Erschöpft: Nachdem die JVA den Abzug von der Krajina-Front verweigert, versuchen die Kroaten (Foto) deren Garnisonen zu erobern
Miliz: In kroatischen Regionen mit serbischer Bevölkerungsmehrheit wird die autonome Oblast „Krajina“ aus- gerufen und mit der Waffe verteidigt sen aus der Krajina zu bevorzugen. Ortschaft um Ortschaft geht den Kroaten verloren. Tudjman, der eigentlich gehofft hatte, die Unabhängigkeit und terri- toriale Integrität seines Landes auf diplomatischem Wege sichern zu können, sieht sich zu handfesteren Schritten gedrängt. Das Problem: Er verfügt über keine Armee, die diesen Namen verdienen würde. Noch ist die JVA überlegen Die Beschlagnahmungen vom Früh- jahr 1990 beließen den Kroaten ledig- lich 15.000 Handfeuerwaffen. Zwar konnten seitdem 30.000 weitere auf dem Schwarzmarkt erworben wer- den, doch ist auch das bei Weitem nicht genug, um es ernstlich mit der JVA aufnehmen zu können. Jene ist imSommer1991knapp200.000Mann stark und verfügt über 1.100 einsatz- bereite Panzer, 2.000 Artilleriesys- teme, 489 Flugzeuge sowie 165 Hub- schrauber. Die Zahlen spiegeln allerdings nicht die innere Verfassung wider. Wie ganz Jugoslawien ist auch die JVA im Sommer 1991 von einer schweren Sinnkrisegeplagt.DieKohäsionvieler Einheiten der multiethnischen Ar- mee ist durch die immer radikaleren Nationalitäten- und Religionskon- flikte beeinträchtigt. Die peinliche Niederlage im kurzen slowenischen Unabhängigkeitskrieg (26. Juni bis 3. Juli 1991) tat ihr Übriges, die Kampf- moral zu schwächen. Eine verwegene Aktion Tudjman wagt es und fordert die JVA am 22.August 1991 ultimativ auf,sich von der Krajina-Front in ihre Stand- orte zurückzuziehen.
Das Zastava M76 ist ein Standardgewehr der jugoslawischen Armee und wird natürlich auch von den kroatischen Kämpfern genutzt (oben)
wichtigen Nationalpark Plitvicer Seen am31.März1991dieerstenTodesopfer. Danach eskaliert die Lage endgültig (siehe Karte Seite 36). InsKreuzfeuergerätdabeidieJugo- slawische Volksarmee. Zwar fungiert sie offiziell als Schlichter,in der Praxis allerdings neigt die serbisch-domi- nierte Truppe dazu, ihre Volksgenos-
rufung der sogenannten Serbischen Autonomen Oblast „Krajina“ folgt. Versuche kroatischer Polizei und Milizen, die Kontrolle über die Krajina- Gebietezurückzugewinnen,führenzu denerstenSchießereienimnunschlei- chendbeginnendenKrieg.Bleibteszu- nächst bei Verletzten, fordern Ausei- nandersetzungen um den strategisch
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Militär & Geschichte
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