Clausewitz

SCHLAGLICHTER

Historische Ereignisse aus allen Epochen

1241 9. April

1809 20. Februar

1916 1. Juli

S eit dem 20. Dezember 1808 belagern französische Truppen die 60.000-See- len-Stadt Saragossa. Es ist bereits der zwei- te „Anlauf“, denn schon im Sommer des- selben Jahres hatte Napoleons General Charles Lefebvre-Desnouëttes ein hand- streichartiges Einnehmen des nordspani- schen Ortes antizipiert. So kann man sich täuschen! Der erfolglose Eroberungsver- such kostet die Franzosen beinahe 4.000 Mann und jede Menge wertvolles Gerät – und das in einem langwierigen Guerilla- krieg mitten in einem feindlichen Land! Jetzt sollen die Marschälle Mortier und Moncey (später kommt noch Lannes hin- zu) die Stadt im zweiten Anlauf „kna- cken“. Sie haben dazu 45.000 Soldaten zur Verfügung – darunter 3.000 Pioniere und Mineure, sowie eine große Anzahl Kano- nen. Damit sollten die Mauern doch zum Einsturz zu bringen sein. Sind sie auch, aber daraufhin entbrennt ein zäher Häu- serkampf. Die Franzosen müssen Straße um Straße mühsam erobern und so zieht sich das blutige Gemetzel bis zum 20. Feb- ruar hin. In den von Leichen übersäten Gassen sind zudem Seuchen ausgebro- chen, die einen maßgeblichen Anteil an der Niederlage der spanischen Verteidiger ha- ben. Ob die Franzosen allerdings nach zwei Anläufen mit 15.000 toten Soldaten – die jetzt schmerzlich an anderen Stellen fehlen – von einem Sieg sprechen können, ist zweifelhaft. Auf Biegen und Brechen – die Bezwingung von Saragossa

Kampfentscheidender Komposit- bogen – die Schlacht bei Liegnitz

Destruktiver „Donnerhall“ – die Detonation der Lochnagar-Mine

Bei Liegnitz fügen die Mongolen den euro- päischen Verteidigern eine desaströse Nie- derlage zu. Taktisch denkende Anführer, her- vorragende Kavallerie und der Kompositbo- gen sind das Siegesrezept des Reitervolkes D er sogenannte „Mongolensturm“ fegt wie eine unaufhaltsame Naturgewalt immer weiter nach Westen – die anbrau- senden Reiterkrieger aus den östlichen Steppen walzen jede Gegenwehr nieder. Ein hervorragendes Beispiel für die „Un- bezwingbarkeit“ der Mongolen ist die Schlacht bei Liegnitz in Niederschlesien, zu der es kommt, als die Invasoren mit einem Herr von 8.000 bis 20.000 Kriegern (die Quellen sind sich nicht einig) Polen von Os- ten her bedrohen. Eine europäische Allianz aus Deutschen, Polen sowie Rittern vom Templer- und Johanniterorden (wahr- scheinlich auch Deutschordensrittern) un- ter dem Kommando von Herzog Heinrich II. von Schlesien stellt sich den Angreifern entgegen. Die Verteidiger führen zwischen 2.000 und 25.000 Mann ins Feld – auch hier sind die Angaben der zeitgenössischen Chronisten ungenau. Wie immer die Kräf- teverhältnisse auch gewesen sein mögen, Fakt ist: Die Mongolen sind die besseren Taktiker. Mittels gelegtem Rauch und Scheinrückzügen werden die Verteidiger in die Falle gelockt und völlig aufgerieben – auch Herzog Heinrich wird gefangen ge- nommen und enthauptet. Eine schlachtent- scheidende Rolle spielt der mongolische Kompositbogen, mit dem die versierten Steppenreiter von ihren Pferden aus den Gegner unter einem Pfeilhagel begraben.

D ie Schlacht an der Somme wird mit einem – im wahrsten Sinne des Wor- tes – bombastischen Knall eröffnet: Am 1. Juli 1916 detonieren 19 Minen, die von bri- tischen Pionieren tief im Erdreich unter den deutschen Linien angebracht worden sind. Der infernalische Lärm der enormen Explosionen ist so gewaltig, dass er sogar noch im über 300 Kilometer entfernen Lon- don zu hören ist! Viele der damals entstan- denen Krater sind heute noch zu sehen, so zum Beispiel der hier gezeigte Lochnagar- Krater. In dem unterirdischen Minenstol- len wurden knapp 30 Tonnen Ammonal- Sprengstoff (der sich aus Ammoniumnitrat und Aluminium zusammensetzt) depo- niert und dann „pünktlich“ zur britischen Großoffensive gezündet. Der Minenkrieg tobt, wenn auch nicht immer in einem so spektakulären Ausmaß wie an der Somme, seit Beginn des Stel- lungskrieges im Westen (und auch in den Alpen). Zweck der Minenstollen ist die Zerstörung von Schlüsselstellungen und ganzen Grabenabschnitten. Weitverzweig- te Minensysteme verlaufen dazu tief unter der Erde. Die jeweilige Gegenseite ver- sucht, diese durch eigene Stollen zu kon- tern oder zumindest die Eingänge unter starken Artilleriebeschuss zu nehmen. An der Westfront wird besonders viel mit unterirdischen Zerstörungsladungen ge- kämpft. Die Spuren davon sind bis heute zu sehen – hier der „Lochnagar Krater“ bei La Boisselle

Napoleons Truppen können Saragossa ein- nehmen – doch der Preis ist exorbitant. Die spanische Stadt steht somit sinnbildlich für den desaströsen Feldzug auf der Iberi- schen Halbinsel, der das Kaiserreich ins Wanken bring

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