Clausewitz

KÖRPERLICHER KRAFTAKT: Die Soldaten müssen an ihre physischen Belastungs- grenzen und darüber hinaus gehen, um sich im Gebirgskrieg zu behaupten Foto: picture-alliance/SZ Photo

H ohe Schneemassen, lebensfeindliche Minustemperaturen und schwindel- erregende Höhen von bis zu zirka 2.500 Metern: Der Alltag der Soldaten am Col di Lana und dem benachbarten Monte Sief ist im Ersten Weltkrieg geprägt und über- schattet von einer ständigen Todesgefahr, die unablässig an den Nerven der Männer zehrt. Soldaten berichten in ihren Schilderungen in beinahe beiläufigem Ton über die Schrecken des Kriegsalltags, die die Kämpfe am Berg mit sich bringen. So schreiben sie dort von „zer- rissenen Leibern“, „zusammengeschmolzenen Häuflein“ und der „Hölle auf Erden“ infolge der unbarmherzigen (Nah-)Kämpfe. In einer Chronik des damals an den Kämp- fen um den Col di Lana, den Monte Sief und den Siefsattel beteiligten Landsturm-Batail- lons Nr. 165 der Österreicher heißt es: „Der italienischen Übermacht, die uns mit Hand- granaten förmlich überschüttete, gelang es

nun, in unsere Stellung einzudringen. Unge- fähr zehn Mann wurden mit Bajonett, Revol- ver oder Gewehrkolben niedergemacht. Von unserem Postenstand Nr. 3, auf dem schon vier Leute zerfetzt am Boden lagen, sammel- ten sich die Italiener zum neuerlichen Sturm.“ Selbst in den Phasen, in denen die Nah- kämpfe abflauen, beeinträchtigt der ständige Artilleriebeschuss aus größerer Entfernung das Nervenkostüm der Soldaten, die oftmals nur unzureichend auf das schwierige und tückische Terrain vorbereitet sind. Extreme Belastungen Die physischen und psychischen Belastungen, denen sich die Soldaten in den Gipfellagen der Dolomiten ausgesetzt sehen, sind extrem. Häufig müssen Gefechte aufgrund schwerer Unwetter abgebrochen werden und münden dann in einen Kampf ums nackte Überleben und nicht um Stellungen oder Frontverläufe.

KAMPFBEREIT: Die verfeindeten Truppen (im Bild italienische Gebirgsschützen) liefern sich verbissene Nahkämpfe, um ihre eroberten Positionen am Col di Lana zu be- haupten. Immer wieder wechseln wichtige Stellungen des „Blutbergs“ den Besitzer; Filmszene aus Berge in Flammen (1931) Foto: picture-alliance/SZ Photo

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Clausewitz 5/2025

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