COL DI LANA
HOHE KADENZ: Ein MG-Trupp der spezialisierten Alpini (ita- lienische Gebirgsjäger) nimmt den Gegner unter Feuer. Auch kleine Kaliber der Infanterie entfalten im Maschinenkrieg eine mörderische Wirkung Abb.: picture-alliance/Isadora/Leemage
entgegen. Die nach ihrem Explosivgeschoss „Mine“ benannten Minenwerfer, wie etwa der leichte 9-cm-Minenwerfer M.14 der k. u. k. Armee, sind Steilfeuergeschütze mit kurzer Reichweite. Ein Exemplar des 14-cm-Minen- werfers M.16 steht heute im Tiroler Kaiserjä- germuseum in Innsbruck. Beide Seiten setzen Artilleriewaffen, darunter Gebirgskanonen, Haubitzen, Mörser (Österreich-Ungarn zum Beispiel den 30,5-cm-Škoda-Mörser M 1911) und Minenwerfer verschiedenster Größe ein, um eine Entscheidung herbeizuführen – letzt- lich vergeblich. Besonders heimtückisch Noch schlimmer als die Wirkung der Artille- riegeschosse von oben ist oft indes ein Angriff von unten, der zu den besonders heimtücki- schen Mitteln des Kampfes im Gebirge zählt: Die Rede ist von der Sprengung von unter- minierten Felsen und sogar Berggipfeln. Dabei sollen mit großen Mengen an Sprengstoff gefüllte Tunnelsysteme oder Minenstollen zur Explosion gebracht werden und den Gegner förmlich aus seinen Positionen katapultieren – so auch geschehen an jenem schicksalhaften Ist es menschlich, auf sechs Kilometer Entfernung zu massakrieren, nur weil man nichts dafür kann, was dabei geschieht, und man dazu ja den Befehl bekommen hat …“ Der italienische Leutnant Gelasio Caetani am 12. September 1915 in einem Brief an seinen Vater über die gegnerische Artillerie
Tag vom 17. auf den 18. April 1916 am Col di Lana – mit entsetzlichen Folgen für die Tiroler Kaiserjäger. Einer der Überlebenden, Oberleutnant Anton von Tschurtschenthaler, erinnert sich an das Ausmaß der Zerstörung infolge der gewaltigen Sprengung vonseiten der
Italiener: „Wo man hinblickte, nur Verwüs- tung; der ganze Hang war eine Schutthalde! Die Unterstände und Kavernen im oberen Teil der Reservestellung waren nicht mehr zu sehen, alles war verschüttet, viele unse- rer Leute unter den Trümmern begraben. Unsere alte Verteidigungsstellung war bis zur Unendlichkeit entstellt, dort, wo unsere Gräben liefen (…), war ein tiefer Krater, der in Sekunden über 150 Menschenleben ver- schlungen hatte.“ Tausende Todesopfer Schließlich fordern nicht nur die Urgewalten und Folgen natürlicher Unbilden, sondern auch und vor allem die Folgen des massiven Artillerie- und Sprengstoffeinsatzes auf beiden Seiten insgesamt Tausende von Todesopfern. So bleiben schätzungsweise allein mehr als 6.000 Italiener am Col di Lana, der in den Jah- ren 1915 bis 1917 seinen tödlichen Tribut ein- fordert und den die von oben und unten bekämpften Verteidiger damals nicht ohne Grund „Berg des Eisens“ taufen.
EXTREME ANSTRENGUNG: Soldaten transportieren mit ihrer Muskelkraft ein Ge- schütz in eine Feuerstellung im Hochgebirge, um den Gegner unter Beschuss zu nehmen Foto: picture-alliance/SZ Photo|Scherl
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