Militär & Geschichte

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ichael Wittmann. Otto Ca- rius. Hans Bölter. Panzer- kommandanten, die sich

als „bescheidenen, hilfsbereiten und beliebten Jungen“, als „Rabauken“, den seine Kameraden „Kurtchen“ ru- fen und den alle mögen. Doch trotz Knispels unzweifelhaf- ter Erfolge als Panzer-Richtschütze sindgesicherteErkenntnisseüberihn rar gesät. Zur Mythenbildung um sei- ne Person hat maßgeblich der Schrift- steller Franz Kurowski beigetragen, dessen 2007 erschienenes Buch aller- dings hauptsächlich der Fantasie des Autors entsprungen ist und von Rub-

er diese beendet hat, meldet er sich im Frühjahr 1940 freiwillig zu den Panzern. In der Panzerersatz- und Ausbildungsabteilung im nieder- schlesischen Sagan absolviert er die Grundausbildung und erhält erste Trainingsstunden im Panzer I, ohne dabei besonders aufzufallen. Nach Ende dieses Abschnitts wird Knispel zur 3. Kompanie des Panzer-Regi- ments 29 versetzt, das den Kern der 12. Panzer-Division bildet. Erfahrung als Lade- und Richtschütze sammelt

durch besondersvieleAbschüsse her- vortun und denen dafür neben Beför- derungen auch höchste militärische Ehren zuteil werden: Alle drei tragen das Eichenlaub zum Ritterkreuz. Ei- ner ihrer Kameraden jedoch, der als Richtschütze in derselben Liga spielt, wird bei Beförderungen übergangen, er ist nicht einmal Offizier. Auch das Ritterkreuz sieht er nur an fremden Hälsen baumeln. VonMythenumwoben Doch Kurt Knispel ficht das nicht an. Er blickt eher belustigt auf all die Lamettahengste mit ihren „Hals- schmerzen“, denen es mit den Orden gar nicht schnell genug gehen kann. Den Aufstieg innerhalb der Wehr- macht verbaut ihm zudem seine oft allzu unbequeme Art – freilich einzig dem ein oder anderen Vorgesetzten und der Führung gegenüber; von sei- nen Kameraden ist kaum ein schlech- tesWortüberihnzuvernehmen.Leut- nant Alfred Rubbel, sein Vorgesetzter beiderschwerenPanzerabteilung503, bezeichnet ihn rückblickend gegen- über dem Historiker Roman Töppel

Mit Eichenlaub: Im Gegensatz zu anderen Panzer- assen erhält Knispel das Ritterkreuz nie; und entgegen anders lautender Behauptungen ist er dafür auch nicht vorge- schlagen worden

Der langhaarige „Rabauke“ entspricht nicht dem Idealbild eines deutschen Soldaten.

bel vernichtend als „nackte Unver- schämtheit“ tituliert wird. Es ist nicht immer ganz leicht, bei Knispel zwi- schen Wahrheit und Legende zu unterscheiden. Dennoch wollen wir uns diesem Wagnis stellen und den Lebensweg des Ausnahmetalents so

er bis Anfang Juni 1941 in weiteren intensiven Monaten der Ausbildung. Hier bemerken seine Ausbilder zum ersten Mal Knispels Talent, Entfer- nungen sehr genau abschätzen zu können – eine überlebenswichtige Fähigkeit für einen Panzerschützen. Beim Angriff auf die Sowjetunion ist Knispel als Ladeschütze in einem Panzer IV ganz vorn mit dabei und macht den verlustreichenWeg seiner Division nach Minsk im Verband der Panzergruppe Hoth mit; ab Septem- ber geht es mit dem XXXIX. Armee-

gut wie möglich nachzeichnen. Freiwillig zu den Panzern

Knispel, 1921 in Salisfeld im Sudeten- land geboren, beginnt eine Lehre in derselben Automobilfabrik, in der auch sein Vater arbeitet. Nachdem

Abgeschossen: Kurt Knispel wird zu den besten Panzer- kommandanten der Wehrmacht gezählt, obwohl er für diese späte Verwendung eigentlich wenig taugte. Als Richtschütze hingegen sind seine Leistungen unbestritten

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