Im Rampenlicht: 1944 erfährt erst mals die Öffentlich- keit von Knispel. Er taucht im Wehr- machtbericht und inder Wochenschau auf, frisch rasiert, das kürzlich ver- liehene Deutsche Kreuz in Gold an der Brust (unten)
musste geführt werden.“ Dass Knis- pel dennoch Kommandantwird,mag mit der allgemeinen Kriegslage zu erklären sein – allzu viele erfahrene Panzerleute gibt es anno 1944 nicht mehr, unzählige sind in den Weiten
gen. Seiner Karriere ist das auf jeden Fall nicht zuträglich, unbemerkt blei- ben seine Erfolge aber dennoch nicht: Im April 1944 wird „Unteroffizier Knispel“, der „im Osten 101 Panzer abschoss“, im Wehrmachtbericht ge-
ser gesagt das Fehlen ebendieser. Während die Taten von Michael Witt- mann etwa, dem heute wohl bekann- testen Panzerass, ausgeschlachtet werden und er, einem Halbgott in Schwarz gleich, auf den Schild geho- benwird,glänztKnispelmitAbwesen- heit; zu unangepasst, zu wenig sol- datisch imAuftreten,zu ungehorsam ist der junge Freigeist,als dass er zum Vorzeigehelden der Nationalsozialis- ten taugen würde. Kurz vor Kriegsende gefallen Knispel geht weiter seinen eigenen Weg;einvonseinenKameradenhoch- geschätzter Charakterkopf, für den derBegriffAutoritätwenigBedeutung hat und der sich nicht wegduckt,
Während des Krieges kaum bekannt,wird Kurt Knispel erst später zur Legende.
Russlands geblieben. Dass einem so erfolgreichenRichtschützendannein eigener Panzer anvertraut wird, ver- wundert daher kaum. Doch ob geeignet oder nicht, ein Platz im Olymp der Panzerasse bleibt ihm versagt, was auch an Knispels Distanz zum Nationalsozialismus liegen soll. Dass er dem NS-Regime, wie kolportiert, eher ablehnend ge- genübersteht, lässt sich erahnen, wenn man erstens sein unsoldati- sches, lockeres Auftreten und Aus- sehen und zweitens seine Auftritte in der Propagandamaschinerie von JosephGoebbelsbetrachtet–oderbes-
nannt. Einen Monat später heftet man ihm das Deutsche Kreuz in Gold an die schwarze Panzeruniform, und im Oktober desselben Jahres ist er kurz in der Wochenschau zu sehen, dann schon als Kommandant eines „Tiger“ II („Königstiger“). Distanz zum NS-Regime Knispel führt den Kampfwagen ab Mitte 1944 in den schweren Abwehr- kämpfen in der Normandie und an der Ostfront. Rubbel zufolge sei er für die Rolle als Kommandant aber nicht geeignet gewesen. „Das konnte er nicht. Er konnte nicht führen. Er
Schwere Kämpfe: Ab 1943 dient Knispel in der neu aufgestellten schweren Panzerabteilung 503, die zunächst mit dem neuen Panzerkampfwagen VI „Tiger“, später mit dem „Tiger“ II („Königstiger“) ausgestattet ist
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