… mit Vorsicht zu genießen sind. Die Panzermänner waren sich teils selbst nicht sicher, wie viele Gegner sie zur Strecke gebracht hatten
Zerstörte Sowjetpanzer: Einigen Richtschützen und Kommandanten werden besonders hohe Abschusszahlen zugeschrieben, die aber generell …
Knispel wird jedenfalls mit dem EK I ausgezeichnet, sein Talent als Richt- schütze und die schwere Acht-Acht sind eine tödliche Kombination. Dass Knispel für diese Abschuss- zahlen nicht das Ritterkreuz erhält, hat wohl weniger mit seiner Leistung auf dem Schlachtfeld zu tun; diese ist über jeden Zweifel erhaben. Die Verleihung ist jedoch nicht an eine bestimmte, über einen längeren Zeitraum erreichte Abschusszahl geknüpft, son- derninderRegelaneineaußer- gewöhnliche Einzeltat; ohne eine solche müssen auch Dut- zende Abschüsse nicht zwangs- läufig im Ritterkreuz münden. Unsoldatisches Auftreten Doch man darf annehmen,dass Knis- pels (in denAugenvieler Offiziere) arg unsoldatisches Auftreten den Weg zum Ritterkreuz noch zusätzlich er- schwert hat: Auf den wenigen erhal- tenen Bildern trägt er sein Haar oft länger als die meisten Kameraden, ungekämmt, wallend und wild; dazu sieht man ihn häufig mit einem Hals- tuch,derKragenderFeldbluseistweit offen, und am Kinn steht ein kecker Ziegenbart – unerhört für die pedan- tisch auf Disziplin und Sorgfalt ge- bürstete Wehrmacht. Zudem tut er sich mitAutoritäten undVorschriften generell schwer und hat nicht die al- lerbeste Kinderstube genossen; der straffe Dienst und die Organisation beim Militär bläuen ihm Werte ein, die er in Kindheit und Jugend augen- scheinlich nicht gelernt hat. Einige Angewohnheiten wie den Hang zu Diebstählenwirderjedochauchbeim Barras nicht los. Hinzu kommen Knispels Eigen- sinnigkeit und der Hang, Vorgesetz- ten lautstark seine Meinung zu gei-
korps (mot.) Richtung Leningrad. Die Schlacht um Tichwin östlich der Ne- wa-Metropole ist das blutige Fanal eines immens verlustreichen Jahres. Nach einem kurzen Aufenthalt in Estland, der die Division notdürftig wieder auf Vordermann bringen soll, folgen weitere schwere Schlachten. Knispel übersteht die heftigen Ab- wehrkämpfe gegen die überlegenen T-34 im Nordabschnitt der Ostfront unbeschadet und erwirbt sich einen ausgezeichneten Ruf als Richtschüt- ze, der die Lage dank seiner aus- geprägten Fähigkeit des räumlichen Sehens schnell zu überblicken ver- steht und dann blitzschnell, oft in nur zwei Sekunden,die erste Granate
panie den Lehrgang für einen neuen Wunderpanzer, der bereits in Ge- rüchten die Runde macht: Der schwe- re „Tiger“ ist nach den ungezählten Einsätzen auf dem Panzer IV eine völ- lig neue Welt, seine 8,8-cm-Kanone
übertrifft alle Erwartungen. 27 Panzer in zwölf Tagen
Als Teil der neu aufgestellten schwe- ren Panzerabteilung 503, als erste ihrer Art mit den neuen „Tigern“ aus- gestattet, dient Knispel ab April 1943 in der 1. Kompanie, die beim Unter- nehmen „Zitadelle“ die Flanke der 7. Panzer-Division sichern soll. Als RichtschützevonFeldwebelRipplsoll es Knispel am vierten Tag der Kurs-
Lohn der Mühen: 1942 wird Knispel zum Unteroffizier befördert und erhält neben dem EK II auch das Panzerkampfab- zeichen in Silber
Eigene Abschusszahlen stehen für Panzer- kommandanten keineswegs im Mittelpunkt.
aus dem Rohr jagt. Zahlreiche ver- nichtete Panzer und Pak sprechen ei- ne deutliche Sprache. Sogar im Nah- kampf soll er mehrere T-34 ausge- schaltet haben. Vorstoß zum Kaukasus Im Mai 1942 wird Knispels Einheit zurück nach Deutschlandverlegt und auf die schlagkräftigere F2-Version des Panzers IV umgerüstet. Nun Teil des Panzer-Regiments 4 der 13. Pan- zer-Division, stürmen die Männer im Rahmenvon„FallBlau“genKaukasus. Für seine Erfolge wird Knispel zum Unteroffizierbefördert und erhält das EK II sowie das Panzerkampfabzei- chen in Silber. Nach einem krankheitsbedingten Lazarettaufenthaltunddemanschlie- ßenden Heimaturlaub, den er über Weihnachten bei seinen Eltern ver- bringt, absolviert er gemeinsamen mit seinen Kameraden der 9. Kom-
ker Offensive gelungen sein, inner- halb weniger Minuten sieben T-34 auszuschalten, zwei davon auf mehr als zwei Kilometer Entfernung. Insgesamt sollen ihm innerhalb von zwölfTagen 27 Panzer zum Opfer gefallen sein, wobei diese Abschuss- zahlen generell mitVorsicht zu genie- ßen sind: Es ist nicht so,dass die Kom- mandanten jeden einzelnen vernich- teten Feind akribisch verzeichnen; zudem kann es in der Hitze des Ge- fechts natürlich passieren, dass meh- rere Kommandanten ein Ziel anvisie- ren – wer den finalen Treffer landet, lässt sich anschließend nicht immer nachvollziehen. Die Männer legen darüber hinaus schlicht auch keinen großen Wert da- rauf, wer wie viele Feindpanzer zur Strecke bringt. Erst im Nachkriegs- deutschland werden die Zahlen von Autoren wie Kurowski in den Vorder- grund gerückt. Wie dem auch sei:
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Militär & Geschichte
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