Entwicklungs- Abteilung um Frank Pahl und Steffen Günter. Dabei galt es manche Hürden zu über- winden, wie sich Frank Pahl erinnert: „Wenn man neue Wege geht, muss man bei manchen Schritten auch Lehr- geld zahlen“. So stellte etwa die Belichtungssituation vor Ort und die resultierende Tiefen- schärfe eine Herausforderung dar. Hier half ein Heidelberger Start-up, das mit einer geeig- neten KI und eigenen Kameras am Markt ist. Die intensive Entwicklungs- arbeit war nicht nur von Erfolg gekrönt. Sie führte bei AZO auch zu einer neuen Unter- nehmenskultur, wie Frank

AZO-Geschäfts- führer Daniel Auerhammer; im Hintergrund die neueste Depalettierungs- anlage, die mit KI-gestützter Bilderkennung funktioniert.

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