Clausewitz

COL DI LANA

Die Soldaten gleich welcher Couleur müssen die Urgewalten der Natur über sich erge- hen lassen und hoffen, das Inferno mög- lichst unbeschadet zu überstehen. Besonders schlimm kommt es zumeist im Winter. Lawi- nen stellen eine latent drohende Gefahr dar, denn der taktische Auftrag geht vor, weshalb lawinenbedrohte Abschnitte oft nicht geräumt werden. Die vorhandenen Befestigungen in den Gipfeln und an den Hängen reichen als Schutz kaum aus. Auf beiden Seiten verteidigen meist klei- nere Kontingente ihre schwer einnehmbaren Positionen und Vorposten häufig so effizient, dass der Gegner sie selbst mit größtem Auf- wand kaum aus ihren Stellungen vertreiben MÖRDERISCHE MASSEN: Lawinen führen immer wieder zu Schneisen der Verwüstung, die Tod und Zerstörung (hier eine stark be- schädigte Brücke) hinterlassen Foto: pa/Kriegspressearchiv/ÖNB-Bildarchiv/picturedesk.com

kann. Allerdings erweist sich der Stellungs- bau im Hochgebirge als äußerst schwierig. Mühsam in die Felswände getriebene Kaver- nen sollen Schutz vor Artilleriefeuer bieten. Schützengräben, die häufig über schmale Gipfelgrate führen, bieten im Fernkampf nur wenig Schutz. So ist das Ausharren in den exponierten Kamm- und Gratstellun- gen nicht zuletzt aufgrund des technischen Fortschritts mit immer leistungsstärkeren BLICK IN DEN ABGRUND: Österreicher sei- len einen verwundeten Kameraden an einer steilen Felswand ab – überall im Gebirge lauern neben dem Feind auch andere große Gefahren Foto: picture-alliance/SZ Photo|Scherl

Kanonen und Steilfeuergeschützen extrem gefährlich. Auch der vermeintlich sicherere Dienst in der Etappe ist höchst gefahrvoll. So geht ein Großteil der Toten auf beiden Seiten auf das Konto der lebensfeindlichen Umwelt, darunter sind unzählige Lawinenopfer. Trügerische Idylle Ohnehin sind die für den Gebirgseinsatz oft nicht ausreichend ausgebildeten Männer den herkömmlichen Gefahren der Bergmassive ausgesetzt: Viele, selbst erfahrene „Gebirg- ler“ stürzen ab und zerschellen in tödlicher Tiefe. Die idyllische Landschaft mit ihren majestätischen Bergen birgt auch in vermeint- lich ruhigen Kampfpausen ihre Gefahren. So stirbt ein Offizier, zeitweise Kommandeur des Jäger-Regiments Nr. 2, Mitte Juli 1915 beim Versuch des Edelweißpflückens. Er überlebt den Absturz nicht und wird im Pustertal in Bruneck beigesetzt – ein tragisches Unglück. Andere Soldaten werden Opfer von Stein- schlägen und herabrauschenden Geröllmas- sen. Winterstürme machen den Weg durch

HINTERGRUND

Soldatenfriedhof Salesei

Der Sacrario Militare di Pian di Salesei dient als Soldatenfriedhof und Gedenkstätte nahe Livinallongo del Col die Lana (Provinz: Belluno/ Italien). Er entsteht 1938 und ersetzt eine 1922 errichtete Kriegsgräberstätte . Im Zuge des Neubaus hat man die sterbli- chen Überreste von einzelnen Soldatenfriedhö- fen am Col die Lana und der südwestlich davon gelegenen Marmolata-Gruppe umgebettet.

Auf dem Friedhof Salesei fanden 704 nament- lich bekannte Soldaten ihre letzte Ruhestätte, darunter neben 685 italienischen Gefallenen auch 19 Tote der österreich-ungarischen Armee. Außerdem sind dort die Gebeine von etwa 4.700 unbekannten Soldaten beerdigt worden. Die im Jahr 1915 Gefallenen des Deutschen Alpen- korps hat man indes vorrangig auf der deut- schen Kriegsgräberstätte Pordoi beigesetzt.

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