Clausewitz

AUSGEKNOCKT: Ein Treffer riss ein großes Loch auf Höhe des Fahrers dieses 7TP. 20 dieser Panzer werden unbeschädigt erbeutet und von den Deutschen weiter genutzt, zumeist von Polizei-Einheiten Foto: Sammlung Anderson (2)

SCHWERTRANSPORT: Drei der leichten Di- visionen sind 1939 mit einer Panzertrans- port-Kompanie versehen. Die Tieflader- Gespanne, schwere Faun L 900 Lkw mit Sonderanhänger 115, können jeweils zwei Panzer transportieren Foto: Erdmann Die 1. leichte Division fällt aus dem Rah- men, ihre Ausstattung entspricht eher der ei- ner regulären Panzerdivision. Auch diese Di- vision ist mit „Beute-Tschechen“ ausgerüs- tet. Die Planstellen des PzKpfw III sind durch 120 PzKpfw 35 (t) ersetzt. Damit ist diese „leichte“ Division im September 1939 die kampfstärkste deutsche Einheit. Während der weiteren Zerschlagung der Tschechoslowakei im März 1939 fand man 244 dieser Panzer unter der Bezeichnung LT vz 35 vor. Da die Panzer trotz insgesamt un- terlegener Konzeption und schwächeren Leistungen in etwa dem Einsatzprofil des PzKpfw III entsprechen, beschließt man sei- ne Eingliederung ins deutsche Heer. Der nur schwache Panzerschutz der pol- nischen Panzerfahrzeuge bringt den deut- schen Verbänden klare Vorteile. Fast jeder Truppenteil verfügt über 2-cm-Waffen, sei es als Fliegerabwehrkanone oder als Hauptbe- waffnung der Vierrad-, Sechsrad- oder Acht- rad-Panzerspähwagen. Auch die leichten

VERSTÄRKUNG: Nur die 3. leichte Division ist mit dem PzKpfw 38 (t), einem „Beute-Tschechen“, ausge- stattet. Anders als der PzKpfw 35 (t), werden diese unter deutscher Besetzung weiter gebaut

Infanterie – verfügt über ein integriertes Ar- tillerie-Regiment zur Unterstützung der ei- genen Kampfhandlungen. Die Infanterie ist oft noch mit bespannten Geschützen ausge- stattet. Dies schränkt die Beweglichkeit vie- ler Einheiten ein. Die motorisierten Divisio- nen sowie die Panzerdivisionen hingegen sind mit leistungsfähigen Halbketten-Zug- maschinen ausgerüstet und zeigen auf dem Kriegsschauplatz in Polen eine überdurch- schnittliche Beweglichkeit. Gefährlicher „Veteran“ Im Bereich der Bataillonsartillerie hingegen besitzen die polnischen Verteidiger einen Vorteil. Während man auf deutscher Seite bei der leichten Feldartillerie auf leichte Feld- haubitzen (10,5-cm-le-FH 18) setzt, verfügen die Polen hier über große Bestände von 7,5- cm-Feldkanonen. Diese Geschütze, die in Frankreich entwickelte Canon de 75 modèle 1897, sind trotz ihres konzeptionellen Alters sehr wirksam. Bei ungefähr vergleichbarer Reichweite ist die Canon de 75 modèle 1897 ungleich mobiler und darüber hinaus viel- fältiger einzusetzen. So stellt diese Waffe ei- ne große Gefahr für alle deutsche Panzer dar. Den Ausgang des Feldzuges kann allerdings auch dieser „Weltkriegs-Veteran“ nicht be- einflussen. Denn die zuständigen Militärs in Polen erkennen nur unzureichend die Möglichkei- ten einer modernen Kriegführung. Die Spit- zen der polnischen Streitkräfte sind damals zu sehr in ihrem statischem Denken verhaf- tet. Die Hoffnung, die deutschen Angriffs- verbände im heroischen Ringen frühzeitig vor den eigenen Verteidigungsstellungen aufhalten zu können, erfüllt sich nicht.

PzKpfw II können hier punkten. Sie sind den polnischen Panzern gleichwertig. Somit hat die Panzertruppe selbst keine Probleme, alle an der Front eingesetzten polnischen Pan- zertypen zu bekämpfen. Dasselbe gilt auch für die Panzerabwehr der Wehrmacht mit ih- rer 3,7-cm-Pak. Die polnische Kampfdoktrin ist noch in den Mustern des Stellungskrieges verhaftet, die taktischen Fähigkeiten sind eher schwach ausgeprägt. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Truppenteilen ist schlecht. Selten kommt es zum konzentrier- ten Einsatz der vergleichsweise wenigen Panzerfahrzeuge. Die deutsche Artillerie ist der polnischen 1939 überlegen. Jede Division – Panzer oder

GEFÜRCHTETE WAFFE: Auch Polen importiert größere Mengen der französischen Canon de 75 modéle 1897. Dieses Geschütz vom Kaliber 75 Millimeter zeigt auch 1939 noch hervorra- gende ballistische Leistungen Foto: NARA

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Clausewitz 4/2022

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