Militär & Geschichte

... im Freien statt, für diese Sprung- und Abrollübung etwa reicht eine einfache, erhöhte Türattrappe

Mit kompletter Ausrüstung trainiert diese Gruppe den Sprung aus der Seitentür einer stehenden Ju 52

Pendelübung: Im Gurtzeug unter der Decke hängend, bereiten sich die Männer auf GLH6FKZHEHSKDVHGHV/DQGHDQɎXJVYRU 'HU*UR¡WHLOGHU$XVELOGXQJɋQGHW

später. Zwischen 4. Mai und 3. Juli 1936 findet hier der erste „Einweisungs- lehrgang für das Fallschirmspringen“ statt, an dem auch das Lehrpersonal der Schule teilnimmt. Im Rahmen dieses Lehrgangs führt Major Bruno Bräuer (später General der Fallschirm- truppe) am 11. Mai den ersten Fall- schirmsprung eines Soldaten der Wehrmacht von der Tragfläche eines Sportflugzeuges Klemm (KL) 25 durch. Für die nachfolgende allgemeine Ausbildung der künftigen Fallschirm- jäger (drei Schüler-Kompanien) ste- hen das Transportflugzeug Junkers Ju 52 sowie die Bomber vom Typ Dor-

zeugen in das Programm mit ein. Das „Ausbildungskommando für Lasten- seglerflug“, ausgestattet mit dem Las- tensegler DFS 230 für zehn Soldaten, wird in die „Transportflieger-Kampf- gruppe z.b.V. 1“ mit der Ju 52 als Schleppflugzeug eingegliedert. Vor- läufiger Standort ist der Flugplatz Darmstadt-Griesheim. Nachdem sich das erste Fallschirm- jägerbataillon der Luftwaffe etabliert hat, stellt auch das Heer im April 1937 eine „Fallschirm-Infanterie-Kompa- nie“ aus Freiwilligen auf (ab 1. Juni 1938 Fallschirm-Infanterie-Bataillon). Die durch schwere Maschinengeweh-

HINTERGRUND Eine neue Truppengattung Die Geschichte des Fallschirms reicht zurück bis ins 14. Jahrhundert, als er in China für Unterhaltungs- zwecke erprobt und vorgeführt wurde. Im Ersten Weltkrieg hat man den Fallschirm – wenn hauptsäch- lich auch als Rettungsgerät für Piloten und Ballon- beobachter – erstmals militärisch verwendet. Die Idee einer groß angelegten Luftlandung hinter den gegnerischen Linien basierte auf einer Idee des US-Generals William Mitchell kurz vor Ende des Krieges. Ende der 1920er-Jahre griff Mitchell die Idee wieder auf und ließ bei Heeresübungen, zu denen auch ein sowjetischer Pilot eingeladen war, kleinere Luftlandeeinsätze durchführen. Kurz darauf begann die Aufstellung der sowjetischen Fallschirmtruppe. Berichte hierüber gelangten nach Deutschland und führten auch hier zum Entschluss zur Schaffung einer solchen Truppengattung. Im März 1935 erhielt Hermann Göring, seit Kurzem Oberbefehlshaber der Luftwaffe, für diese Aufgabe grünes Licht.

Im Hinterland des Feindes sollen kleine Zerstör- und Sabotagetrupps aktiv werden.

re und Granatwerfer verstärkte Ein- heit bezieht in Stendal ihre Unter- kunft im Barackenlager der „Albrecht der Bär-Kaserne“. Mangels einer eige- nen Fallschirmschule erhalten die Heeressoldaten ihre Springerausbil- dung ebenfalls an der Fallschirmschu- le in Stendal-Borstel. Taktische Einsatzgrundsätze Während die Springerausbildung bei Luftwaffe und Heer die gleiche ist, be- stehen bei den taktischen Ausbil- dungszielen für den Kampf am Boden zunächst Unterschiede. Die Luftwaffenführung hat sich für die „Zerstörertaktik“ entschieden, da man die neue Truppe zunächst als Er-

nier Do 23 und Heinkel He 111 für den Sprung aus dem Bombenschacht zur Verfügung. In einem siebenwöchigen Lehr- gang sind sechs Absprünge aus einer Höhe von 250 bis 120 Meter mit dem Fallschirm RZ 1 oder RZ 16 (Rücken- fallschirm, Zwangsauslösung) einzeln und in Reihe zu absolvieren, teilweise ist ein Sprung bei Nacht vorgesehen (im Verlauf des Krieges verkürzt sich die Ausbildungsdauer auf drei bis vier Wochen). Daneben gibt es ab 1937 noch einen Erprobungszug, für das Springen mit Waffen am Mann sowie im Gebirge und ins Wasser. Ergänzend dazu bezieht man auch die Luftlandung mit Segelflug-

Die Rote Armee beginnt mit der Massenaus- bildung von Fallschirmjägern, um sie als Truppen- verband einsetzen zu können (Foto von 1934)

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