deaner“ im Juli 1793 einen Umge- hungsversuch der französischen Rhein-Moselarmee, bei Berstheim werfen Condés Einheiten am 2. De- zembereinenAngriffderRevolutions- armee mit verlustreichen Bajonett- und Kavallerieattacken zurück. Drei Jahre später trägt das Korps Condé, das mittlerweile von den Engländern finanziert wird, entscheidend zum Sieg der Koalition in der Schlacht bei Schliengen bei. Doch die Erfolge sind vergebens. Bonapartes Triumphe in Italien zwingen das Reich 1797 zum nachteiligen Friedensschluss von Campo Formio, was dazu führt, dass Großbritannien die Zahlungen an den Prinzen einstellt. In russischen Diensten Condé steckt finanziell in der Klem- me. Er wendet sich an Zar Paul I. von Russland mit der Bitte, seine Armee in russische Dienste aufzunehmen. Paul I. akzeptiert. Schon früher hat seine Mutter,Zarin Katharina die Gro- ße, Condés Korps finanziell unter- stützt. Der Zar besteht allerdings da- rauf, dass die Condeaner russische UniformentragenundihmdenTreue- eid leisten. Condé willigt ein und for- dert im Gegenzug Glaubensfreiheit für seine Männer bei gleichzeitigem Beibehalt ihrer bisherigen Dienst- ränge und Besoldung. Der Handel scheint perfekt. Nur drei Monate später erreichen die Franzosen ihren zukünftigen Stützpunkt Doubno in Wolhynien (Polen). Die meisten Condeaner füh- len sich jedoch in ihrer neuen Heimat nicht wohl.Vielen machen das eisige Klima und die Trostlosigkeit Wolhy- niens zu schaffen. Andere schrecken der öde Kasernendrill der russischen Armee und die permanente Bespit- zelung ihrer Post durch Agenten des Zaren ab, sodass sie bald ihren Ab- schied nehmen. Schicksalsjahr 1800 Als Russland zusammen mit Groß- britannien, dem Osmanischen Reich unddemDeutschenReichFrankreich 1798denKriegerklärt,marschiertdas Korps wieder gegen die Französische Republik. Doch der Feldzug verläuft unglücklich. Im September 1799 wer- den die verbündeten Russen und Österreicher bei Zürich geschlagen. Am 7. Oktober 1799 verteidigt das Korps Condés Konstanz,bevor es sich nach Bayern zurückzieht. Die Nieder- lage in der Schlacht von Zürich und der gleichzeitige Fehlschlag des Al- penfeldzugs von General Alexander
Vereint: Friedrich Wilhelm II. von Preußen, Kaiser Leopold II. und Karl von Bourbon (v. l. n. r) bei einem Treffen 1791. Die französischen Royalisten haben nur eine Chance, wenn sie sich mit den anti- revolutionären Mächten Europas verbünden
Der Prinz erweist sich als Organisa- tionsgenie. Bis August 1792 wächst seine Armee auf 4.854 Mann an,wäh- renddiedesGrafenvonArtois,welche den Namen „L’armée des princes“ er- hält, sogar eine Gesamtstärke von 10.000 Mann erreicht. Doch beide Truppenkontingente haben gravie- rende Geburtsfehler. Den Bourbonen schließen sich kaum einfache Sol- daten und Unteroffiziere an. Des
ken Armee von Condé.Während sich Erstere sofort in alle Winde zerstreut, wehrt sich Condé erbittert dagegen. SeinWiderstand zahlt sich aus. Erste Erfolge Der Kaiser entschließt sich nämlich dazu,CondésArmee zu übernehmen. Der Prinz muss jedoch einige Restrik- tionen hinnehmen und sich mit seinen Kämpfern für die Dauer des
Von England bis Russland: Die Emigranten- Truppe ist stets auf Gönner angewiesen.
Weiteren sind die meisten adeligen Kämpfer zu alt oder zu jung.Vielewei- gern sich, Befehle anzunehmen oder ihre Gewehre zu putzen. Besonders schwer wiegt der Umstand, dass sie sich körperlich den Strapazen der Märsche nicht gewachsen zeigen. Der Feldzug von 1792 Dies macht einen schlechten Ein- druck auf die verbündeten Preußen und Österreicher, die sich seit April 1792 mit Frankreich im Krieg befin- den. Der Feldzug der Koalition wird zum Desaster. Die Armee der Prin- zen versagt kläglich, Condés Truppe kommtgarnichterstzumEinsatz.Die Preußen werden von der französi- schen Revolutionsarmee am 20. Sep- tember 1792 bei Valmy, die Österrei- cher am 6. November 1792 bei Jemap- pes geschlagen. Daraufhin ziehen sich die Preußen aus Frankreich und die Kaiserlichen aus den Österrei- chischen Niederlanden zurück. Nach dem Scheitern des Feldzugs befiehlt Kaiser Franz II.von Habsburg die Auflösung der Armee des Prinzen und der mittlerweile 6.400 Mann star-
nächsten Feldzugs dem Oberbefehl von General Dagobert Wurmser un- terstellen. Aus seiner Armee wird ein Korps mit 6.000 Mann, die Sold in Höhe von sieben Sous beziehen. Gleichzeitig werden die „Condeaner“, wie sie von der deutschen Landbe- völkerung mittlerweile genannt wer- den, in die österreichische Militärver- waltung eingegliedert. Die Verände- rungen zeigen schon bald erste posi- tive Auswirkungen: Aus einem anar- chischen Haufen von Adeligen und Offizieren wird eine kampfkräftige Truppe. Condés Korps zeichnet sich wäh- rend des Elsassfeldzuges mehrfach aus. Bei Belheim vereiteln die „Con-
Bis Ende 1791 emigrieren 77 Prozent der königlichen Offiziere, in der Summe 7.513 Mann. Davon sind 5.695 adelige Offiziere (75,5 Prozent) und 1.818 bürgerliche Offiziere (24,5 Prozent). Weniger stark ist die Emigration lediglich im Artillerie- und Geniekorps, Waffengattungen mit einem traditionell hohen Anteil bürgerlicher Offiziere. Militärische Emigration HINTERGRUND
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