Militär & Geschichte

Ein Sd.Kfz. 232 (6-Rad) bei der Erprobung in den 1930er-Jahren. Seine Schwächen offenbaren sich im Polen- und Frankreichfeldzug

Vorgänger: Für die Reichswehr entsteht der gepanzerte Kraft- wagen Sd.Kfz. 3, in dessen Aufbau ein Beobachter aufrecht stehen kann. Das kaum geländetaugliche Fahrzeug ist aber für die kommende neue Art der Kriegsführung ungeeignet

N

ach dem verlorenen Ersten Weltkrieg erlaubt der Versail- ler Vertrag dem Deutschen

dasErkundenvonWegeverhältnissen und feindlichen Kräftekonzentra- tionen sowie das Weitermelden der Aufklärungsergebnisse an die Füh- rungsstellen. Den schweren Sechsrad-Spähwa- gen (Besatzung: 4 Mann) gibt es als – „Waffenwagen“miteiner2-cm- KwK 30 (200 Schuss) und einem MG 13 (1.500 Schuss) in einem Drehturm, – „Funkwagen“miteinergroßen,ge- wölbten Rahmenantenne (Reich- weite 70 Kilometer für Telegrafie/ 20 Kilometer für Telefonie), eben- falls mit einer 2-cm-KwK und ei- nem MG in einem Drehturm, – „Panzerfunkwagen“mitMGohne Drehturm. Dieser besitzt neben der Rahmenantenne einen 9-m- Kurbelmast (Reichweite 20 bis 200 Kilometer).

Zum Einsatz kommen die Sechs- rad-Späher im Polen- und im Frank- reichfeldzug,woihreSchwächenaller- dings deutlich zutage treten.Mit einer Motorleistungvon60bis70PSsinddie bis zu sechs Tonnen schweren Fahr- zeuge untermotorisiert und mit der Antriebsformel 6x4 kaum gelände- gängig. Außerdem haben sie mit ei- nem Tankinhalt von 90 bis 110 Litern eine ungenügende Reichweite. Nach dem Frankreichfeldzug wer- den die Fahrzeuge daher mit Masse aus dem Frontdienst genommen und verschiedenen Sicherungs- und Aus- bildungseinheiten zugeteilt. Einige Sechsrad-Spähwagen sind allerdings – insbesondere in den Nachrichten- zügenderPanzeraufklärungsabteilun- gen – bis weit ins Jahr 1942 zu finden. Achtrad-Wagen Sd.Kfz. 231 Bereits 1932 ist kurz nach der Erpro- bung der Pilotserie des Sechsrad- Spähwagens klar, dass das Fahrzeug nicht die Anforderungen der neu ge- planten Panzerdivisionen bezüglich Geländegängigkeit und Reichweite erfüllen kann. Als Nachfolger und unter Nutzung der mit dem Zehnrad- Wagen gemachten Erfahrungen ent- steht 1934/35 bei den Deutschen Werken und Büssing der Achtrad- SpähwagenvomTyp GS. Ihn gibt es ebenfalls als „Waffen-“ und als „Funkwagen“ mit gewölbter Rahmenantenne, später auch als „Panzerfunkwagen“. Mit Beginn der SerienfertigungAnfang1937erhalten die Fahrzeuge zunächst die Bezeich- nung schwerer Panzerspähwagen (Sd.Kfz. 233) und schwerer Panzer- spähwagen (Fu) (Sd.Kfz. 234). Im Sep- tember 1940 bekommen sie dann die endgültigen Kfz-Bezeichnungen

Reich keine gepanzerten Gefechts- fahrzeuge.Allerdings darf die Schutz- und Ordnungspolizei einige Straßen- panzerkraftwagen für Sicherungs- einsätze behalten, die im Krieg nach den Begegnungen mit alliierten Pan- zerspähwagen für die Gefechtsauf- klärung konstruiert worden sind. DiesestraßengebundenenFahrzeuge geben im Rahmen der allgemeinen Heeresmotorisierung 1926/27 den Anstoß zur Entwicklung eines Rad- spähpanzerwagens.ErstePrototypen derFirmenBüssing(Zehnrad-Wagen), Daimler-Benz und Magirus (Achtrad- Wagen) sind technisch zu anspruchs- voll und in der Herstellung zu teuer. So entschließt man sich bald, Fahr- gestelle des 1,5-t-Dreiachs-Gelände-

53.000RM kostet die Produk- tion eines Achtrad- Panzerspähwagens (zum Vergleich Sturmgeschütz III: 85.000RM)

Die frühen „Späher“ sind untermotorisiert und haben eine zu geringe Reichweite.

Lkw (lenkbare Vorderachse, angetrie- bene Hinterachse) Mercedes-Benz TypG3a,Büssing-NAGG31undMagi- rus Typ M 208 bei den Deutschen Werken AG in Kiel mit Panzeraufbau- ten versehen zu lassen. Sechsrad-Wagen Sd.Kfz. 231 1931 entstehen die ersten Prototypen eines Sechsrad-Panzerspähwagens mitderfürdieseFahrzeugetypischen Sargform. 1933 beginnt bei Daimler- Benz und Büssing (ab 1934 auch bei Magirus) die Serienfertigung des „ge- panzerten Kraftwagens neue Bauart (Kfz 67)“. Zum Einsatz kommen soll er bei den neuen Kraftfahr- und Auf- klärungsabteilungen. Der Auftrag:

Alle dreiAusführungen lassen sich mit Eisenrädern auf dem Regelspur- netz der Deutschen Reichsbahn als Panzerdraisinen einsetzen. Im Jahr 1935 erhalten die Fahrzeu- ge die Bezeichnung schwerer Pan- zerspähwagen(Sonder-Kraftfahrzeug [Sd.Kfz.] 231), schwerer Panzerspäh- wagen (Fu) (Sd.Kfz. 232) und Panzer- funkwagen (Sd.Kfz. 263). Fünf Jahre später folgt aufgrund der gleichen Benennung der schweren Achtrad- Spähwagen die Zusatzbezeichnung „6-Rad“. Allein bis 1936 rollen rund 200 Sechsrad-Panzerspähwagen aus den Werkhallen, danach wird die Pro- duktion zugunsten derAchtrad-Versi- on eingestellt.

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