SCHLACHTEN DER WELTGESCHICHTE | HEMMINGSTEDT 1500
LANDSKNECHTE VERSUS LANDWIRTE Kampf um die Bauernrepublik
norddeutsche
17. Februar 1500: Ein kampferprobter Haufen Landsknechte trifft auf ein Bauernaufgebot. Eigentlich sieht das nach einem sehr schnellen Sieg für die „Pro- ƂVqDXV'RFKZDVVLFKLQGHPVXPSƂJHQQRUGGHXW - schen Marschland abspielt, ist eine Überraschung, mit GHUZRKOQLHPDQGJHUHFKQHWKDWtDPDOOHUZHQLJVWHQ die siegessicheren Landsknechte!
Von Hagen Seehase
D ie Holsteiner Landschaft Dithmar- schen an der Nordseeküste ist altes sächsisches Siedlungsgebiet, geprägt durch Großbauerntum auf landwirtschaft- lich ertragreichem Marschboden. Offizieller Lehnsherr der Dithmarscher ist seit Ende des 12. Jahrhunderts der Erzbischof von Bremen – faktisch regieren sich die Dithmarscher aber selber mit einem Rat von 48 Richtern auf Lebenszeit, die aus dem Großbauerntum stammen. Einzige nennenswerte städtische Ansiedlung ist Meldorf. Der Wohlstand weckt Begehrlichkeiten und zweimal (1319 und 1403/04) müssen sich die Dithmarscher Eroberungsversuchen durch die Holsteiner erwehren, beide Male erfolgreich. Anno 1473 belehnt Kaiser Friedrich III. den Dänenkönig Christian I. (gleichzeitig Herzog von Holstein) mit Dithmarschen, 1477 bestätigt der Papst zudem die Lehns- herrschaft des Bremer Erzbischofs. Der Kai- ser, der wegen derartiger Streitereien keinen Konflikt mit dem Papst möchte, revidiert seine Haltung. 1481 tritt Friedrich die Nach- folge seines Vaters Christian als Herzog von
Holstein an, Friedrichs älterer Bruder Johann wird als Johann I. König Dänemarks, Norwe- gens und Schwedens. Die Herrschaft über Schweden ist aber durch eine schwedische Nationalbewegung unter dem Ritter Sten Sture in Frage gestellt, die die volle Aufmerk- samkeit von König Johann (dänisch „Hans“) erfordert. Das ist gut für die Dithmarscher, die vorsichtshalber Bündnisse mit verschie- denen Hansestädten eingehen, denen die Ambitionen des neuen Dänenkönigs auch nicht geheuer sind. Eine stattliche Streitmacht 1499 hat König „Hans“ die Verhältnisse in Schweden zu seinen Gunsten vorerst geklärt und wendet sich Dithmarschen zu. Auf einer Ratsversammlung in Rendsburg verlangt er neben der Anerkennung der Lehnshoheit sei- nes Bruders 15.000 Mark jährlich an Abgaben und den Bau dreier Zwingburgen im Kern- gebiet Dithmarschens. Dessen Bewohner reagieren renitent und alle wissen: Es wird Krieg geben. Auf den ersten Blick wirken die Kräfte- verhältnisse klar: Die Dithmarscher erhalten
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