EDITORIAL
Motorisierte Verbände der Wehrmacht rücken Anfang September 1939 weit ins Landesinnere Polens vor, doch die Angriffsoperation mit dem Decknamen „Fall Weiß“ verläuft nicht überall planmäßig Foto: picture-alliance
Liebe Leserin, lieber Leser, noch heute wird im Zusammenhang mit dem Krieg in Polen im September 1939 im- mer wieder vom ungleichen Kampf polni- scher Kavallerie, die mit gezogenen Säbeln deutsche Panzer attackierte, berichtet. Die- se Schilderungen beziehen sich zumeist auf die Ereignisse bei Krojanty (deutsch: Krojanten) nordöstlich der Stadt Chojnice (Konitz). Dort führten polnische Reiter im Rahmen der Schlacht in der Tucheler
Reiter als auch polnische Panzerwagen beteiligt waren: „Die drei Panzerkompa- nien setzten sofort ihren Vormarsch (...) fort. Hinter Polskie-Lakie treffen sie auf polnische Kavallerie und Pak. Die 2./PzRgt 6 trifft 11 Uhr an der Straße Rozan – Bledno den ersten feindlichen Panzerwagen, der mit zwei Schuss aus 300 Meter Entfernung erledigt wird.“ Doch wie entwickelten sich die Kämp- fe in den ersten Kriegswochen bis zur Entscheidungsschlacht an der Bzura? Wie erlebten die Soldaten beider Seiten die Feuertaufe an der Front? Welche Panzer setzten Angreifer und Verteidiger ein? Antworten auf diese Fragen finden Sie in unserer aktuellen Titelgeschichte „In die Zange genommen“ auf den Seiten 12 bis 33 der vorliegenden Ausgabe. Bitte beachten Sie auch unser neues Clausewitz Spezial über Deutschlands Fallschirmjäger von 1955 bis heute (siehe Seite 62/63).
Heide einen begrenzten Gegenangriff auf vorgerückte deutsche Infanterie durch, als plötzlich Panzerspähwagen der Wehr- macht auftauchten und es zu Kampfhand- lungen zwischen den gepanzerten Fahr- zeugen und der ungeschützten Reiterei kam. Daraus entwickelte sich – vermutlich mit tatkräftiger Unterstützung eines damals vor Ort befindlichen italienischen Journalisten – der Mythos vom charakte- ristischen, ungleichen Offensivduell der Kavallerie gegen die Panzertruppe. Dennoch ist es bemerkenswert, dass die polnischen Streitkräfte 1939 über Zehntausende Kavalleristen verfügten, die auch an anderen Orten zum Einsatz kamen. So schildert die Divisionsge- schichte der 3. Panzerdivision (General- leutnant Leo Geyr von Schweppenburg) ein Gefecht der ersten Kriegstage im „Korridor“, an dem sowohl polnische
Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht Ihnen Ihnen
Dr. Tammo Luther Verantwortlicher Redakteur L ther
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Clausewitz 4/2022
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