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RUHE VOR DEM STURM: Thomas Gast (vorne links) und seine Kameraden im Kongo – die ernsten Gesich- ter zeugen von der nervlichen Anspannung, die jeden Legio- när vor einem Kampfeinsatz überkommt – die Kunst ist es, die Angst zu kontrollie- ren und nicht die Nerven zu verlieren. Das unterscheidet die Profis von den Amateu- ren… MARKE EIGENBAU: Das in Zentralafrika verwendete Kriegsgerät wirkt teilweise wie aus dem postapokalypti- schen Actionfilm MadMax (1979) – hier ein umfunktio- nierter Toyota Pick-up 2 SCHUTZENGEL AUS FRANKREICH: Hier sind Le- gionäre bei der Evakuierung von Zivilisten aus Zentral- afrika zu sehen. Die ursprüng- liche Aufgabe von Thomas Gast und seinen Männern ist die Rettung französi- scher Staatsbürger aus Kinshasa 1 3
Derweilen war im Camp ORSTOM zu- sätzliche Einsatzmunition eingetroffen. Ori- ginalverpackt und auf Paletten geliefert, wurde sie sofort an die Züge verteilt. Wäh- rend ich zusah, wie mein Stellvertreter, ein Belgier, die Munition an die Gruppen aus- gab, überdachte ich einige essenzielle Dinge. Ich wäre verrückt gewesen, mich nicht über den kommenden Einsatz zu freuen. Diese Freude aber war, wie immer bei mir, auch begleitet von Fragen, die ich mir im Stillen selbst stellte: Was genau wird auf mich und auf meine Männer zukommen? Bin ich auf der Höhe dessen, was man von mir erwar- tet? Wie werde ich mich dieses Mal verhal- ten, wenn ich im Feindfeuer liege, den Ge- fahren und dem Stress des Kampfgesche- hens ausgesetzt? Werde ich der Vorgesetzte sein, den meine Jungs sich wünschen, und: Kann ich das Vertrauen, das sie in mich set- zen, rechtfertigen? Wie Katzen in der Nacht In der zweiten Nacht, es war die Nacht vom 16. auf den 17. Mai, geschah haargenau das, was ich mir kurz zuvor gedanklich ausge- malt hatte. Wir rückten in voller Ausrüstung und bis an die Zähne bewaffnet mit fast nur Munition im Sturmgepäck an, bestiegen dis- kret die Boote, fuhren bis in die Flussmitte,
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Clausewitz 4/2022
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