Clausewitz

SINGAPUR 1942

verbunden mit dem Gefühl, vom Westen in die Ecke gedrängt worden zu sein –, ent- schließen sich Japans militärische und politi- sche Entscheidungsträger zu einem „Befrei- ungsschlag“ im asiatisch-pazifischen Raum: Am 7./8. Dezember 1941 beginnt Japans kon- zertierter Angriff in Südostasien und im Pazi- fik. Ziel ist es, sich so den Zugriff auf die Roh- stoffe Südostasiens zu sichern, insbesondere die Ölvorkommen Niederländisch-Indiens. Circa zwei Stunden vor dem Überraschungs- angriff auf den US-Pazifikflottenstützpunkt Pearl Harbor landen erste japanische Trup- pen bei Kota Bharu im Norden Britisch-Ma- layas (bestehend aus der Malaiischen Halbin- sel einschließlich der Insel Singapur). Es han- delt sich um Einheiten der unter dem Kommando von Generalleutnant Tomoyuki Yamashita stehenden 25. Armee, der den Ruf eines „Deutschlandexperten“ innehat. In Vorbereitung des Malaya-Feldzugs, an dessen Ende die Eroberung Singapurs stehen soll, ist Yamashita zu der Überzeugung ge- langt, dass die von ihm akribisch studierte Blitzkrieg-Strategie der Wehrmacht – kombi- niert mit einem massiven Einsatz von Pan- zern – die Schablone für die Eroberung Malayas und Singapurs darstellen soll. Das Überraschungsmoment und insbesondere Geschwindigkeit hält Yamashita für kriegs- entscheidend, um gegen die vermeintlich übermächtigen Briten den Sieg erringen zu können. Diese Ansicht hat er seinen Offizie- ren immer wieder eingebläut – mit Erfolg, wie Kawamuras Tagebucheintrag verdeutlicht.

TRÜGERISCHE SICHERHEIT: Offiziere der britischen Armee inspizieren Anfang 1942 die Verteidigungsanlagen der „Festung Singapur“. An der Spitze der rohstoffreichen Malaiischen Halbinsel gelegen, gilt sie als Juwel der britischen Kolonien und ist eine bedeutende Militär- und Marinebasis – und ist entsprechend gut geschützt Abb.: picture alliance/TopFoto

Von Fahrrädern „überrollt“ Ähnlich wie die Wehrmacht Polen und Frankreich überrennt, nehmen die Soldaten der aus drei Divisionen bestehenden und 60.000 Mann umfassenden japanischen 25. Armee die Malaiische Halbinsel hand- streichartig ein: Bereits in den ersten Stun- den der Invasion bringen sie die vor allem im Norden befindlichen Flugplätze der bri- tischen Royal Air Force (RAF) unter ihre Kontrolle. Bereits am 10. Dezember setzen

die japanischen Angreifer ein militärisches Ausrufezeichen: Die ohne Flugzeugträger- Geleit von der landseitigen Luftsicherung abhängigen Schlachtkreuzer Repulse unddas Schlachtschiff Prince of Wales werden ver- senkt. Japans Streitkräfte haben damit zu ei- nem frühen Zeitpunkt hier die See- und Luft- hoheit inne. Zu Lande zeichnen sich die Ein- heiten der 25. Armee bei ihrem Vormarsch in südlicher Richtung entlang der Küstenli- nien im Westen und Osten durch ein Höchst-

DIE FESTUNG WIRD „GEKNACKT“: Japanische Soldaten kämpfen sich in die schwer verteidigte Stadt an der Südspitze der Ma- laiischen Halbinsel vor. Die leichten Panzer der Invasionstruppen kommen auf den von Kautschuckarbeitern angelegten Straßen rasch voran und erreichen so schnell Singapur Abb.: picture alliance/TopFoto

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