Militär & Geschichte

Zerfurchtes Gelände: Kampfspuren künden von der Dramatik der Schlacht, links sind zwei zerstörte KW-1 zu erkennen

Abgeschossen: +LHU KDW HV ]ZHL T-34 erwischt. Die meisten Sowjet- panzer werden aber nicht von deutschen Kampf- wagen vernichtet, sondern von großkalibrigen Artillerie- geschützen

fand der Kommandeur dort eine Art Panikstimmung vor, weil einige schwere Feindpanzer aus nordost- wärtiger Richtung angegriffen hatten und durch die vorhandenen Waffen nicht hatten vernichtet werden kön- nen. Teile der Kampfgruppe von Se- ckendorff waren ebenso zurückge- gangen, wie Panzer der I. Abteilung.“ Die 6. PD gibt sich indes nicht ge- schlagen, sondern tritt mit der Masse der Panzer erneut zum Angriff an. Das KTB des Panzerregiments vermerkt: „Die russischen 52-Tonner zeigten sich leider gegen Beschuss bis zu 10,5 cm fast unempfindlich, selbst einzelne Treffer einer 15 cm Kanone prallten wirkungslos ab. Durch ständige Hetze mehrerer Panzer IV gelang es jedoch, eine größere Anzahl von Kampfwagen im Laufe des Tages außer Gefecht zu

Brückenkopf ostwärts Rossienie muss durch die 6. Panzer-Division vor überraschendem feindlichen Panzer- angriff aufgegeben werden. Die Besat- zung des Brückenkopfes in Stärke einer Kradschützen-Kompanie wird hierbei nahezu völlig aufgerieben, Verwundete und Gefangene werden durch den Feind in völkerrechtswidri- ger Weise verstümmelt und umge- bracht.“ Hitziger Höhepunkt Am 24. Juni erreicht die Schlacht ihren Höhepunkt. Zu allem Überfluss steigt die Temperatur an diesem Tag auf 36Grad Celsius,wasdieKämpfenoch beschwerlicher macht. Südlich von Betygala dringt die Vorausabteilung der 290. ID des LVI. AK (mot.) über die Dubysa vor und trifft auf schwere so-

1. PD im Rücken der sowjetischen Kräf- te die Straße Raseiniai–Grinkiškis und Teile der 269. ID bilden bei Betygala einen Brückenkopf über die Dubysa. Der Ring um den Gegner beginnt sich zu schließen. Letzte Durchbruchsversuche Die Sowjetsoldaten erkennen ihre aussichtslose Lage und versuchen am folgenden Tag, nach Norden und Nordosten durchzubrechen. Der Brennpunkt der Kämpfe verlagert sich daher zur 1. PD, deren Panzerkanonen gegen die KW ebenfalls nichts aus- richten können. Das KTB der Division hält fest: „Es stellt sich bei diesem Kampf heraus, dass die einzig wirk- same Waffe gegen die schweren und schwersten Panzer der Russen die 10 cm Kanone ist, die im direkten Schuss aus offener Feuerstellung die Panzer abschießen kann.“ Dennoch kann die 1. PD fast alle Durchbruchs- versuche abwehren und mehr als 30 Sowjetpanzer zerstören. In der Nacht zum 26. Juni unterneh- men die Rotarmisten einen letzten verzweifeltenVersuch,durch den Ein- schließungsring zu entkommen. Sie verlieren dabei fast sämtliches Kriegs- gerät. Allerdings gelingt es vielen Sol- daten, in die Wälder zu entkommen und sich zu verstecken. Später schlie- ßen sie sich entweder den Partisanen an oder schlagen sich zu den eigenen Linien durch. Letzteres gelingt auch Generalmajor Kurkin, dem Komman- dierenden General des 3. mechanisier- ten Korps. Ende August 1941 erreicht er mit einigen Offizieren seines Stabs wieder die eigenen Truppen. Zur sel- ben Zeit stehen Hoepners Panzer schon kurz vor Leningrad. Doch er- obern werden sie die Stadt nie. Dr. Roman Töppel

Erst die angeforderten Kanonen können das Blatt zugunsten der Deutschen wenden.

wjetische Panzer. Da ihre Panzerab- wehrwaffen nichts ausrichten kön- nen, müssen sich die Infanteristen zurückziehen. Ostwärts von Raseiniai stößt die Kampfgruppe Seckendorff erneut über den Fluss vor, diesmal unter- stützt von eigenen Panzern. Wieder gelingt es, einen Brückenkopf auf dem Ostufer zu bilden, aber dann treten die Sowjets zum Gegenstoß an. Die leich- tensowjetischenPanzerT-26undBT-7 sind den Deutschen nicht gewachsen; viele davon bleiben zerstört liegen. Doch die schweren KW trotzen dem Beschuss. Das KTB des Panzerregi- ments der 6. PD berichtet: „Als heute früh der Regiments-Stab und die II. Abteilung die Straßengabel am Nord- ostausgang von Rossinie erreichten,

setzen und den eigenen Angriff wie- der bis etwa 3 km westlich der Dubysa vorzutreiben.“ Rammstöße gegen den Feind Da die sowjetischen KW keine Panzer- granaten haben, können sie wenig gegen die deutschen Kampfwagen ausrichten. Umgekehrt prallen die deutschen Panzergranaten immer wieder wie Erbsen an der Panzerung der KW ab. In mehreren Fällen versu- chen Kommandanten beider Seiten deshalb, Feindpanzer durch Ramm- stöße zum Stehen zu bringen. Erst am Abend beginnt sich das Blatt für die Deutschen zu wenden, denn nun treffen die dringend ange- forderten 8,8-cm-Flak sowie 10-cm- Kanonen ein. Außerdem erreicht die

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