NEUANFANG FÜR EIN GUTES LEBEN «Ende 2023 starteten wir mit neun neuen Schülerinnen. Eine von ihnen war Nora. Nora kam als alleinerziehende Frau ohne Lebensperspektive zu uns. Sie ist Mutter eines dreijäh- rigen Sohnes. Als sie ungewollt schwanger wurde, verliess der Vater die junge Frau. Zu Beginn der Ausbildung war sie sehr skeptisch, zynisch, wortkarg und verschlossen. Sie war sich sicher: Ihr kann eh niemand helfen. Sie erlebte trotz ihres Glaubens von den anderen Gläubigen weder Achtung noch praktische Hilfe in ihrer schwierigen Situation. Je länger Nora zu uns in die Schule kam, desto mehr kam ihr Potenzial zum Vorschein. Aus meiner Sicht ist sie eine charak- terstarke, intelligente Frau, die aber noch nie Förderung er- lebte. Mehr und mehr begann sie zu lächeln und blühte auf. Wir konnten ihr eine gute Arbeitsstelle bei amerikanischen Partnern vermitteln. Dort wurde sie herzlich aufgenommen, wird nun wertgeschätzt und verdient ein Salär, mit dem sie ihren Lebensunterhalt bestreiten kann. Mit dem Geld des Ge- schenkkataloges konnten wir ihr während der Ausbildung Nahrung, Miete, Transportkosten und Schulgeld für die Vor- schule (école maternelle) ihres Sohnes bezahlen. Nora ist ein anderer Mensch geworden: fröhlich, aufgestellt, eine gute Mutter für ihren kleinen Sohn. Sie besucht am Sonn- tag wieder den Gottesdienst und erzählt vielen anderen be- dürftigen Frauen von unserer Schule.»
funktioniert nicht. Erfreulich ist, dass es nun mit wenigen Un- terbrüchen zumindest abends Strom gibt. (...) Die Direktion und die Lehrkräfte der ActionVIVRE-Schule unterrichteten mit viel Engagement. In der Primarschule hatten wir im letz- ten Jahr 307 Schüler, in der Oberstufe 172. Erfreulicherwei- se haben alle Kandidaten die Prüfungen in die nächsthöhe- ren Klassen bestanden. Letztes Jahr rekrutierte der Staat neue Lehrpersonen und leider verliessen auch sechs fest angestell- te Lehrkräfte die AV-Schule. Dies brachte anfangs Schuljahr einige Unsicherheiten mit sich. Wir sind dankbar, konnten in der Zwischenzeit genügend neue Lehrer angestellt werden.»
Daniela S., Projektleiterin des ActionVIVRE Nord (Guinea) in ihrem Jahresbericht
AUF UMWEGEN ZUM ZIEL «Unser bester ehemaliger Lehrling konnte es kaum erwar- ten, bis ich für ihn eine Wohnmöglichkeit in Conakry gefun- den hatte. Dort konnte er seine Kenntnisse im Bereich Auto- mechanik vertiefen. Leider fiel er Betrügern zum Opfer und liess sich in die Elfenbeinküste für eine angeblich tolle Stel- le locken. Nach einigen Monaten und mit viel Frust kam er nach Kissidougou zurück und wurde neu Chefmechaniker in der «Garage Gouvernement», wo er jetzt Traktoren und Mähdrescher repariert. Er wird in der ganzen Stadt wert- geschätzt und geachtet und es wird immer lobend erwähnt, dass er bei uns die Lehre gemacht hat. Seine Berufskarriere ist zwar zeitweise nicht so verlaufen, wie ich es mir zunächst vorgestellt hatte – aber auf seine Weise letztlich gut und das ist ermutigend für uns. Mich lehrt diese Erfahrung einmal mehr: «Der Mensch denkt und Gott lenkt.»
Cornelia F., Projektleiterin der Hauswirtschaftsschule Accueil & Admin (Guinea)
DRANBLEIBEN, AUCH UNTER ZÄHEN UMSTÄNDEN «Für die Einheimischen wird das Leben hier nicht einfacher. Die Lebensmittelpreise steigen ständig, die medizinische Ver- sorgung ist weiterhin sehr schlecht, die Wasserversorgung
Emanuel W., Projektleiter ProTIM2-2-2 Kissidougou, Handwerkerschule und IBT (Guinea)
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