Clausewitz

Der Schrecken

KURZES LEBEN, EWIGER MYTHOS: Die Einsatzgeschichte des deutschen Super-Schlachtschiffes ist kurz, aber ereignisreich: In der Dänemarkstraße konnte die Bismarck die HMS Hood versenken, kurz darauf wurde sie von einer großen britischen Flotte gejagt, gestellt und zerstört. Trotz ihrer kurzen Einsatzzeit gehört sie zu den legendärs- ten Kriegsschiffen aller Zeiten Abb.: picture alliance

der Meere

D ie Bismarck war der Schrecken der Meere – und das gleich in zweifacher Hinsicht: Erstens war Hitlers „Super- schlachtschiff“ der Alptraum der Royal Navy, die darin eine Gefährdung ihrer traditionellen Domäne – der Weltmeere – sah. Zweitens war die Bismarck der Schrecken für ihre Besat- zung, da sie für fast alle Matrosen zum nassen Grab wurde … Zusammen mit ihrem Schwesterschiff, der Tirpitz , war die Bismarck das größte Schiff der Kriegsmarine – und es waren die einzigen deutschen Schlachtschiffe, die es an Feuerkraft mit der Flotte Großbritanniens (oder der Riche- lieu ) aufnehmen könnten. Die Artillerie der Gneisenau oder Scharnhorst war im Vergleich dazu eher schwach. Eigentlich war es dem Reich durch das deutsch-britische Flotten- abkommen von 1935 verboten, Kriegsschiffe mit mehr als 35.000 Tonnen Verdrängung zu bauen – die Bismarck hatte am Ende trotzdem deutlich mehr. Völlig einsatzbereit war das Schiff erst im Frühling 1941. Im Mai zog sie mit der Prinz Eugen in den Atlantik, um Jagd auf britische Handels- und Versorgungsschiffe zu machen. Nach einem Halt in Norwegen wurde sie allerdings von gegnerischen Aufklärungs- flugzeugen entdeckt und ab diesem Zeit- punkt beobachtete und verfolgte die Royal Navy sie ständig. Der Schlachtkreuzer HMS Hood und das neue Schlachtschiff HMS Prince

of Wales (im Januar 1941 in Dienst gestellt) dampften in die Dänemarkstraße zwischen Grönland und Island, um die kleine deutsche Flotte abzufangen. Die sich daraus ergebende Seeschlacht vom 24. Mai 1941 endete mit der Versenkung der Hood und der Beschädigung der Prince of Wales – aber auch die Bismarck

musste einige Treffer einste- cken, die so schwerwiegend waren, dass Admiral Karl Lütjens sich dazu entschied, die Prinz Eugen und die Bis- marck zu trennen: Erstere sollte weiter Jagd machen, letztere nach Saint-Nazaire an der französischen Atlantik- küste fahren, um dort repa- riert zu werden. Nun nahm das Schicksal seinen Lauf: Am 26. Mai konnte ein Swordfish-Torpedobomber der HMS Ark Royal das Ruder des deutschen Schlachtschif-

HITLERS HIGHTECH-SCHIFF: Die Bismarck war bei Ihrer Fertigstellung 1941 eines der modernsten Schlachtschiffe der Welt – Groß- britannien hatte zu diesem Zeitpunkt wenig Vergleichbares, da die meisten Schlacht- schiffe der Royal Navy bereits mehr als 20 Jahre auf dem Buckel beziehungsweise unter dem Kiel hatten. Entsprechend groß war die Aufmerksamkeit, die man der Bismarck schenkte Abb.: picture alliance

fes beschädigen – die Bismarck trieb hilflos auf dem Ozean. Am Morgen des nächsten Tages fielen die Schlachtschiffe HMS King George V und HMS Rodney sowie mehre Kreu- zer und Zerstörer über die Bismarck her – nach kurzer Zeit war der einstige Stolz der Kriegsmarine nur noch ein Wrack auf dem Grund des Meeresbodens. Es gab lediglich 118 Überlebende.

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Clausewitz 5/2025

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